Deutschland hat keine Sturmtalente mehr? Von wegen!
Sturm-Juwel eifert Haaland nach
Mit Karim Adeyemi entwickelt sich fernab des großen Rampenlichts ein Offensivmann immer mehr zur großen Hoffnung für den DFB.
Mit 18 Jahren ist der Stürmer bei RB Salzburg nicht wegzudenken, spielt eine starke Saison und sorgte mit seinem Team bereits gegen den FC Bayern in der Champions League für Furore. (Spielplan und Ergebnisse der Champions League)
Gegen Lokomotive Moskau gelang dem deutschen Junioren-Nationalspieler bereits sein erster Treffer in der Königsklasse. In der österreichischen Liga schoss Adeyemi in dieser Saison bisher ein Tor und legte vier auf.
Im Interview spricht das Juwel bei SPORT1 über seine Jugend bei der SpVgg Unterhaching, seine Karrierepläne und Erling Haaland.
SPORT1: Karim Adeyemi, Sie haben mit Salzburg in dieser Saison erste Erfahrungen in der Champions League gesammelt. Wie wertvoll sind diese Minuten gewesen?
Karim Adeyemi: Mein erstes Spiel in der Champions League durfte ich gleich gegen den FC Bayern München machen. München ist meine Stadt und dann spielst du gleich gegen den besten Verein der Welt. Das war natürlich ein super Erlebnis, das ein junger Spieler sein Leben lang nicht vergessen wird. Natürlich hilft es mir auch bei meiner Entwicklung weiter. Ich möchte gerne auch in Zukunft in der Champions League spielen.
Adeyemi: "Erstes Champions-League-Tor 100 mal angeschaut"
SPORT1: Sie durften gegen Lokomotive Moskau auch gleich über Ihren ersten Treffer in der Königsklasse jubeln. Wie war das Gefühl?
Adeyemi: Das Tor gegen Moskau habe ich auch ein paar Tage später noch nicht realisieren können. Es war ein superschönes Gefühl für mich. Ohne übertreiben zu wollen: Ich habe mir das Tor bestimmt mehr als 100 mal angeschaut.
SPORT1: Die Gegner hießen neben Moskau aber auch FC Bayern München und Atlético Madrid. Bekommt man gegen die Top-Teams als junger Spieler auch klar aufgezeigt, wo man sich verbessern muss?
Adeyemi: Natürlich sind solche Duelle in der Champions League wertvoll für einen jungen Spieler. Wenn ich nichts zu verbessern hätte, dann würde ich wohl ganz woanders spielen. Es gibt immer etwas zu verbessern, egal ob man nun ein älterer oder jüngerer Spieler ist. Doch ich kann mich nicht nur in der Champions League, sondern auch in der österreichischen Liga weiter verbessern.
SPORT1: In welchen Bereichen sehen Sie den größten Verbesserungsbedarf?
Adeyemi: Meine nächsten Schritte sind klar. Ich muss taktisch weiter reifen, das Spiel noch mehr verstehen und lernen, die Philosophie des Trainers zu verinnerlichen. Ich will dem Team noch stärker helfen und mehr Torbeteiligungen beitragen. Im Torabschluss kann ich auch immer besser werden. Daran arbeite ich.
SPORT1: Wie zufrieden sind Sie generell mit Ihrer Entwicklung?
Adeyemi: Ich bin zufrieden mit dem Stand, auf dem ich mich derzeit bewege. Ich freue mich sehr, dass ich hier in Salzburg spielen darf und regelmäßig meine Minuten erhalte. Jeder Augenblick auf dem Platz ist wertvoll.
Adeyemi schwärmt von Haaland
SPORT1: Sie sagten einmal: "Es ist für junge Spieler ein sehr gutes Sprungbrett und eine Bühne, um sich zu zeigen. Red Bull Salzburg ist einer der besten Klubs, die dich als jungen Spieler weiterbringen können." Erling Haaland ist ja seit einem Jahr in aller Munde. Ist dessen Weg ein Vorbild für Sie?
Adeyemi: Ob Erling Haaland ein Vorbild ist? Das ist schwierig zu sagen. Aber natürlich hast du als Spieler im Kopf, welche auf deiner Position am besten sind. Haaland macht einen super Job bei Borussia Dortmund, er hat sich sehr gut entwickelt und ist in vielen Bereichen gewachsen. Davon kann ich mir eine Scheibe abschneiden. Ich kann mich aber nicht mit Haaland vergleichen und meinen eigenen Weg gehen. Aber man kann sich bei so einem guten Spieler immer etwas abschauen.
