Drei Jahre dauerte für Pep Guardiola das Projekt FC Bayern, für drei Jahre hat er sich nun bei Manchester City verpflichtet.
Darum verlässt Sigurdsson das Handball-Mekka
Genau wie der Trainer-Guru im Fußball spricht auch Dagur Sigurdsson, Heilsbringer des deutschen Handballs, von seiner Arbeit gerne als Projekt. Und hat sich die Option zusichern lassen, dieses nach drei Jahren zu beenden.
Allem Anschein nach aber dauert es nicht mal bis Sommer 2017, bis der erfolgreichste Bundestrainer der Geschichte (fast drei Viertel seiner Spiele gewonnen) das Handball-Mutterland verlässt - zugunsten Japans.
"Wir haben mit dem Deutschen Handball-Bund ganz offen gesprochen, dass es Interesse gibt und dass ich mich damit beschäftigen muss", sagte der Isländer am Dienstagabend bei der Vorstellung seiner Autobiografie "Feuer und Eis" in Berlin: "Das werde ich die nächsten zwei, drei Wochen machen. Aber es ist kein Vertrag unterschrieben."
Hanning spricht von Spekulation
Auch wenn Bob Hanning, Vizepräsident des DHB, zu SPORT1 sagte, Japan sei nur "eine wahrscheinliche Spekulation", schwindet die Hoffnung auf einen Verbleib Sigurdssons über die WM im Januar hinaus.
"Wenn er Japan macht, ist es eine Sache der Lebensphilosophie, dann wird es schwer", sagte Hanning. Eher hätte er den Isländer von einem lukrativen Job bei Spitzenklubs abgebracht. "Wenn ich gegen Veszprem oder Paris antreten würde, würde ich ganz stark davon ausgehen, dass er bleibt."
Was aber macht den Weltranglisten-25. Japan, der zuletzt 1979 die Asienmeisterschaft gewann und die Quali für die vergangenen beiden Weltmeisterschaften verpasste, attraktiver als den Europameister, bei dem viele Akteure den Zenit noch vor sich haben?
Es ist ein Land, in dem sich Sigurdsson wohlfühlt. Und ein Verband, der den 43-Jährigen offenbar nicht allzu oft und lange vor Ort braucht. Zu den Spielen und Lehrgängen könnte er jeweils aus Island einfliegen. Und Sigurdsson hatte betont, seine Entscheidung auch mit seiner Familie abzustimmen, die nach Island zurückzieht.
Das nächste Drei-Jahres-Projekt
Schon 2000 wechselte Sigurdsson, damals Vater zweier Kinder, aus Wuppertal nach Japan und arbeitete drei Spielzeiten lang als Spielertrainer bei Wakunaga Hiroshima: "Wir haben uns da sehr wohl gefühlt." Seither gilt der Kosmopolit als glühender Japan-Fan.
Und er hielt die Drähte warm. Im Herbst des vorigen Jahres hospitierte Manabu Todoroki, Gesandter aus dem Trainerstab des japanischen Männer-Nationalteams, beim DHB - auf Sigurdssons Anstoß.
Die Japaner wollen bis zu den Olympischen Spielen 2020 im eigenen Land zur Weltspitze aufschließen. Genau drei Jahre also für das nächste Erfolgsprojekt.
Und die Japaner drehen dafür auch den Geldhahn auf. Doch das ist für Sigurdsson - der vom DHB ein Jahresgehalt von 240.000 Euro bekam, nicht ausschlaggebend, wie er glaubhaft versicherte.
Unverhofft schnell zum Titel
"Wenn man ihn beobachtet, spürt man bei Dagur den Hang zur Veränderung", sagt Hanning, der Sigurdsson auch durch die gemeinsame Zeit bei den Füchsen Berlin gut einschätzen kann und weiterhin "ständig in Kontakt" mit ihm steht.
In Berlin hielt es Fußballfan Sigurdsson satte sechs Jahre, aber erst am Ende kamen die Erfolge – 2014 der Gewinn des DHB-Pokals, 2015 (bereits dem zusätzlichen Job Bundestrainer) EHF-Pokal- und Weltpokalsieger.
Mit den deutschen "Bad Boys" war er unverhofft schnell am Ziel: EM-Gold im Januar dieses Jahres, Olympia-Bronze in Rio. Die WM könnte nun der Schlussakt einer Medaillen-Trilogie werden.