Bei nüchterner Betrachtung ist die geplante Super League nicht mehr als ein Privatturnier.
Revolution der Generation Playstation
Zwölf Klubs tun sich zusammen, um nach ihrem eigenen Modus einen Turniersieger zu ermitteln, und laden sehr herzlich befreundete Vereine und Sponsoren zur Teilnahme ein. In Deutschland kennt man solche Konstruktionen in bescheidener Form schon. Dort etikettierte man diese Turniere mit "Audi-Cup" oder "Telekom-Cup" und nicht so großspurig mit dem Begriff "Super League". (Super League: Die internationalen Pressestimmen zum neuen Wettbewerb)
Trotzdem versetzt allein die Ankündigung in der Nacht zum Montag, dass aus dem Hirngespinst weniger Klubbosse ein konkretes Planspiel entsteht, den europäischen Fußballverband UEFA in höchste Alarmbereitschaft.
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Die Aufregung ist berechtigt und nicht allein mit dem Kontrollverlust zu begründen, den eine private Organisation bei der UEFA verursacht. Die Allianz der zwölf Klubs aus England, Spanien und Italien legt die Schwächen der UEFA schonungslos offen.
Die UEFA muss einerseits die Interessen aller 55 Mitgliedsverbände bedienen, die von Zypern und Georgien ebenso wie die von England und Italien. Andererseits kennt die UEFA die Treiber ihres internationalen Geschäfts: Das sind eben die Vertreter der lukrativen Ligen und nicht Island und Montenegro. Um die Großen bei Laune zu halten, hat man das Monster über Jahre mit immer mehr Geld gefüttert. Die Großklubs wurden noch reicher und berühmter - und beißen jetzt zurück.
Revolution von oben
Die sechs Klubs der Premier League sowie die drei aus der La Liga und der Serie A wollen ihr Geld aus der Champions League nicht länger mit kleinen Klubs teilen, die nicht attraktiv sind, und nicht mit einem Verband, der einen Rest von Solidarität abverlangt. Die Revolution von oben ist nur konsequent und will den Fußball liefern, den die "Generation PlayStation" längst an der Spielkonsole gestaltet: Dort spielt meist der FC Liverpool gegen Juventus Turin und nicht Apoel Nikosia gegen Dynamo Tiflis.
"UEFA mit halbgaren Reformen"
Zunächst klingt die Idee einer Super-League nicht populär, weil niemand den Gedanken einer elitären Klub-Allianz mit dem Grundgesetz des Fußballs, dass auf dem Rasen alle gleich sind, in Einklang bringen kann. Zu Ende gedacht, vollzieht die Super League nur, was gelebte Praxis ist, und beendet die Heuchelei endlich. Wo die UEFA mit halbgaren Reformen bei der Champions League den Schein von Gerechtigkeit wahren wollte, fällt mit der Super League die Maskierung.
Machen wir uns nichts vor: Die Prominenz der Startergruppe wird weitere Klubs magnetisch anziehen. Allein dieses Line-Up: Der FC Liverpool mit den zwei Manchester-Klubs United und City sowie dem London-Verbund mit Arsenal, Tottenham und Chelsea, dazu aus Italien die Mailänder von AC und Inter sowie Juventus Turin, aus Spanien die Madrilenen von Real und Atletico sowie FC Barcelona.
Gemeinsam transferieren sie unaufhaltsam Tradition in die Moderne.
Machtkampf im Spitzenfußball
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In der Corona-Krise offensichtlicher als davor. Die Bundesliga-Vereine Bayern München und Borussia Dortmund werden sich auf Dauer nicht gegen eine Teilnahme stemmen können, wenn sie ihre Daseinsberechtigung nicht auf die Bundesliga und eine womöglich zweitklassige Champions League beschränken wollen.
Irgendwann wird man Farbe bekennen müssen, sollte die Super League mehr als ein Druckmittel auf die UEFA werden.