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Markus Babbel über sein Leben als Trainer in Australien

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Markus Babbel über sein Leben als Trainer in Australien

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Babbel über Australien-Abenteuer

Markus Babbel steht mit seinem Verein an der Tabellenspitze der australischen A-League. Im Gespräch mit SPORT1 gibt er Einblicke in sein dortiges Leben.
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Markus Babbel steht mit seinem Verein an der Tabellenspitze der australischen A-League. Im Gespräch mit SPORT1 gibt er Einblicke in sein dortiges Leben.

2018 verließ Markus Babbel Europa und startete in ein neues Abenteuer. Der Fußballlehrer unterschrieb einen Vertrag beim australischen Fußballklub Western Sydney Wanderers. Eine Entscheidung, die sich auszahlen sollte. 

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In der Bundesliga spielte der gebürtige Münchner für den FC Bayern, den Hamburger SV und den VfB Stuttgart. Als Trainer arbeitete Babbel für die Schwaben, Hertha BSC, die TSG Hoffenheim und bis 2018 rund dreieinhalb Jahre für den Schweizer Traditionsklub FC Luzern.

In Australien hat Babbel sein Glück gefunden. Im SPORT1-Interview spricht der 47-Jährige über sein Leben in Sydney, seinen Klub, seine Bundesliga-Legionäre - und verrät, warum er lieber im Zentrum als außerhalb der Stadt wohnt.

SPORT1: Herr Babbel, seit Mai 2018 sind Sie Cheftrainer in Sydney. Wie geht es Ihnen?

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Markus Babbel: Großartig. Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Als das Angebot kam, habe ich mir viele Gedanken gemacht, mit vielen Leuten darüber besprochen und mich mit meiner Frau zusammengesetzt. Wir haben das Pro und Contra abgewogen. Und dann habe ich auf mein Bauchgefühl gehört und habe mir gedacht, wenn wir es jetzt nicht machen, dann werden wir es nie machen. Im Nachhinein betrachtet, war es die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. Es macht furchtbar viel Spaß.

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SPORT1: Die Arbeitsbedingungen sollen vergangene Saison nicht gut gewesen sein. Ist es jetzt anders?

Babbel: Jetzt hat sich das Ganze gedreht. Wir haben ein neues Trainingsgelände, das wirklich europäischen Standard hat, so auch unser schmuckes Stadion. Und ich habe einfach eine gute Mannschaft. Alle Dinge sind 1:1 umgesetzt worden, wie vereinbart. Das ist für mich wichtig. Ich arbeite gerne mit ehrlichen und seriösen Menschen zusammen. Man kann offen miteinander diskutieren. Danach geht man raus und trinkt gemeinsam ein Bier. Das i-Tüpfelchen ist natürlich die spannende Stadt Sydney, die vieles bietet. Meine Frau und ich fühlen uns pudelwohl hier.

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Babbel: "Habe in der Branche auch schon andere Erfahrungen gemacht"

SPORT1: War Australien schon immer ein Lebenstraum?

Babbel: Der Traum ist für mich die Zusammenarbeit mit unfassbar guten Leuten. Es ist ein hohes Maß an Ehrlichkeit und Respekt gegeben, die Menschen sind immer offen für einen Spaß. Ich darf mit sehr kompetenten Menschen zusammenarbeiten und habe hervorragende Trainer. Und die Menschen sind unglaublich hilfsbereit und offen. Das ist für mich auf lange Sicht das Entscheidende, da ich in der Branche auch schon andere Erfahrungen gemacht habe. Auf diese Erfahrungen habe ich ehrlicherweise keine Lust mehr.

SPORT1: Wie leben Sie in Sydney? Mit schönem Häuschen, einem Eukalyptusbaum und einem Koala?

Babbel: Nein, wir leben in der Stadt. Ich habe eine Spinnen- und Schlangen-Phobie. Diese Tiere sind auf dem Land sehr verbreitet, in der Stadt eher weniger. Deshalb leben wir in einer höher gelegenen Wohnung in der Stadt, mit einem wunderbaren Balkon und Blick auf das Meer. Das Panorama erinnert an ein Bergpanorama wie in Bayern, bei dessen Blick man seine innere Mitte finden kann.

