Halbfinale erreicht, Medaille vor Augen: Die deutschen Handballer haben bei der Heim-WM ihren ersten Matchball in einem Krimi genutzt.
DHB-Team erreicht WM-Halbfinale
Die Mannschaft von Bundestrainer Christian Prokop besiegte Kroatien im Tollhaus Kölnarena 22:21 (11:11) und schreibt dank ihres Abwehr-Bollwerks mit dem bärenstarken Torhüter Andreas Wolff weiter am Wintermärchen 2.0.
"Es war eine harte Prüfung. So eine Herausforderung zu bestehen, das macht mich stolz", sagte ein überglücklicher und erleichterter Prokop.
Am Freitag kämpfen Kapitän Uwe Gensheimer und Co. in Hamburg um den ersten WM-Finaleinzug seit dem legendären Goldcoup 2007. Einziger Wermutstropfen: Für Spielmacher Martin Strobel ist das Turnier aufgrund einer schweren Knieverletzung beendet.
Am Mittwoch gegen Spanien um den Gruppensieg
"Halbfinale, Halbfinale", skandierten die Zuschauer immer wieder lautstark und feierten ihre Handball-Helden um den überragenden Spieler des Spiels Fabian Wiede (sechs Tore bei sechs Versuchen) ausgelassen. "Jetzt wollen wir auch den Pokal hochstemmen", sagte Wiede, der sich mit seinen Mitspielern auf der Ehrenrunde mit La Ola bei den Fans bedankte.
Kroatiens Nationaltrainer Lino Cervar hat nach der Niederlage deutliche Kritik an den Unparteiischen geübt. "Die Schiedsrichter haben ihren Job nicht gut gemacht heute", sagte der 68-Jährige: "Unser Team hatte heute nicht die gleichen Chancen wie Deutschland. Das ist die dritte WM, bei der wir um unsere Chance betrogen wurden."
Kroatien hat nach der Niederlage keine Chance mehr auf das Halbfinale
Im abschließenden Hauptrundenspiel gegen Europameister Spanien am Mittwoch (20.30 Uhr im LIVETICKER) geht es für die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) um den Gruppensieg. Durch den deutschen Erfolg gegen Kroatien hat Titelverteidiger Frankreich ebenfalls das Halbfinale erreicht. (Alle Ergebnisse zur Handball-WM)
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"Mit dem Druck des Kessels sind wir zu allem fähig", hatte DHB-Vizepräsident Bob Hanning vor der Partie angesichts der fantastischen Atmosphäre in der Kölnarena erklärt. Doch die Gastgeber taten sich anfangs schwer. Es entwickelte sich ein von Hektik geprägtes Spiel mit Fehlern auf beiden Seiten. (Alle Infos zur Handball-WM 2019)
Strobel-Schock gleich zu Beginnn
In der neunten Minute dann der Schock: Strobel verletzte sich ohne Einwirkung des Gegners am linken Knie. Er zog sich einen Innenbandriss zu und wurde noch während der Partie ins Krankenhaus transportiert. Dort wurde zudem ein Riss des vorderen Kreuzbandes diagnostiziert. Prokop kann für den weiteren Turnierverlauf einen Spieler nachnominieren.
Ohne Strobel standen andere Spieler in der Verantwortung und Fabian Wiede ging selbstbewusst voran. Der Berliner sorgte beim 4:3 für die erste deutsche Führung (10.). "Es war ein Schock für uns, weil man sofort gesehen hat, dass er riesige Schmerzen hatte. Trotzdem waren wir, als das Spiel wieder losging, nur auf uns fokussiert und haben gesagt, dass wir das Spiel für Martin gewinnen wollen. Das haben wir dann auch gemacht", erklärte der "Man of the match" hinterher.
Im Verlauf der ersten Halbzeit ließ die DHB-Auswahl einige Chancen ungenutzt und leistete sich zudem zu viele Zeitstrafen. "Wir müssen cleverer sein und cool bleiben", sagte Prokop in seiner ersten Auszeit.
Wiencek agiert wieder bärenstark
Die Abwehr um den bärenstarken Patrick Wiencek stemmte sich häufig erfolgreich gegen die kroatische Offensive um den Kieler Domagoj Duvnjak.
Wiencek war es auch, der ins leere Tor der Kroaten beim 10:8 zur ersten Zwei-Tore-Führung traf. Doch die Kroaten blieben auch ohne ihren verletzten Spielmacher Luka Cindric gefährlich und erzielten drei Tore in Serie. Wiede hämmerte den Ball zum Ausgleich zur Halbzeit aber in den Winkel.
"Wir müssen weiter konzentriert bleiben. Wir verwerfen zu viele freie Würfe. Wir dürfen nicht so viele Zeitstrafen bekommen", sagte Teammanager Oliver Roggisch in der Halbzeitpause.
Die Chancenverwertung blieb zunächst aber auch weiterhin ein Problem, dafür trieben Wolff und die deutsche Abwehr die Kroaten zur Verzweiflung. Prokop nutzte im Angriff im siebten Turnierspiel die gesamte Breite seines Kaders und die Spieler aus der zweiten Reihe waren bereit.
Der nachnominierte Kai Häfner und Fabian Böhm erzielten wichtige Treffer und hielten damit Kroaten auf Distanz. Der nervenstarke Wiede sorgte für den ersten Drei-Tore-Vorsprung (18:15/46.). Doch das DHB-Team zeigte weiter Schwächen im Abschluss und lag auf einmal 18:19 (54.) hinten.
Wiede träumt vom Titel
Daran änderte auch die kurzfristige Einwechslung von Torhüter Silvio Heinevetter für Wolff nichts.
In der packenden Schlussphase kam Wolff zurück, hielt glänzend und bediente Hendrik Pekeler, der zum 21:20 traf (59.). Gensheimer sorgte für die Entscheidung. Für die deutsche Mannschaft ist der Traum vom Titel damit nur noch zwei Schritte entfernt.
"Als das letzte Tor gefallen ist, hatte man das Gefühl, das Dach fliegt weg. Ich glaube, da hat es keinen auf seinem Sitz gehalten. Das macht einen Riesen-Unterschied", schwärmte Kreisläufer Jannik Kohlbacher. Und Wiede kündigte an:
"Wenn man im Halbfinale ist, dann will man auch ins Finale und natürlich auch den Pokal hochhalten."