Italien hat sich die Krone Europas aufgesetzt, Argentinien die Südamerikas. Doch wer war jetzt eigentlich der beste Spieler dieser Saison?
Wer schnappt sich den Ballon d'Or?
Nach den beiden großen Kontinental-Turnieren ist die Saison nun beendet. Fragt sich, wer die Auszeichnung des Ballon d'Or für den besten Spieler der Saison bekommen wird. Einen alles überragenden Kandidaten gibt es diesmal nicht.
In den letzten Jahren stellte sich zumeist nur die Frage: Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo? Elf der letzten zwölf Auszeichnungen gingen an die beiden Superstars. Doch in diesem Jahr ist das Rennen knapp, SPORT1 hat die heißesten Kandidaten zusammengetragen.
Lionel Messi
Der Rekordsieger des Ballon d'Or wird auch dieses Jahr wieder ein Wörtchen um die Auszeichnung mitreden - was neben seiner einzigartigen Klasse auch noch einen anderen Grund hat: Der Argentinier gewann mit seinem Heimatland die Copa América und erfüllte sich damit einen großen Traum. Ausgerechnet gegen den großen Rivalen Brasilien um Neymar, im legendären Maracana.
Messi spielte ein überragendes Turnier und führte Argentinien mit vier Toren und fünf Vorlagen zu seinem ersten Titel mit dem Nationalteam. Auch für den FC Barcelona, bei dem der momentan vereinslose Superstar wohl bald einen neuen Vertrag unterzeichnen wird, hatte er zuvor wieder abgeliefert.
Mit 30 Treffern wurde der 34-Jährige Torschützenkönig in La Liga und mit Barca gewann er immerhin die Copa del Rey. Auch in dieser Spielzeit geht der Ballon d'Or nur über Messi. Für ihn wäre es das siebte Mal, dass er mit dem Preis auszeichnet wird.
Cristiano Ronaldo
Messis ewiger Rivale dürfte in diesem Jahr weniger Chancen haben, seinen sechsten Ballon d'Or zu gewinnen - immerhin hat er mit dem italienischen Pokal nur einen Titel gewonnen.
Allerdings wurde der Portugiese Torschützenkönig der Serie A (29 Treffer) und dann auch noch der Europameisterschaft. Bei der EM stand er mit fünf Treffern gemeinsam mit Patrik Schick aus Tschechien ganz oben in der Torjägerliste. Er brauchte außerdem weniger Minuten für ein Tor als sein Stürmerkollege.
Mit 36 Jahren ist Ronaldo noch immer voll im Saft, das hat er bewiesen. Doch alles überragt hat er in dieser Saison nicht mehr, mit Portugal scheiterte er als Titelverteidiger zudem im Achtelfinale an Belgien.
"Doppelpass on Tour": Deutschlands beliebtester Fußballtalk geht auf große Deutschlandtour! Auftakt in Mainz und Frankfurt am 11. und 12. August - weitere Tourtermine und Tickets unter www.printyourticket.de/doppelpass oder unter der Ticket-Hotline (Tel. 06073 722740; Mo.-Fr., 10-15 Uhr)
Jorginho
In Brasilien geboren, mit Italien Europameister. Jorginho dürfte seine Einbürgerung in das Land, in das er mit 15 Jahren ging, kaum mehr bereuen. (Bericht: Italiens Held der keiner sein sollte)
Jorginho wird in Italien als der neue Maestro gesehen, als der legitime Nachfolger von Andrea Pirlo. Bei der EM zog er im Mittelfeld der Italiener die Fäden und räumte viel ab, was die Gegner dem Europameister entgegenzuwerfen hatten.
Mit dem Triumph im Wembley Stadium machte er eine Traum-Saison perfekt. Mit dem FC Chelsea hatte er schon die Champions League gewonnen. Auch bei den Blues ist er für Trainer Thomas Tuchel unverzichtbar.
Der 29-Jährige befindet sich auf dem Höhepunkt seines Schaffens, was ihm zu einem ernsthaften Anwärter auf den Ballon d'Or macht. Da wird man auch seinen verschossenen Elfmeter im EM-Finale schnell vergessen.
Harry Kane
Es war der große Traum von Harry Kane, als Kapitän den EM-Pokal in den Nachthimmel von London zu stoßen. Stattdessen blieb Trauer und Frust.
"Im Elfmeterschießen verlieren ist das Schlimmste", sagte Kane, der seinen Versuch aus elf Metern sicher verwandelt hatte. Der Stürmerstar hatte eine schwache Gruppenphase gespielt, drehte in der K.o.-Phase aber mit vier Treffern auf. Im Endspiel ackerte er viel und versuchte voranzugehen. Ein Tor gelang ihm in den 120 Minuten aber nicht.
In der Premier League setzte sich der 27-Jährige mit 23 Treffern hingegen die Torjäger-Krone auf. Sein Makel: Kane hat noch nie einen Titel gewonnen - genau deswegen will er Tottenham Hotspur auch verlassen.
Es scheint, als müsse Kane zunächst einen großen Triumph feiern, bevor er den Ballon d'Or gewinnen könnte.
Robert Lewandowski
Der Pole hat mit dem FC Bayern reichlich Titel gewonnen, bei der EM war mit seinem Heimatland allerdings schon in der Gruppenphase Schluss - trotz dreier Lewandowski-Tore.
Der Weltfußballer des Jahres 2020 hat seine brillante Form bestätigt und unglaubliche 48 Tore in 40 Pflichtspielen für den deutschen Rekordmeister erzielt. Außerdem knackte er den ewigen Müller-Rekord mit 41 Treffern in der Bundesliga.
Lewandowski hat einige Argumente auf seiner Seite, konnte in dieser Spielzeit mit der deutschen Meisterschaft aber nur einen Titel gewinnen
Kylian Mbappé
Die EM endete für den aufstrebenden Youngster mit einer großen Enttäuschung - ausgerechnet er verschoss den entscheidenden Elfmeter im Achtelfinale gegen die Schweiz, der das Ausscheiden des Weltmeisters bedeutet.
Für die Franzosen spielte Mbappé insgesamt keine gute EM, doch für Paris Saint-Germain wusste er durchaus zu überzeugen. 42 Tore in 47 Pflichtspielen erzielte der 22-Jährige, der vor allem in der Champions League zeigte, dass er Messi und Ronaldo nachfolgen könnte.
Da er keinen großen Titel gewann, wird Mbappé dieses Jahr womöglich leer ausgehen, in den nächsten zehn Jahren wird der Ballon d'Or aber wohl nur noch über ihn zu gewinnen sein.
Giorgio Chiellini
Mit 36 Jahren erfüllte sich Giorgio Chiellini doch noch einen ganz großen Wunsch: seinen ersten Titel mit der italienischen Nationalmannschaft.
Während seiner langen Karriere hat er sich als einer der besten Innenverteidiger der Welt einen Namen gemacht. Er und Kollege Leonardo Bonucci können Vorlesungen in Harvard über das zentrale Verteidigen halten, hatte Star-Coach José Mourinho einmal gesagt.
Das zeigte Chiellini auch bei der EM, bei der er als Kapitän wahnsinnig abgeklärt verteidigte. Außerdem ist er ein echter Typ der Fußball-Welt, wie sich nicht nur bei der Seitenwahl mit Spaniens Kapitän Jordi Alba zeigte.
Chiellini wäre ein ungewöhnlicher Preisträge, ein Ballon d'Or für den Italiener wäre aber als ein Preis für sein Lebenswerk zu verstehen.