Ohne den verletzten Paul Drux, aber mit neuer Hoffnung: Trotz der Niederlage gegen Olympiasieger Dänemark bekommen die deutschen Handballer ihr Endspiel ums EM-Halbfinale am Mittwoch gegen Spanien (ab 20.30 Uhr im LIVETICKER).
Alles oder nichts für DHB-Team
Das DHB-Team erhielt am Dienstag die benötigte Schützenhilfe. Mazedonien unterlag Tschechien mit 24:25 und löste damit im deutschen Lager Jubel aus. Um nach einem bislang durchwachsenen Turnier doch noch in den Kampf um die Medaillen einzugreifen, würde nun ein Sieg im letzten Hauptrunden-Spiel ausreichen.
Gruppensieger kann das deutsche Team nach dem 26:26-Unentschieden zwischen Tschechien und Slowenien am Mittwochnachmittag allerdings nicht mehr werden. An der Alles-oder-nichts-Ausgangssituation für den Titelverteidiger änderte dieses Ergebnis aber wenig.
"Unser voller Fokus gilt dem Spiel gegen Spanien", sagte Bundestrainer Christian Prokop. Das Team müsse an den beiden spielfreien Tagen "Kraft tanken" und sich "perfekt vorbereiten. Unser Gesamtpaket muss mit Sicherheit noch besser werden, um Spanien zu schlagen", sagte Prokop.
Kopfzerbrechen bereitet aber nicht nur die Tabellensituation. Leistungsträger Paul Drux meldete sich am Montag für den Rest der EM verletzt ab und verließ das deutsche Lager in Varazdin.
Der 22 Jahre alte Rückraumspieler von den Füchsen Berlin verdrehte sich im Spiel gegen Olympiasieger Dänemark (25:26) das rechte Knie und fällt mit einem Meniskusriss voraussichtlich für mindestens drei Monate aus.
Drux-Verletzung "schwerer Schlag"
DHB-Sportvorstand Axel Kromer bezeichnete die Verletzung als "schweren Schlag". Drux gehörte bislang zum Stammpersonal bei der EM, ihre beste Turnierleistung schafften die Deutschen am Sonntag gegen Dänemark aber größtenteils ohne ihn.
Für Drux wird der Leipziger Maximilian Janke, der zwischenzeitlich seinen Platz für den nachgerückten Linksaußen Rune Dahmke geräumt hatte, in den 16er-Kader zurückkehren.
Trotz der Widrigkeiten besteht nach dem Auftritt gegen Dänemark Anlass zur Hoffnung. Denn ausgerechnet die erste Niederlage im Laufe des Turniers macht Mut, das DHB-Team zeigte am Sonntagabend zweifellos seine beste Leistung bei dieser EM, während Gegner Spanien am Dienstag gegen Slowenien den schwächsten Turnier-Auftritt hinlegte. Doch es gibt noch Steigerungsbedarf im deutschen Spiel.
Zwei Baustellen
Vor allem zwei Baustellen gilt es für die Neuauflage des EM-Finales von 2016 (damals 24:17) zu schließen: Das lahmende Tempospiel über die Flügel muss zwingend verbessert werden und die Fehlerquote im Angriff ist noch immer deutlich zu hoch. 15 unerzwungene Ballverluste gegen Dänemark (6) sind auf Spitzenniveau einfach zu viel.
"Es kommt viel Arbeit auf uns zu", sagte Prokop, der den "größten Nachholbedarf aktuell sicherlich auf Rückraummitte" sieht. Adressat dieser Aussage dürfte in erster Linie Philipp Weber sein.
Denn während Julius Kühn (6 Treffer) gegen Dänemark endlich aus seinem Leistungstief kletterte, fabrizierte Weber (kein Tor) erneut technische Fehler und entwickelte nicht die Torgefahr, wie man sie aus der Liga von ihm gewohnt ist.
Hanning ist zuversichtlich
DHB-Vizepräsident Bob Hanning zeigte sich für den Showdown am Mittwoch dennoch zu 100 Prozent zuversichtlich.
"Wenn wir gegen Spanien gewinnen müssen, um ins Halbfinale zu kommen, dann wird sich die Mannschaft diese Chance nicht entgehen lassen. Da bin ich fest von überzeugt", sagte Hanning: "Da kann ich Deutschland einen Sieg versprechen."
Prokop gab sich deutlich zurückhaltender. "Ich halte nichts davon, mit Sprüchen Schlagzeilen zu machen", sagte der 39-Jährige: "Wir wollen es mit Leistung machen. Wir ruhen uns jetzt aus und dann müssen wir gegen Spanien 100 Prozent bringen."