Der Mega-Deal des Sommers ist unter Dach und Fach: Cristiano Ronaldo verlässt Real Madrid und wechselt zu Juventus Turin. Profitieren Juventus und Ronaldo vom Wechsel oder macht der Deal eher weniger Sinn?
Pro und Contra zum Ronaldo-Wechsel
SPORT1 beleuchtet den Transfer in einem Pro-und-Contra.
Matthias Becker, Leiter Digitale Redaktion: Ronaldo zeigt Stärke
Hätte Cristiano Ronaldo nicht bis zum Karriere-Ende bei Real Madrid bleiben müssen, um eine echte Legende zu werden? Um auf einer Stufe zu stehen mit Francesco Totti, Ryan Giggs, Steven Gerrard, Philipp Lahm oder sogar Lionel Messi? Profis, die (fast) nur für einen Verein gespielt und Großes erreicht haben?
Nein, hätte er nicht! Ronaldo wird so oder so als Legende in die Geschichte Reals eingehen. Vier Champions-League-Triumphe in fünf Jahren sprechen für sich. Ronaldo hat die größte Real-Epoche seit den 1950er-Jahren nicht nur begleitet, sondern als ihr Gesicht geprägt.
Dass Ronaldo mit 33 Jahren nochmal den Sprung zu einem anderen europäischen Top-Verein wagt, ist sportlich ein Zeichen von Stärke und in allen anderen Belangen ein Zeichen von Kalkül.
Juventus Turin und seine Fans werden Ronaldo zu Füßen liegen. Die Serie A wird ihn umschmeicheln wie es zuletzt nur die Bundesliga mit Trainer Pep Guardiola gemacht hat. Und Ronaldo wird auch im Trikot von Juve abliefern. Dafür sind der Verein und die Liga das richtige Umfeld.
In der Serie A gehört der Portugiese in seinem Alter noch lange nicht zum alten Eisen. Dass es insgesamt etwas langsamer zugeht als in der spanischen Liga, wird es ihm ermöglichen, noch mehrere Jahre auf höchstem Niveau zu spielen, sich in der Liga nicht zu verausgaben und auch in der Champions League weiter glänzen zu können.
Dass er 30 Millionen Euro im Jahr bekommt, ist für Ronaldo nett, schätzungsweise aber auch nicht mehr entscheidend. Zumal er mit dem Wechsel nach Italien auch seine Steueraffäre abschließen kann. Die bringt ihm dem Vernehmen nach in Spanien ein saftiges Bußgeld und eine Bewährungsstrafe ein. Um die Bewährung muss er sich aber natürlich in Italien keine Sorgen mehr machen.
Wenn er Juve zum ersehnten Titel in der Champions League schießt, wird ihm das Gehalt vermutlich aus Dankbarkeit sowieso Brutto für Netto ausbezahlt. Ronaldo hat aus seiner Sicht also alles richtig gemacht.
Holger Luhmann, SPORT1-Redakteur: Juves Rechnung geht nicht auf
In Turin sind sie ganz aus dem Häuschen.
Die Fans träumen, dass Juventus zum dritten Mal endlich wieder Europas Thron besteigen wird. Der Grund: Weltfußballer Cristiano Ronaldo.
Wenn sie sich da mal nicht zu früh freuen.
Ronaldos Lebenswerk als Fußballer ist unbestritten. 451 Tore für Madrid, allein vier Titel mit Real in der Champions League. Seine Leistungen sprechen eine eindeutige Sprache.
Dagegen steht: Ronaldo ist 33 Jahre alt. Schon in der abgelaufenen Saison hat er dem Spiel von Real nicht mehr den Stempel aufgedrückt wie in den Jahren zuvor. Und wie es dem Selbstverständnis eines CR7 entspricht.
Ronaldo hat das gespürt. Hinzu kommt, dass mit Trainer Zinedine Zidane ein großer Fürsprecher Real verlassen hat. In Turin schlägt Ronaldo nun - auch nach seinem Jahrhundert-Fallrückzieher im Champions-League-Halbfinale – jene Verehrung entgegen, derer er sich in Madrid nicht mehr gewiss sein konnte.
Letztlich ist Ronaldos Abschied von Real aber ein Eingeständnis, dass seine größte Zeit vorbei ist.
Juventus greift für Ronaldo tief in die Taschen. 232 Millionen Euro, zusammengesetzt aus der Ablöse und dem Gehalt für vier Jahre, sind ein ordentlicher Batzen. Klar: Juventus darf sich auf einen gehörigen Imagegewinn und explodierende Merchandising-Erlöse freuen.
Ob die Rechnung mit Ronaldo aber sportlich aufgeht, ist äußerst zweifelhaft.