Im Alter von 13 Jahren hatte der heute 18-jährige Amad Diallo Traoré bereits klare Vorstellungen: Er wollte Profifußballer werden und neben Frankreich-Star Paul Pogba spielen. Im Dezember 2015 gelang es dem Kind, sein Vorbild zu umarmen und mit dieser Aufnahme sein Instagram-Profil einzuweihen.

Er wusste nicht, dass er fünf Jahre später mit Pogba bei Manchester United im Team stehen würde. Die Engländer haben bereits im Sommer 21 Millionen Euro an Atalanta Bergamo für den Flügelspieler überwiesen. Durch weitere Zahlungen kann sich die Summe noch auf 40 Millionen Euro erhöhen.

Diallo hat einen Fünfjahresvertrag bekommen, spielte bis Januar weiter für Atalanta und ist ab sofort dank erhaltener Arbeitserlaubnis für ManUnited im Einsatz. 

Diallo: Wunderkind oder überbewertet?

Die Meinungen zu diesem Transfer gehen auseinander. 

Viele Fans und Fachmänner zogen am 5. Oktober - dem letzten Tag des geöffneten Transferfensters - bei der Nachricht des Diallo-Wechsels trotzdem verwundert die Augenbrauen hoch. Diallo ist ein völlig unbeschriebenes Blatt! 

Es ist nicht einmal bekannt, wie das vermeintliche Wunderkind genannt werden will. An seinem 18. Geburtstag änderte der Teenager seinen Namen bei Instagram in Amad Diallo. Mittlerweile heißt er dort jedoch wieder Amad Diallo Traoré. Auf seinem Trikot bei Atalanta stand nur Amad.

In seinem Podcast Here we go sagte der italienische Journalist Fabrizio Romano, dass die United-Bosse überzeugt seien vom Potenzial des 18-Jährigen und ihn für einen der drei besten Teenager der Welt hielten. 

Ein italienischer Scout warnte nun bei ESPN: "Ja, er ist hervorragend im Juniorenbereich. Für dieses Geld müsste Amad aber ein zukünftiger Weltstar sein. Und er ist nicht auf dem Level mit den Supertalenten Ansu Fati, Rodrygo oder Reinier."  

Der Jugendexperte verriet, dass er Diallo auf einer Potenzial-Skala mit Höchststufe 10 mit einer 7,5 bewerte. Das entspreche einem "angehenden Stammspieler eines Klubs auf Champions-League-Niveau". Viele Jugendspieler haben höhere Werte als Diallo. 

Diallo schreibt bei Atalanta Geschichte

Manchester United kennt den Neuen ganz genau. "Er ist seit 2016 auf dem Radar, als er bei der U15 bei Spielen beobachtet wurde. Seitdem hat der Klub ihn verfolgt", schrieb der Verein bei der Verkündung. 

Das Spitzenteam muss also zu ähnlichen Schlüssen wie der italienische Scout gekommen sein. In seinem Bericht verkündete er seinem Verein: "Er kommt gut mit Kontakt zurecht. Er ist in der Lage, auch bei starken körperlichen Attacken auf den Beinen zu bleiben. Er hat einen niedrigen Schwerpunkt, gutes Gleichgewicht. Er vollzieht beeindruckende Richtungswechsel mit und ohne Ball, hat zudem eine hervorragende Körperbeherrschung und Koordination. Er ist sehr schnell auf kurzen Strecken, verliert auf längeren Distanzen etwas an Kraft und Geschwindigkeit."

Fest steht: Diallo hat erst 59 Minuten bei den Profis von Atalanta gespielt. Diese Saison stehen zwei Kurzeinsätze zu Buche. Aber bereits bei seinem Debüt sorgte er für Furore und zeigte sein riesiges Potenzial. Am 27. Oktober 2019 wurde er gegen Udinese Calcio eingewechselt und bekam in der 83. Minute halbrechts den Ball. Diallo zog in die Mitte, ließ einen Gegenspieler stehen und traf mit links aus 20 Metern flach ins Netz. 

Er schrieb mit dem Tor Geschichte. Diallo ist der erste Spieler des Jahrgangs 2002, der in Italiens erster Liga traf. 

Ähnlich stark wie Fati und Camavinga?

Nur zwei jüngere Spieler haben in der vergangenen Saison in den großen Ligen Europas getroffen: Barcas Ansu Fati (16 Jahre und 10 Monate) und Eduardo Camavinga (17 Jahre und ein Monat) von Stade Rennes. Nach dem Tor startete das Mega-Talent aber nicht durch. Stattdessen lief Diallo im weiteren Saisonverlauf fast ausschließlich für die zweite Mannschaft in der Primavera 1 auf (16 Spiele, sechs Treffer und fünf Vorlagen) und unterstützte Atalantas Team in der UEFA Youth League mit einem Treffer und drei Vorlagen.

Die Zahlen sind stark. Zudem erhält Diallo auch viel Lob. 

Der ehemalige italienische Torhüter Giovanni Galli erinnerte sich bei Football Italia an seine erste Begegnung mit dem Supertalent. Er sah den Teenager 2014 mit seinem Bruder Hamed Traoré (Profi bei AS Sassuolo).  

"Ihre Qualität war unglaublich. Sie haben mit den 1999 geborenen Jungs trainiert. Hamed wurde 2000 geboren, Amad erst 2002. Trotzdem gab es eine große Kluft zwischen ihnen und den anderen. Amad war gewaltig. Er hat große technische Fähigkeiten. Die Art, wie sie den Ball berührten, war anders, sie machten Tricks und all das. Sie waren auf einer anderen Ebene", sagte der Ex-Profi. 

Atalanta-Star Gómez: "Amad spielt wie Messi"

Auch bei Atalantas Stars hat Diallo für staunende Blicke gesorgt. "Es gibt Verteidiger in der ersten Mannschaft, die ihn oft nicht stoppen können. Um ihn im Training zu bremsen, müssen wir ihn umgrätschen! Er spielt wie Messi", bestätigte Kapitän Alejandro Gómez während eines Live-Videos bei Instagram mit Italien-Legende Christian Vieri.

Messi ist tatsächlich auch das Idol von Amad. "Ich versuche, seine Züge nachzuahmen", verrät er.

Ähnlich wie Barcas Superstar hat Uniteds neues Wundertalent in der Jugend bereits herausgeragt - obwohl er stets der Jüngste war. 

Ermittlungen gegen Diallos Familie 

Es kam deshalb oft die Frage: Ist er sogar zu gut für sein Alter?

Die Staatsanwaltschaft in Parma hatte bereits 2014 ihre Zweifel. Es gab Ermittlungen gegen seine Familie. Der Vorwurf gegen seine Mutter Marina Edwige Carine Teher und seinen Vater Hamed Mamadou Traoré: "Falsche Angaben und Beihilfe zur illegalen Einwanderung". Diese List hätte die Einreise nach Italien erleichtert, meinten die Behörden. Bewiesen wurde diese Anschuldigung nicht. 

Amad Diallo kam in Abidjan in der Elfenbeinküste zur Welt und mit acht Jahren nach Italien in die Provinz Parma. Drei Monate nach Beginn der Ermittlungen kehrte Diallo Parma dann den Rücken und ging nach Bergamo. Bei einem Weihnachtsturnier im Trikot des G.S. Boca Barco zeigte er sich in Topform, und Atalanta wollte ihn unbedingt haben. 

Ab sofort wird das Supertalent dann das Trikot von Manchester United tragen. Und bei den Red Devils tatsächlich im selben Verein spielen wie Paul Pogba.