Am Mittwoch ist Pokaltag in Leipzig. Bevor Fußball-Zweitligist RB Leipzig den VfL Wolfsburg im DFB-Pokal empfängt, wollen die Handballer des SC DHfK Leipzig im HBL-Pokal für eine faustdicke Überraschung sorgen.
Leipzigs doppelter Angriff auf die Großen
Den Titelverteidiger Füchse Berlin aus dem Wettbewerb werfen und ins REWE Final Four in Hamburg (9./10. Mai LIVE im TV auf SPORT1) einziehen - das ist das erklärte Ziel.
Die Vorfreude beim SC ist riesig. "Für uns ist es das Spiel des Jahres", sagt Aufsichtsrat Stefan Kretzschmar SPORT1.
Rekordkulisse winkt
Leipzig freut sich auf eine Rekordkulisse. "Innerhalb von wenigen Stunden waren alle Tickets ausverkauft. 6500 Mann werden frenetisch für Stimmung sorgen", ist sich Kretzschmar sicher.
Der Pokalmittwoch ist für Leipzig eine große Chance, sich vor einem größeren Publikum zu präsentieren, Eigenwerbung zu machen.
Als Tabellenführer der Zweiten Liga klopft das Team an der Tür zur DKB-HBL an. Doch für den Aufstieg müsse man den Etat noch erhöhen, stellt Kretzschmar klar: "Man wird sehen, wie die Leipziger Wirtschaft auf so etwas reagiert."
Im Schatten von RB
Was die sportliche Aufmerksamkeit angeht, regiert in Leipzig derzeit natürlich RB. 25.000 Zuschauer kamen am Sonntag zum Heimspiel gegen Union Berlin.
Der Brauseriese Red Bull befeuert sein Fußballprojekt, die Handballer des SC stehen da noch klar im Schatten.
Der Gigant in der Nachbarschaft ist für Kretzschmar aber dennoch kein Nachteil.
"Für die Stadt Leipzig ist RB natürlich toll. Das ist ein hoher Tourismusfaktor, viele Familien mit Kindern gehen zum Fußball. RB hat da einen sehr positiven Zuspruch", erklärt der 42-Jährige: "Sie haben ein superschönes Stadion in Leipzig. Deswegen ist dieses Projekt überhaupt nicht negativ zu bewerten, im Gegenteil."
Auch wenn der bekennende Anhänger von Union Berlin einräumt, dass man kein Fan von RB sein müsse, stellt er klar: "Man muss das als Leipziger schon gut finden, weil es ein positiv besetztes Projekt ist, das für viel Aufmerksamkeit sorgt - auch über die Stadtgrenzen hinaus."
Die Befürchtung, die großen Rasenballer würden den Handball-Kollegen das Wasser abgraben, sei unberechtigt. "Es gibt keinen Sponsoren-Kannibalismus, weil Red Bull ja fast alles aus eigener Tasche bezahlt und nicht darauf angewiesen ist, die großen Sponsoren-Fleischtöpfe in Leipzig anzuzapfen", erklärt die Handball-Legende.
Aufstieg in die HBL in Sicht
Um den SC DHfK macht er sich deshalb keine Sorgen: "Der Handball hat in Leipzig eine große Tradition und erfährt einen guten Zuspruch."
Dieser Zuspruch könnte in der DKB-HBL rasant anwachsen.
Zwar warnt Kretzschmar: "Es sind noch 28 Punkte zu vergeben, da ist noch einiges möglich, denn die Liga ist relativ verrückt und ausgeglichen."
Im gleichen Atemzug stellt er aber auch klar: "Ich bin mir sicher, dass wir in den nächsten zwei Jahren den Sprung in die HBL schaffen werden. Wir haben das Potenzial, uns dort zu halten. Leipzig als Standort ist prädestiniert dafür und hat alle Möglichkeiten."
Nicht nur deshalb ist der gebürtige Leipziger "mit vollem Herzen dabei und sehr optimistisch".
Handball und Fußball – das geht
Dass die Handballer und Red Bull aber jetzt schon nebeneinander funktionieren, zeigt der Pokal-Mittwoch.
"Unsere Halle ist mit 6500 Zuschauern ausverkauft, RB spielt direkt nach uns im Pokal gegen den VfL Wolfsburg und die Red-Bull-Arena ist ebenfalls voll", berichtet Kretzschmar: "Zwei Events innerhalb von drei Stunden ausverkauft - daran sieht man, dass sich das verträgt."
Und wer weiß: Vielleicht sorgen die so unterschiedlichen Handballer und Fußballer bald nicht mehr nur im Pokal für Aufsehen, sondern setzen Leipzig im Gleichschritt auf die Bundesliga-Landkarte.