SPORT1: Was ist der größte Unterschied zum deutschen Fußball?

Babbel: In Deutschland hat man einen ganz anderen Pool an Spielern. Man hat eine ganz andere Jugendausbildung. Und das ist für uns die große Aufgabe: die wenigen Talente, die wir haben, zu fördern. Mein Verein legt da sehr großen Wert darauf. Australien hat ein Nachwuchsproblem. Die Top-Talente, die man schon mal hatte wie Mark Schwarzer oder Harry Kewell, sind im Moment nicht da. Die Jungs damals waren aus einem anderen Holz geschnitzt. Die aktuellen Spieler sind alle sehr soft und haben die alte Stärke der robusten Spieler mit der Gewinner-Mentalität nicht mehr. Sie müssen den Fokus mehr auf das Fußballerische legen. Da haben sie in meinen Augen einen Fehler gemacht.

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Meier, Schwegler, Müller - mit Ex-Bundesliga-Profis zum Erfolg 

SPORT1: Bei Ihnen spielen einige bekannte Namen aus der Bundesliga. Was ist die Strategie hinter den Zugängen?

Babbel: Ich kenne einfach die Jungs und weiß, was ich bekomme. Nämlich eine hohe Qualität. In den meisten Fällen ist es so, dass das Geld alleine nicht mehr die Triebfeder ist. Wenn man Geld verdienen will, dann kann man nicht nach Australien kommen. Hier geht man her und sucht die Spieler, die am Ende der Karriere noch mal Bock haben etwas ganz anderes zu machen. Hier geht es darum den Horizont zu erweitern.

SPORT1: Auf die Bundesliga hatten Sie keine Lust mehr?

Babbel: Die Antriebsfeder war: Raus aus der Bundesliga, raus aus der Zweiten Liga, nicht zum 40. Mal nach Aue oder Dortmund zu fahren. Ich hatte großes Glück, die Spieler zu bekommen und habe mich dafür persönlich eingesetzt. Das geht dann vor allem über die Kommunikation. Mich hat das Projekt überzeugt, nicht der Lifestyle. Und nebenbei lebst Du noch in einer der geilsten Städte, die es auf der Welt gibt.

Alex Meier, Schwegler, Nicolai Müller - mit Ex-Bundesliga-Profis zum Erfolg

SPORT1: Mussten Sie bei Alex Meier, Pirmin Schwegler und Nicolai Müller viel Überredungskünste anwenden?

Babbel: Überhaupt nicht. Vor allem bei Nicolai war die Lage sofort klar. Wir hatten einen verletzten Spieler auf seiner Position und hatten deshalb eine Chance. Und bei Nicolai war die Lage in Frankfurt nicht ganz einfach. Er konnte sich das gut vorstellen und seine Familie auch. Das war ein Thema von fünf Minuten. Bei Alex war es ebenfalls ein Anruf. Zunächst hatte ich aber kein Kapital, denn es gibt in Australien den Salary-Cap. Ich habe eine Grenze für alle Gehälter und muss das dann unter den Spielern aufteilen. Und bei Pirmin war es genauso. Er wollte nochmals komplett etwas anderes machen. Sydney war ein Magnet und nach einem Video war er schnell überzeugt.

SPORT1: Wie ist Ihr Bekanntheitsgrad in Sydney?

Babbel: Ich kann mich ohne Probleme frei bewegen. Das ist sehr angenehm. Man hat in der Stadt eine gewisse Anonymität und selbst, wenn man erkannt wird, werde ich in Ruhe gelassen. Es achtet auch kein Mensch darauf, ob ich ein oder zwei Bier getrunken habe. Das steht dann am nächsten Tag nicht gleich in der Zeitung. Deshalb ist die Lebensqualität hier auch extrem hoch. Weil Fußball eben nicht die Hauptsportart ist, das ist Rugby. Da stehen wir hinten an. Sydney ist keine Sporthochburg im Vergleich zu Melbourne.

