Mehr als drei Viertel der WM 2018 sind vorüber, das Turnier in Russland geht mit den Viertelfinals in seine heiße Phase. Doch schon in den bisherigen Partien fielen einige Trends ins Auge.
Diese Trends prägen die WM 2018
iM Football fasst die wichtigsten Erkenntnisse der WM zusammen:
1. Ballbesitz ist out
Die Dominanz von Ballbesitzfußball, wie ihn vor allem Spanien und Deutschland in den letzten Jahren zelebriert haben, scheint gebrochen. Die Konkurrenz hat Strategien dagegen entwickelt - und Lösungen gefunden.
Das Spielchen ist bekannt aus der Bundesliga: Der Ball wird dem Gegner überlassen, der Fokus liegt auf der eigenen Defensive. Nach erfolgreichem Gegenpressing und Ballgewinn wird der dann schlecht stehende Gegner mit Kontern überspielt.
So schaffen es auch Teams mit weniger individueller Klasse gegen nominell besser besetzte Mannschaften zu bestehen.
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Bei der WM setzen allerdings nicht nur die Underdogs diesen Trend fort. Selbst die individuell so stark besetzten Franzosen wollen den Ball nicht mehr haben. Gegen Argentinien hatten "Les Bleus" nur 40 Prozent Ballbesitz. Und sogar gegen den Außenseiter Peru überließ Frankreich das Feld dem Gegner (nur 45 Prozent Ballbesitz).
Mannschaften, die auf eigenen Ballbesitz aus sind, haben dagegen Probleme. Deutschland ist nach der Vorrunde raus - Spanien unterlag Russland, wenn auch erst im Elfmeterschießen, mit 79 Prozent Ballbesitz.
2. Standards sind in
Der Gegner steht mit zehn Mann in der eigenen Hälfte, die Räume sind zugestellt und der Ball will einfach nicht in die Gefahrenzone gelangen? Die Lösung: Standards. Rund 45 Prozent aller Tore der WM fallen nach ruhenden Bällen.
Englands Trainer Gareth Southgate verwundert das nicht: "Die Standards waren bei den letzten beiden Weltmeisterschaften ein größerer Faktor, als es viele Leute realisiert haben."
Trotzdem: Der Anteil der Standard-Tore ist deutlich höher als zuletzt: 2014 in Brasilien machten Standards lediglich ein Viertel aller Treffer aus.
3. Individuelle Klasse entscheidet Spiele
Wenn Ballbesitz als offensive Strategie ausfällt, müssen aus dem Spiel heraus Konter oder Einzelaktionen zu Toren führen. "Spanische Angriffe" mit 30 Pässen am Stück und einem (im Idealfall) erfolgreichen Torabschluss sind zur absoluten Ausnahme geworden.
Der Trend: Kroatien, Belgien, Mexiko, Uruguay und eben auch die Franzosen - konterstarke Teams mit individuellen Top-Spielern, die den Unterschied machen.
Sei es Edinson Cavani, der gegen Portugal mit zwei Schüssen zwei Tore erzielte, oder Kylian Mbappe, der mit seiner Geschwindigkeit und Klasse die Argentinier fast im Alleingang aus dem Turnier befördert hat.
Aber auch bei Belgien gegen Japan fiel auf: Individuelle Klasse kann eine hervorragende Teamleistung schlagen!
4. Return of the 9
Egal ob hängende Spitze oder falsche 9, Spanien dominierte den Fußball zwischen 2008 und 2012 ohne echten Stürmer.
Die Zeit der Außenstürmer brach an und fand bei der WM 2014 ihren Höhepunkt: James Rodriguez, Thomas Müller, Lionel Messi, Neymar - keine klassischen Mittelstürmer, sondern Spieler, die sich viel in und um den Strafraum bewegen, schossen dort die meisten Tore des Turniers.
Ein Blick auf die aktuellen Toptorschützen zeigt: Harry Kane, Cristiano Ronaldo, Romelu Lukaku oder Diego Costa dominieren. Der klassische Mittelstürmer erlebt sein Comeback und ist wieder wichtig. Nicht nur für die Torausbeute der Teams, sondern auch um Bälle im Angriff festzumachen und ständig offensiv präsent zu sein.
5. Die WM der späten Tore
23 Prozent der Tore fielen nach der 80. Spielminute. Der Fokus auf defensive Absicherung führt auch zur verminderten Risikobereitschaft. Eine Entscheidung wird erst gegen Spielende gesucht und forciert.
Am letzten Spieltag der Gruppenphase wurden elf Tore kurz vor Schluss erzielt. Argentinien, Brasilien, Belgien und Kolumbien trafen im Achtelfinale in den letzten Minuten der regulären Spielzeit.
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