Newcastle United könnte in naher Zukunft um die Europapokalplätze oder gar den Titel in der Premier League kämpfen.
Der Prinz mit Blut an den Händen
Möglich macht das die Übernahme des Traditionsklubs durch ein saudi-arabisches Konsortium, das unter dem Einfluss des berüchtigten saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman „MBS“ steht. Er beerbt Mike Ashley bei den Magpies.
Dem aktuellen Eigentümer bringt dieser Deal 300 Millionen Pfund (circa 350 Millionen Euro) ein. Viel Geld für einen Verein, der nach sieben Partien in der Premier League auf Rang 19 liegt!
„Nach Abschluss der Eigentümer- und Direktorenprüfung durch die Premier League wurde der Verein mit sofortiger Wirkung verkauft“, erklärte die Premier League.
Auch Newcastle United bestätigte den Hammer bei Twitter.
Bin Salman besitzt ein Schloss
Mit einem Schlag sind die „Toons“ zumindest finanziell konkurrenzfähig zu den Spitzenteams.
Denn bin Salman, der gleichzeitig Thronfolger, Verteidigungs- sowie stellvertretender Premierminister Saudi-Arabiens ist, verfügt über ein gigantisches Vermögen von rund 300 Milliarden Euro. Die saudische Königsfamilie wird insgesamt auf circa 1,25 Billionen Euro geschätzt.
Zum Privatvermögen des 36-jährigen bin Salman zählen unter anderem eine riesige Jacht sowie das Château Louis XIV, das er für den Weltrekordpreis von 285 Millionen Euro erwarb. Diese Zahlen machen deutlich, dass auch auf dem Transfermarkt die nächsten Rekorde fallen könnten - trotz Coronakrise (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Premier League).
Saudischer Kronprinz an Mord beteiligt?
Doch bei einer genaueren Betrachtung der Person des Kronprinzen fallen schmutzige Details auf. Bin Salman steht unter Verdacht, 2018 mindestens indirekt am Mord an dem kritischen Journalisten Jamal Khashoggi in der saudischen Botschaft in der Türkei beteiligt gewesen zu sein.
Regelmäßig bemängeln Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International die Beschränkungen der Pressefreiheit und von Frauenrechten in Saudi-Arabien - trotz der vielbeachteten Aufhebung des Fahrverbots.
Zudem gibt es immer noch die Folterstrafe, obwohl der Kronprinz nach außen einen betont pro-westlichen, liberalen Modernisierungskurs samt Antikorruptionskampagne fährt. Zudem ist er maßgeblich für die kriegerische Eskalation im Jemen verantwortlich.
Newcastle-Fans feiern
Bei den meisten Fans der Magpies lässt eine Protestwelle aber auf sich warten. Im Gegenteil: In der nordenglischen Arbeiterstadt feierten die Anhänger kurz nach Bekanntgabe der Übernahme ausgelassen vor dem Stadion und stimmten Gesänge an!
Selbst Klub-Legende Alan Shearer witterte völlig begeistert: „Jaaaaaa! Wir können wieder hoffen!“
Kritik gibt es nur von außerhalb des Klubs.
Englands Ex-Nationalspieler Gary Lineker merkte an: „Fußball-Fans wollen Erfolg ihres Klubs. Aber zu welchem Preis? Das Dilemma der Newcastle-Fans.“
Amnesty International reagierte bestürzt auf den Einstieg des Scheichs und forderte die Premier League auf, die Menschenrechte bei der Prüfung von Investoren deutlich mehr zu beachten.
Der Deal sei laut der Organisation ein Versuch von Salman, „die erschreckende Menschenrechtsbilanz mit dem Glamour des Spitzenfußballs zu übertünchen“.
Bin Salmans Kalkül ist klar. Bisher engagierte sich vor allem das Emirat Katar im globalen Leistungssport. Mit den Kataris liegt Saudi-Arabien seit 2017 allerdings im Clinch. Offiziell, weil man Katar vorwirft, Terroristen in der Region aktiv zu unterstützen. Mit einem eigenen Engagement im Sport strebt MBS einen weiteren Imagegewinn im Westen an - und würde seinem Rivalen noch etwas in die Quere kommen.
Neymar? Stillt der Prinz die Gier der Elstern?
Newcastles Anhänger sind nun gespannt. Sie haben lange unter Ashley gelitten, der den viermaligen Englischen Meister in 14 Jahren zweimal in die zweite Liga geführt hatte. Die Fans kritisierten Ashleys schlechtes Management, protestierten mit Bannern und boykottierten vereinzelt die Spiele der Mannschaft im St. James‘ Park.
Viele Newcastle-Fans träumen dagegen von einem Aufschwung nach den Demütigungen. Fast wirkt es, als gäbe es eine neue Euphorie um den Klub, wie ihn der fiktive mexikanische Fußballer Santiago Munez im Film „Goal“ ausgelöst hatte.
Mit den saudischen Millionen wären Transfers des Weltrekordhalters Neymar, der 2017 Paris Saint-Germain 222 Millionen gekostet hatte, oder seines PSG-Kollegen Kylian Mbappé finanziell möglich.
Alteingesessene Klubeigentümer wie Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan von ManCity, Roman Abramowitsch vom FC Chelsea oder die Glazer-Familie bei Manchester United müssen nun womöglich um ihre Vormachtstellung in der Premier League bangen.
Auch wenn nicht alles Gold ist, was beim saudischen Kronprinzen glänzt. Zumindest in den Träumen der Newcastle-Fans streben die Elstern diesem neuen Glanz entgegen.