SPORT1: Belastet es Sie, dass Fußball in Australien nicht Sportart Nummer Eins ist?

Babbel: Nein. Dennoch ist es ein bisschen schade. Die Jungs arbeiten hart. Und wie man es aus Europa kennt, hat man hier genauso gute Stadien vor Ort. Aber der letzte Funke, der springt in der Saison nicht über. Wir haben auch ausverkaufte Stadien, da können dann bis zu 60.000 Besucher kommen. Aber wir haben auch Spiele die mit 5.000 Zuschauern wirklich schlecht besucht sind. Es ist aber besser als in der Schweiz.

"Musste aus meiner Komfortzone raus"  

SPORT1: Haben Sie sich in Australien als Trainer verändert?

Babbel: Absolut. Ich behaupte, dass ich hier enorm dazulerne und mich die Arbeit in Sydney persönlich weitergebracht hat, weil ich wieder in die Basisarbeit einsteigen muss. Du hast Top-Spieler wie Alex Meier und Pirmin Schwegler zur Verfügung, aber Du hast natürlich auch Spieler dabei, denen Du viel beibringen musst. Ich habe hier keine Vollprofis. Da geht es beim technischen und taktischen Fußball los, danach kommt die Physis, alles Dinge, die man den jungen Spielern, die wir zum Großteil haben, beibringen musst. Von der richtigen Passtechnik bis zur richtigen Stopptechnik. Auch mein Englisch verbessert sich. Ich musste selbst auch aus meiner Komfortzone heraus.

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SPORT1: Waren Sie zuletzt zu sehr in dieser Komfortzone?

Babbel: Ich war dreieinhalb Jahre in Luzern und habe dort als Deutscher sehr gut arbeiten können und wir waren erfolgreich. Und trotzdem musste ich mich hier komplett den Reset-Knopf drücken. Gerade was die jungen Spieler betrifft, die sehr unterschiedlich zu den Jung-Profis in der Schweiz sind. Ich ärgere mich fast schon über mich selbst, dass ich diesen Schritt nicht schon früher gemacht habe. Und falls man den Verein wieder verlässt oder verlassen muss, ein Lob zu bekommen, dass es beim Babbel gar nicht so schlecht war.

SPORT1: Wie leben die Fans den Fußball im Westen von Australien?

Babbel: Der Westen ist sehr rau wie unsere Anhänger. Wir haben die lautesten Fans in der Liga. Hier sind auch viele Europäer. Sie lieben natürlich den Fußball und sind hochemotional. Wir wollen die Emotionalität auf den Platz bringen und die Leute begeistern. Die Mannschaft war bereits sehr erfolgreich, dann kam die Zeit der schlechte Resultate. Ich konnte im ersten Jahr nicht mehr viel ausrichten, da bereits 98 Prozent der Mannschaft verpflichtet waren. Mit den einzigen beiden Neuzugängen habe ich bewiesen, dass sie die Besten der Truppe waren. Somit vertrauen sie mir. Wir sind mit den Neuverpflichtungen gut aufgestellt. Aber es darf nicht viel passieren, da unser Kader nicht breit ist. Ich hoffe, dass wir nächstes Jahr realistisch um die Meisterschaft mitzuspielen.

SPORT1: Sind Sie froh, dem Bundesliga Trubel entkommen zu sein?

Babbel: Die Bundesliga ist sensationell. Wenn man die Chance hat, dort zu arbeiten, dann muss man das auch schätzen. Ich bin dort hineingeworfen worden ohne eine großartige Ausbildung. Ich habe es genossen, mir hat das wahnsinnig viel Spaß gemacht, aber natürlich ist der Druck brutal. Willst du so einen Druck überhaupt? Diese Fragen muss ich mir aktuell aber nicht stellen. Ich war damals einfach noch nicht so weit.