Saul "Canelo" Alvarez hat den mit Spannung erwarteten "Rückkampf des Jahres" gegen Gennadi Golowkin hauchdünn gewonnen, aber wieder nicht für Klarheit gesorgt.
Golowkin fühlt sich verschaukelt
Nach zwölf actionreichen und hart umkämpften Runden fühlte sich der entthronte Mittelgewichts-Weltmeister Golowkin um seine Titel betrogen.
Vor 22.000 begeisterten Zuschauern in Las Vegas setzte sich Alvarez knapp nach Punkten durch - ein Jahr, nachdem der erste, von Golowkin dominierte Fight mit einem hoch umstrittenen Unentschieden geendet war und eine sportliche Rivalität zur persönlichen Feindschaft machte.
Golowkin kassierte in seinem 40. Profikampf - der auch von einer Doping-Affäre Alvarez' überschattet worden war - die erste Niederlage. Er verlor die Mittelgewichts-Weltmeistertitel der Verbände WBC, WBA (Super-Version) und IBO. Alvarez sicherte sich auch den vakanten Titel des "Ring Magazine".
LeBron James und Will Smith fiebern mit
Das Duell zwischen Golowkin und Alvarez war heiß erwartet worden, der Kasache und der Mexikaner gelten für Experten als gewichtsklassenübergreifend beste Boxer der Welt. Auch kommerziell entwickeln sie sich immer mehr zu Zugpferden.
Ihr erster Fight spielte 70 Millionen Dollar ein und wurde von 1,3 Millionen US-Zuschauern via Pay Per View bestellt, der Rückkampf musste den Kunden 84,99 Dollar wert sein. Unter den Zuschauern des Rückkampfs waren LeBron James und Will Smith.
Canelo spricht von "klarem Erfolg"
Die Kampfrichter Dave Moretti und Steve Weisfeld sahen den 29-Jährigen Alvarez mit 115:113 vorn, Glenn Feldman (alle USA) wertete den Kampf mit 114:114. Ein hauchdünnes und auch diskussionswürdiges Urteil, aber kein so skandalträchtiges wie im ersten Kampf. Was ihm Gewicht gibt: Moretti war beim ersten Kampf der einzige Punktrichter, der das Duell zu Gunsten von Golowkin gewertet hatte.
Statistisch gesehen hatte Alvarez - der weit offensiver als im ersten Fight nach vorn ging - auch die bessere Treffer-Quote, brachte 202 von 622 Punches ins Ziel (33 Prozent). Golowkin traf zwar öfter, schlug aber auch deutlich häufiger daneben, landete 234 von 879 (27 Prozent).
Der 36 Jahre alte Golowkin verschwand umgehend nach der Urteilsverkündung in seine Umkleidekabine in der T-Mobile Arena, wo ein erlittenes Cut über seinem rechten Auge mit acht Stichen genäht wurde. Auch Alvarez musste eine unappetitliche Platzwunde hinnehmen.
"Ich bin zufrieden, weil ich einen tollen Kampf gegeben habe. Es war ein klarer Erfolg", sagte Alvarez. Golowkin sah das anders, verpackte seine Kritik an den Kampfrichtern aber in diplomatische Worte.
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Golowkin: "Beim nächsten Mal nicht Las Vegas"
"Ich fühle mich als Champion, er ist aber auch einer", sagte Golowkin: "Ich werde nicht sagen, wer heute Abend gewonnen hat, da der Sieg nach Ansicht der Punktrichter Canelo gehört. Ich dachte, ich hätte besser gekämpft als er."
Eine Andeutung, dass er sich von den US-Kampfrichtern benachteiligt fühlte, ließ er sich dann aber doch entlocken: "Den nächsten Kampf machen wir besser in einer anderen Stadt als Las Vegas." Ein Rückmatch wolle er "absolut".
Einen Beigeschmack bekommt Alvarez' Sieg auch dadurch, dass er vor der Revanche sechs Monate wegen Dopings gesperrt wurde, er war positiv auf das Mittel Clenbuterol getestet worden. Alvarez erklärte es mit dem Genuss von verseuchtem Fleisch, Golowkin glaubte ihm nicht und verwies öffentlich auf verdächtige Einstichstellen, die er schon beim ersten Kampf bei seinem Gegner entdeckt hätte.