Neymar legte den Kopf in den Nacken, dann reckte der Mann des Abends die rechte Faust in den Himmel über Samara. Bei seinem ersten großen Auftritt bei der WM in Russland verzauberte und verärgerte der Superstar zugleich.
Neymar-Show bringt Brasilien weiter
Der teuerste Fußballer der Welt führte Titelfavorit Brasilien mit einem Tor (51.) und einer Vorlage zu einem 2:0 (0:0) gegen Mexiko und damit ins Viertelfinale, fiel jedoch erneut mit peinlichen Schauspieleinlagen auf. (Das Spiel zum Nachlesen im TICKER)
"Wir mussten leiden, es war sehr schwer. Wir wussten, dass wir vorne nur einen rein machen müssen, weil wir hinten sicher stehen", sagte der herausragende Neymar.
Die Szene, die für die größte Aufmerksamkeit sorgte, war eines genialen Fußballers unwürdig. Als Miguel Layun dem am Boden liegenden Stürmerstar in einer Spielpause (71.) leicht auf den Knöchel stieg, tat der sich windende und zuckende Neymar so, als ginge es zu Ende mit ihm.
Wenig später lief er wieder aufs Feld. "Der Tritt war unsportlich. Sie haben schon vor dem Spiel zu viel gemeckert. Jetzt fahren sie nach Hause", sagte Neymar.
Mexikos Trainer Juan Carlos Osorio hatte zu Neymars Einlage eine klare Meinung: "Das ist ein sehr negatives Beispiel für die Welt des Fußballs und alle Kinder, die zuschauen. So ein Schauspiel darf nicht sein."
Die Mexikaner konnten ihren Achtelfinal-Fluch nicht besiegen und schieden zum siebten Mal in Folge in der Runde der letzten 16 aus. Dort trifft Brasilien am Freitag (20.00 Uhr MESZ) in Kasan auf Belgien oder Japan (ab 20 Uhr im LIVETICKER). (Spielplan und Ergebnisse)
Casemiro fehlt im Viertelfinale
Kleiner Wermutstropfen: Casemiro vom Champions-League-Sieger Real Madrid wird nach seiner zweiten Gelben Karte fehlen.
Neymars Führungstreffer war ein Augenschmaus. Der teuerste Fußballer der Welt leitete das Tor mit einem Hackentrick an der Strafraumgrenze auf Willian ein, der bis kurz vor die Grundlinie durchsprintete und zurückpasste auf Neymar, der nur noch einzuschieben brauchte.
Es war das 227. Tor in Brasiliens WM-Geschichte - Rekord, Deutschland kommt auf 226. Das 2:0 durch den eingewechselten Ex-Hoffenheimer Roberto Firmino (88.) leitete Neymar ein.
Die Mexikaner stellten die Selecao vor 41.970 Zuschauern in Samara zunächst vor ähnliche Probleme wie Weltmeister Deutschland im ersten Gruppenspiel: Giftig in den Zweikämpfen, blitzschnell auf den Beinen und mutig im Pressing, hinterließen sie sichtbaren Eindruck beim Rekord-Champion.
Vor allem über den flinken Linksaußen Carlos Vela fuhren die Mexikaner immer wieder gefährliche, schnörkellose Angriffe. Auch Hirving "Chucky" Lozano war über rechts ständiger Unruheherd.
Brasilien vermisst Marcelo
Die Brasilianer vermissten dort den am Rücken verletzten Marcelo, den Filipe Luis nicht gleichwertig ersetzen konnte. Der Ex-Leverkusener Javier Chicharito Hernandez, frisch blondiert ins Spiel gegangen, blieb dagegen unauffällig.
Allein die Durchschlagskraft fehlte den Lateinamerikanern, so dass Brasiliens Torwart Alisson nur selten gefordert war. Nachdem sich die Mexikaner gut 20 Minuten lang ausgetobt hatten, übernahmen die Südamerikaner allmählich die Initiative.
Der bemühte Neymar spielte sich in der 25. Minute die bis dahin beste Chance der Brasilianer heraus, tanzte Edison Alvarez und Hugo Ayala im Strafraum aus, scheiterte mit seinem Schuss aber an Torwart Guillermo Ochoa.
Das war der Startschuss zur ersten brasilianischen Drangperiode, in der Jesus (33.) die beste Chance hatte, aber auch nicht an Ochoa vorbeikam. Der mexikanische Torwart hatte bei der WM vor vier Jahren in Brasilien die Gastgeber im Gruppenspiel (0:0) mit zahlreichen Weltklasseparaden in die Verzweiflung getrieben.
Mexiko spielt Konter schlecht aus
Danach gewann die Selecao, angetrieben durch Neymar und Philippe Coutinho, immer mehr die Oberhand. Mexiko musste durchschnaufen, als es in die Halbzeitpause ging.
Brasilien drückte nach dem Seitenwechsel weiter, Mexiko kam nur noch vereinzelt zu Kontern. Bei einem dieser Gegenstöße, die El Tri mitunter ähnlich unkonzentriert zu Ende spielte wie beim Sieg gegen Deutschland, übersah Jesus Gallardo den freistehenden Lozano - praktisch im Gegenzug schlug Neymar zu.
Paulinho (59.) und der starke Willian (63.), Antreiber vom FC Chelsea, und Neymar (68.) vergaben die frühzeitige Vorentscheidung. Die Führung war mittlerweile hochverdient.
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