Am 4. Juni 2014 stand Frank Lampard zum letzten Mal für den FC Chelsea auf dem Rasen - es endete eine Ära. Nun könnte er die Blues zum zweiten Mal verlassen müssen, vielleicht ja auch zum letzten Mal.
Wer könnte Chelsea übernehmen?
13 Jahre lang hatte der gebürtige Londoner seine Knochen für den Klub aus der britischen Hauptstadt hingehalten und an der Stamford Bridge eine Heimat gefunden. Nach seinem Abschied als Spieler war er im Sommer 2019 als Trainer zurückgekehrt.
Doch nun sind dunkle Wolken über Chelseas Heimspielstätte aufgezogen, die nicht nur mit dem oftmals trostlosen englischen Wetter im Januar zu tun haben. Die Klub-Ikone steht vor dem Aus.
Lampard kann mit Chelsea nicht den nächsten Schritt gehen
Tatsächlich wäre Lampard wohl bereits nicht mehr Trainer von Chelsea, wenn er nicht einen derart hohen Stellenwert bei den Blues hätte.
Der 42-Jährige steht mit seiner Mannschaft nach 17 Spielen mit 26 Punkten auf Rang neun der Tabelle der Premier League. Die Blues haben drei Punkte weniger auf dem Konto als es zum selben Zeitpunkt in der letzten Saison der Fall war - und in der hatte Chelsea keine knapp 250 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben. (Die Tabelle der Premier League)
Genau das ist der Knackpunkt. In seiner ersten Spielzeit als Chelsea-Coach wurde Lampard dafür gefeiert, dass er mit einem Team gespickt mit jungen Wilden, aber ohne teure Zugänge, die Premier League aufmischte und sich letztlich für die Champions League qualifizierte. In diesem Jahr sollte der nächste Schritt folgen - doch der bleibt aus.
Mit den Verpflichtungen von Timo Werner (für 53 Millionen Euro von RB Leipzig), Kai Havertz (für 80 Mio. von Bayer Leverkusen), Ben Chilwell (für 50 Mio. von Leicester City) und Hakim Ziyech (für 40 Mio. von Ajax Amsterdam) sollte zum Angriff auf die Überflieger FC Liverpool und Manchester City geblasen werden.
Kritik an Lampard wächst
Doch die Neuzugänge schlagen noch nicht wie erhofft ein, und das wird auch Lampard angekreidet. "Ich kann sehen, warum sie Kai verpflichtet haben. Aber ich kann noch nicht sehen, was Frank Lampard mit ihm vorhat", hatte zuletzt Leverkusens Trainer Peter Bosz gegenüber The Athletic Kritik am Engländer geübt. Auf der Insel fällt die Kritik noch deutlich lauter aus.
Intern scheint das nicht anders zu sein, denn nach Informationen von The Athletic sind die Verantwortlichen von Chelsea bereits auf der Suche nach einem neuen Coach. Ein Hauptgrund dafür ist, dass Lampard noch keinen Platz für Havertz und auch Werner gefunden hat.
Beim 4:0-Sieg im FA Cup gegen den FC Morecambe am Sonntag konnten zwar beide treffen - der Gegner war aber eben auch nur ein Viertligist.
In der Premier League verlor Chelsea zuletzt vier der letzten sechs Spiele, in denen sie nur vier Punkte einfuhren. Zuletzt gab es eine klare 1:3-Pleite gegen die Citizens. "Wir sind nicht auf einem Level mit ManCity und Liverpool. Und wir sind auch nicht mit den Abramowitsch-Teams auf einem Niveau, die die Titel geholt haben", erklärte Lampard.
Das Problem: Seit dem Einstieg von Chelsea-Boss Roman Abramowitsch im Sommer 2003 ist der Vereinsheld sogar der schlechteste Trainer. Er kommt auf einen Schnitt von 1,67 Punkten pro Spiel. Seit 2003 waren alle anderen Bosse an der Seitenlinie besser.
Eine Pleite beim Drittplatzierten Leicester City am 19. Januar könnte das Aus von Lampard besiegeln - der Kredit als Fan-Liebling und Rekordtorschütze von Chelsea wäre wohl verspielt.
Doch wie geht es dann weiter?
Tuchel als Favorit auf die Nachfolge?
Eine naheliegende Lösung könnte Thomas Tuchel darstellen. Der deutsche Coach wurde rund um Heiligabend bei Paris Saint-Germain entlassen und ist verfügbar.
Für ihn spricht die Erfahrung eines Champions-League-Finals und auch, dass er als Landsmann von Werner und Havertz einen besseren Draht zu den Stareinkäufen haben könnte. Mit Antonio Rüdiger steht auch noch ein dritter deutscher Nationalspieler im Kader der Blues.
The Athletic sieht Tuchel als Favoriten auf die Trainerposition beim FC Chelsea, es geistern aber auch noch andere Namen durch London. Laut The Independent sollen genau vier Namen auf der Shortlist von Abramowitsch und Co. stehen: Tuchel, Massimiliano Allegri, Brendan Rodgers und Ralph Hasenhüttl.
Allegri ist seit eineinhalb Jahren vereinslos und trainierte zuletzt Juventus Turin. Der 53 Jahre alte Italiener hat viel Erfahrung, war allerdings noch nie außerhalb Italiens tätig.
Bei Rodgers und Hasenhüttl gibt es derweil ein anderes Problem: Beide Trainer sind bei anderen Premier-League-Klubs unter Vertrag und stehen mit diesen verdammt gut da. Rodgers ist mit Leicester Dritter und könnte Lampard sogar aus dem Amt befördern. Hasenhüttl steht mit dem FC Southampton überraschend auf Rang fünf, bezwang sogar zuletzt Jürgen Klopps Liverpool.
Am meisten spricht für Tuchel, aber noch ist Lampard im Amt. Wenn er weiter bei seinem Herzensklub bleiben will, dann muss er allerdings schnell liefern.