Rückblende. Fast exakt drei Monate ist es her, dass 50 vermummte Anhänger das Training von Sporting Lissabon stürmten. Mit Stöcken, mit Gürteln. Spieler wurden verletzt. Bas Dost, der frühere Stürmer des VfL Wolfsburg, trug eine Platzwunde am Kopf davon.
Sportings Kampf ums Überleben
Schon davor war es unruhig, teilweise chaotisch gewesen bei einer der führenden Talentschmieden Europas. Seit dem Zwischenfall im Mai aber kämpft Sporting schlichtweg ums Überleben. Spieler flüchteten, Trainer wurden verschlissen, der finanzielle Kollaps drohte Tag um Tag wie Gevatter Tod den Dahinsiechenden mit der Sense.
Doch inzwischen gibt es Hoffnung.
Der Reihe nach.
Spieler und Trainer fliehen
Es war ein sportlicher Tiefschlag, der bei den vermeintlichen Sporting-Fans die Sicherungen durchbrennen ließ. Sporting verlor mit 1:2 gegen Maritimo Funchal und verpasste so die Qualifikation zur Champions League. Die Anhänger hatten genug.
Spieler und Trainer wiederum hatten nach dem Überfall genug vom Klub.
Etliche Spieler kündigten fristlos. Portugals Nationaltorhüter und Kapitän Rui Patricio, die Mittelfeldspieler William Carvalho und Bruno Fernandes, Gelson Martins und Daniel Podence sowie Bas Dost und Brian Ruiz wollten nicht mehr für den Traditionsverein auflaufen. Auch Coach Jorge Jesus schmiss hin.
Seitdem steht der Verein vor einem Scherbenhaufen. Sporting ist eigentlich auf die Transfererlöse angewiesen. Doch durch die Kündigungen der Spieler sah der Verein teilweise keinen Cent.
Aktuell kämpft der Klub bei der FIFA zwar noch um mögliche Ablösesummen, die Chancen auf Erfolg sind aber äußerst gering. Einzige Ausnahme ist William Carvalho. Für ihn bekam Sporting immerhin noch 20 Millionen Euro von Betis Sevilla.
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Präsident heizt Stimmung an
Wie konnte es überhaupt so weit kommen, dass die eigenen Fans die Spieler tätlich angehen?
Die Stimmung aufgeheizt hatte ursprünglich Präsident Bruno de Carvalho, der nach dem Aus in der Europa League im März kurzerhand 19 Spieler suspendierte.
Der 46-Jährige führte den Verein eher wie ein Fan als wie ein Funktionär. So hob er die Suspendierungen zwar wieder auf, stichelte aber nach jedem weiteren dürftigen Auftritt seines Vereins gegen die eigenen Spieler.
Mihajlovic muss nach neun Tagen wieder gehen
Nach der Flucht von Spielern und Trainer wurde es zunächst nicht besser. Als neuer Trainer wurde Sinisa Mihajlovic verpflichtet, allerdings überstand der frühere Coach des AC Milan die "Probezeit" nicht und musste bereits nach neun Tagen schon wieder gehen.
Kurz zuvor wurde auf einer Generalversammlung das Enfant terrible de Carvalho als Präsident abgesetzt.
Am 8. September wird ein neuer starker Mann gewählt, bis dahin übernimmt eine Kommission vorübergehend die Geschicke des Vereins.
Hoffen auf Trendwende
Immerhin wurde inzwischen ein neuer Trainer gefunden. Der Portugiese Jose Peseiro übernimmt das Amt. Er kennt sich bei Sporting bestens aus, 2005 erreichte er mit dem Klub das Finale im UEFA-Cup.
Die Rückkehr von Peseiro könnte so etwas wie eine Trendwende sein. Einige Spieler, die im Mai noch gekündigt hatten, bleiben nun doch. Dost verlängerte um drei Jahre, Bruno Fernandes unterschrieb einen neuen Fünfjahresvertrag.
"Viele schlechte Dinge sind passiert, aber ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass das mein Klub ist", sagte Dost. "Es ist nicht mehr wichtig, wer schuldig ist. Sporting schlägt eine neue Seite auf, und ich glaube, es wird sehr gut werden", äußerte sich auch Bruno Fernandes optimistisch.
Ein positives Zeichen vor dem Saisonstart am Sonntag gegen Moreirense ist auch die Rückkehr von Europameister Nani. Der inzwischen 31 Jahre alte Angreifer stammt aus der berühmten Sporting-Talentschmiede, die auch Spieler wie Cristiano Ronaldo oder Luis Figo hervorgebracht hat. Damit ist Sportings Jugendabteilung die einzige weltweit, aus der zwei Weltfußballer entstammen.
Diese Dinge sind für Sporting derzeit aber pure Nostalgie.
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