Antonio Valencias Stimme hat bei Manchester United Gewicht. Erhebt er sie gegen seinen eigenen Trainer, wird deutlich, dass es im Klub mehr als nur rumort.
Mourinhos schleichender Niedergang
Auf Instagram hatte der Kapitän einen Post geliked, in dem es hieß "It's time for Mou to go" - dass er den Like später wieder verwarf, machte die Sache nicht besser. Auch der 33-Jährige hat sich ins "Anti-Mourinho-Lager" eingereiht.
Teamintern wird die Zahl der Widersprecher Mourinhos immer größer. Martial, Rashford, Pogba, Sanchez: Die Liste der Spieler, mit denen er sich überworfen hat, ist lang geworden.
ANZEIGE: Jetzt Fanartikel von Manchester United sichern - hier geht es zum Shop
Mourinho vor dem Aus bei ManUnited
Der Rauswurf des Portugiesen bei Manchester United scheint nur noch eine Frage der Zeit.
Nach dem mageren 0:0 im Schicksalsspiel gegen den FC Valencia ist die Uhr für den Star-Trainer beim englischen Rekordmeister in seiner dritten Saison so gut wie abgelaufen.
Der Niedergang des Portugiesen kam schrittweise, Stück für Stück beförderte sich Mourinho bei seinem Arbeitgeber selbst auf das Abstellgleis. Doch wie konnte es dazu kommen? SPORT1 mit einer Bestandsaufnahme.
Mourinho legt sich mit Fans und Presse an
Dass Mourinho selten ein Blatt vor den Mund nimmt und zurückfeuert, wenn er verbal angegriffen wird, ist allgemein bekannt. Allerdings tut er sich damit keinen Gefallen, denn nach seinen Wutausbrüchen auf sämtlichen Pressekonferenzen hielten es die Medien erst recht nicht mehr mit dem Portugiesen. "The Special One" wurde zu "The Arrogant One".
Auf die Frage, warum er Marcus Rashford in der bisherigen Saison bloß 121 von 360 möglichen Spielminuten gewährte, setzte er zu einem minutenlangen Monolog an: "Unter mir hatte er in zwei Spielzeiten 105 Einsätze, 5744 Spielminuten und 63,7 Partien, in denen er 90 Minuten auf dem Platz stand. Und dann reden die Leute über Einsatzminuten. Ich glaube, sie sind ein bisschen verwirrt."
"Einige Journalisten sind ziemlich besessen von mir und haben ein Problem mit zwanghaften Lügen. Daher kann ich erwarten, dass sie am Sonntagmorgen aufwachen und wie so oft als erstes an Jose Mourinho denken werden. Sie tun mir leid."
Ähnlich bockig reagierte der Trainer, als er Offensiv-Star Anthony Martial nach dem öffentlichen Druck der Fans zurück in den Kader holte, die Partie gegen West Ham aber verloren ging: "Seit Monaten fordern die Leute Anthony Martial, also habe ich dem nachgegeben." Schuld sind eben immer die anderen.
Uniteds Philosophie ist verloren gegangen
Allerdings ist nicht nur Mourinhos Umgang mit dem Team, den Ex-Kapitän Rio Ferdinand bemängelt, ein Problem. Vereinslegende Paul Scholes kritisierte vor allem die defensive Spielweise der Red Devils. Auch Klub-Idol Eric Cantona vermisst fehlende Kreativität.
Beim mageren 0:0 gegen Valencia am Dienstag forderten die Fans am Ende der Partie mehr Offensivpower, riefen: "Attack, attack, attack!", nachdem bereits Pogba beim Heimspiel gegen die Wolves moniert hatte: "Wenn wir zu Hause spielen, sollten wir angreifen, angreifen, angreifen. Das ist das Old Trafford. Wir sind hier, um anzugreifen!"
Destruktiv statt offensiv, unattraktiv statt kreativ: Die Spiel-Philosophie, für die Manchester United immer stand, ist unter Mourinho verloren gegangen. Schlechtester Saisonstart seit 1989, drei Niederlagen aus den ersten sieben Premier-League-Partien, League-Cup-Aus gegen Zweitligist Derby County, Platz zehn in der Liga sind die Konsequenz.
Das verflixte dritte Jahr
Seit Mai 2016 ist der portugiesische Startrainer bei den Red Devils im Amt, befindet sich aktuell in seiner dritten Saison, was kein gutes Omen für den 55-Jährigen bedeutet. Bereits bei Porto, Real Madrid und Chelsea war die Beziehung zwischen Verein und Trainer spätestens nach der dritten Saison beendet.
Seine Amtszeit in Portugal endete 2004 erfolgreich mit dem Gewinn der Champions League, es folgten drei Spielzeiten in London bei den Blues. 2013 wurde sein Vertrag bei Real ebenfalls nach drei Jahren aufgelöst, bei seiner Rückkehr zu Chelsea scheiterte Mourinho wieder im dritten Jahr.
Zieht auch ManUnited im verflixten dritten Jahr die Reißleine? Wenn ja, wird die Trennung teuer für den Verein. Mourinhos Vertrag läuft noch bis 2020, mit Option auf ein weiteres Jahr. Das Jahresgehalt soll bei rund 15 Millionen Euro liegen - eine Abfindung würde den Klub finanziell empfindlich treffen.