SPORT1: Haben Sie eine Wunschliga für diesen nächsten Schritt?
Adeyemi: Ich will gerne in einem Klub spielen, bei dem ich mich wohlfühle. Natürlich träume ich von einem Champions-League-Sieg. Es wäre toll, bei einem Klub zu spielen, der regelmäßig um den Sieg in der Champions League mitspielt. Aber das habe ich gerade nicht im Kopf. Für mich ist wichtig, dass ich mich in Salzburg weiterentwickele.
SPORT1: Sie werden nächste Woche 19 Jahre alt und lehnten in der Vergangenheit schon ein Angebot des FC Chelsea ab, weil es noch nicht der richtige Zeitpunkt war. Fühlen Sie sich überhaupt schon gerüstet für einen Wechsel in eine größere Liga?
Adeyemi: Mir ist jetzt zunächst wichtig, dass ich regelmäßig spiele. Mein Fokus liegt derzeit auf der österreichischen Liga. Ich bin sehr zufrieden, dass ich hier so viel Einsatzzeit erhalte. Ich bin voll fokussiert auf die Aufgabe in Salzburg. (Spielplan und Ergebnisse der Bundesliga in Österreich)
Adeyemi: "Unterhaching hat mir das beigebracht"
SPORT1: Wenn aber plötzlich der FC Bayern München, Borussia Dortmund oder RB Leipzig anklopfen würden: Welcher Klub wäre denn derjenige, für den Sie sich entscheiden würden?
Adeyemi: Ich weiß nicht, wie in den Vereinen gearbeitet wird, schließlich kenne ich die Verantwortlichen nicht. Ich würde mich aber für den Verein entscheiden, bei dem ich mich am wohlsten fühle.
SPORT1: Wie schwierig ist es, wenn man als so junger Spieler plötzlich bei Mannschaften wie Chelsea, Barcelona oder Bayern auf der Liste stehen soll, auf dem Boden zu bleiben? Wer hilft Ihnen dabei?
Adeyemi: Das ist nicht so schwer, auf dem Boden zu bleiben. Ich habe noch nichts erreicht, auch wenn ich jetzt in der 1. Liga in Österreich spiele. Ich finde es aber – in Anführungszeichen - ganz normal, dass ich nicht abhebe. Meine Eltern und meine Familie unterstützen mich dabei sehr. Mein alter Verein Unterhaching hat mir das auch beigebracht. Doch auch bei Salzburg werden wir Spieler auf dem Boden gehalten. Es gibt ja auch gar keinen Grund dafür, dass ich mich über andere Menschen erheben sollte. Alle Menschen sind gleich.
SPORT1: Sie sprechen Ihre Familie an. Ihre Mutter ist in der Geschäftsstelle bei ihrem Ex-Klub Unterhaching tätig. Sind Sie dort noch häufiger anzutreffen?
Adeyemi: Mich sieht man weiterhin regelmäßig in Unterhaching. Als wir jetzt Pause hatten, habe ich mit meinem Physiotherapeuten gearbeitet. Ich war öfter bei ihm in Unterhaching, um mich fit zu halten. Ich besuche auch öfter die Trainer oder Manfred Schwabl. Wenn ich Zeit habe, dann schaue ich mir auch die Spiele noch an.
Adeyemi: "Schwabl hat mir sehr geholfen"
SPORT1: Wer war in Ihrer Karriere die Triebfeder?
Adeyemi: Mein Vater hat die Karriere noch stärker angetrieben als meine Mutter. Wenn es in der Schule nicht so gut lief, aber es dafür im Fußball klappte, dann hat er immer gesagt: "Komm, das passt schon." Meine Mutter war da ein bisschen strenger, ihr war wichtig, dass beides gut funktioniert. Das hat in der Schule manchmal geklappt, aber nicht immer. (lacht) Doch Papa hat den Fußball mehr gefördert. (Tabelle der österreichischen Bundesliga)
SPORT1: Was hat Ihnen der Jugendklub mit auf Ihren Karriereweg gegeben?
Adeyemi: Unterhaching war für mich sehr wichtig. Die Menschen dort sind bodenständig. Manfred Schwabl, der früher Profi war, hat mit uns allen geredet, als wenn wir seine Söhne wären. Er hatte zu jedem eine enge Bindung und man konnte zu ihm gehen, egal was war. Der Verein hat mir viel mitgegeben, das hat mir für meinen weiteren Weg sehr geholfen.