He did it again: Lange hat es nicht gedauert, bis der Bad Boy auf dem Platz auch zum Bad Boy neben dem Platz wurde. Nach der 2:4-Niederlage seines Teams beim FC Barnsley in Englands dritter Liga soll Fleetwood-Town-Coach Joey Barton Barnsleys deutschen Trainer Daniel Stendel tätlich angegriffen haben.
Barton: Wahnsinn auf zwei Beinen
Der englische Fußballverband (FA) und die lokale Polizei ermitteln. Stendel, der nach Informationen der Daily Mail zwei beschädigte Frontzähne vom zahnärztlichen Notdienst versorgen lassen musste, wollte sich auf SPORT1-Anfrage zunächst nicht zu Bartons Attacke äußern.
Im schlimmsten Fall könnte sie das Aus für Barton in seiner Debüt-Saison als Trainer bedeuten. Der Engländer war schon öfter mit dem Gesetz im Konflikt, und es wäre auch nicht das erste Mal, dass die FA sich zu einer empfindlichen Strafe gegen ihn gezwungen sieht.
Dieser erneute Ausfall reiht sich ein in eine lange Liste von Vorfällen - zwischen skurril und unfassbar ist alles dabei. Dass Barton überhaupt noch in der Fußballwelt stattfindet, grenzt an ein Wunder, hat der ehemalige Mittelfeldspieler doch alles getan, um seinem Image größtmöglichen Schaden zuzufügen.
Auf dem Spielfeld fiel er zwar auch durch aggressive Spielweise und brutale Fouls auf, doch es sind erst einmal die Eskapaden neben dem Platz, die die Schlagzeilen bestimmten. Und Barton lieferte gefühlt wöchentlich neuen Stoff.
Skandale bestimmen die Schlagzeilen
Mit großer Regelmäßigkeit folgen Ausraster und öffentliche Entschuldigung aufeinander. Barton gelobte oft Besserung, bisher scheint es aber, als würde es sich dabei nur um leere Versprechungen handeln. Schon zu Beginn seiner Karriere bei Manchester City sorgte der Heißsporn für Komplikationen.
In einem Freundschaftsspiel 2004 zettelte er eine Massenschlägerei an, die ganze zehn Minuten andauerte. Wenige Wochen später legte er sich auf der Weihnachtsfeier der Citizens mit einem Jugendspieler an, drückte eine Zigarette auf dessen Auge.
Seine Karriere für Manchester City endete dann in bester Barton-Manier: Im Training geriet er mit seinem Mitspieler Ousmane Dabo aneinander, schlug diesen erst bewusstlos und dann noch weiter auf ihn ein.
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City reagierte sofort, suspendierte Barton und verkaufte ihn an Newcastle United. Bei der folgenden Gerichtsverhandlung kam der damals 25-Jährige noch glimpflich davon, erhielt nach dem Schuldeingeständnis nur eine Bewährungsstrafe.
Seine erste Zeit in Newcastle war dann vor allem durch Verletzungen geprägt. Als er im Dezember 2007 wegen einer Knöchel-Verletzung ausfiel, nutzte er die Pause, um seine Heimatstadt Liverpool unsicher zu machen und dabei über die Stränge zu schlagen.
Die traurige Konsequenz der Sauftour: Barton geriet mit seinem Bruder und seinem Cousin in einen Streit, streckte erst einen Mann nieder und schlug dann weiter auf das am Boden liegende Opfer ein.
Der ganze Ausraster wurde von den Überwachungskameras festgehalten und so musste Newcastles "Enfant terrible" dieses Mal gravierende Konsequenzen hinnehmen. Die Richter verurteilten ihn zu sechs Monaten Haft, von denen er letztlich 74 Tage absitzen musste.
Alkoholpause nur von kurzer Dauer
Danach deutete sich tatsächlich eine ernsthafte Läuterung an, Barton verzichtete vorerst auf Alkohol, bis dahin ein ständiger Begleiter seiner Karriere. "Wenn man Fußball spielt, hat man eine Menge Druck von den Fans und den Medien. Deshalb habe ich nach Spielen immer getrunken", sagte er dem französischen Magazin So Foot. Von langer Dauer war seine "Ruhephase" jedoch nicht.
In einem Spiel gegen seinen Ex-Klub Manchester City im Mai 2012 teilte Barton, mittlerweile Kapitän der Queens Park Rangers, erst einen Ellbogencheck gegen Carlos Tévez aus, trat dann gegen Kun Agüero nach und konnte gerade noch so daran gehindert werden, Vincent Kompany eine Kopfnuss zu verpassen. Die Folge waren zwölf Spiele Sperre durch die FA und erneut ein Wechsel.
Per Leihe ging es nach Frankreich zu Marseille, bevor er nach einer nochmaligen Station bei QPR und Burnley und einer erneuten Sperre durch die FA seine Spieler-Karriere beendete.
Der heute 36-Jährige hatte eingestanden, spielsüchtig gewesen zu sein und insgesamt über 1.200 Wetten auf Fußballspiele abgegeben zu haben. Daraufhin wurde er mit einer 18-monatigen Sperre belegt. Diese reduzierte der englische Verband um fünf Monate und ermöglichte ihm so den Antritt als Chef-Coach bei Fleetwood im Sommer 2018.
Skandal-Erfahrungen als Vorteil
Seine Eskapaden sieht Barton mittlerweile eher als Vorteil im Umgang mit den eigenen Spielern. "Ich hatte einige Kontraste in meiner Karriere, also wenn ein Spieler mit einem Problem zu mir kommt, hab ich es selbst vielleicht schon durchgemacht", sagte Barton dem englischen Guardian. "Meine chaotische Karriere wird mir als Trainer helfen."
Nun scheint es allerdings so, als würde er in alte Verhaltensmuster zurückfallen und seine zweifelhaften Angewohnheiten als Spieler auch in neuer Position übernehmen. Ob er sich nach solchen Aktionen wie gegen Daniel Stendel lange an der Seitenlinie halten wird, darf bezweifelt werden.
Mittlerweile müssten beim Namen Joey Barton bei sämtlichen Klub-Verantwortlichen die Alarmglocken schrillen. Neben einer schillernden Persönlichkeit holt man sich auch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einiges an Ärger und Negativschlagzeilen in den Verein.