Der ehemalige Bundesliga-Referee Babak Rafati hat das Aus für Felix Brych als Schiedsrichter bei der WM in Russland scharf kritisiert.
Rafati kritisiert Brych-Aus scharf
"Das ist sehr schade und nicht nachvollziehbar. Er hat vielleicht einen Einzelfehler gemacht, den nicht gegebenen Elfer für Serbien. Das ist ein Fehler. Nicht mehr, nicht weniger", sagte der 48-Jährige zu SPORT1. "Das ist keine Qualitätsfrage. Andere Topleute wurden trotz einzelner Fehler auch wieder angesetzt. Dass die WM nach der K.o.-Runde ohne unsere zwei deutschen Teams (Brych und die Nationalmannschaft, d. Red.) weitergeht, ist sehr enttäuschend."
Eine Partie statt Endspiel für Brych
Für Weltschiedsrichter Brych endete die WM nach nur einer Partie (Serbien gegen Schweiz, d. Red.) in der Vorrunde. Dabei wurde der erfahrene Referee der Europäischen Fußball-Union (UEFA) nach dem Aus der deutschen Nationalmannschaft in der Gruppenphase sogar als Kandidat für das WM-Endspiel gehandelt. Dem Münchner wurde offenbar eine Fehlentscheidung in der Gruppenphase zum Verhängnis.
Nach der hochbrisanten Begegnung zwischen der Schweiz und Serbien (2:1) hatte es mächtig Wirbel um den deutschen Referee gegeben, weil der Unparteiische den mittlerweile ausgeschiedenen Serben bei einer umstrittenen Szene einen Foulelfmeter verweigerte. Offensichtlich wurde Brychs schwierige und strittige Elfmeter-Entscheidung von der FIFA als zu schwerwiegend bewertet.
"Der Verlauf der WM ist für mich und mein Team natürlich eine herbe Enttäuschung. Aber das Leben geht weiter und wir kommen wieder", wurde Brych am Mittwochabend in einer Mitteilung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zitiert.
Nachdem er schon im Achtelfinale keine Spielleitung hatte, wurde er von der FIFA auch für die kommenden Spiele auch nicht mehr berücksichtigt. Vor vier Jahren bei der WM in Brasilien war Brych wenigstens noch zweimal zum Einsatz gekommen, schon dort hatte er nicht das nötige Vertrauen der Schiri-Offiziellen des Weltverbandes FIFA gespürt. Auch in Russland warteten Brych und seine Assistenten vergeblich auf einen Einsatz in der K.o.-Runde.
Rafati: "Durchaus brisantes Duell"
Dass Brych eines der undankbarsten Spiele zugewiesen wurde, sieht Rafati auch als Ehre für den deutschen Unparteiischen an. "Das ist für einen Schiedsrichter ein durchaus brisantes Duell. Dafür ist man ja Schiedsrichter, um diese Herausforderungen auch mit politischen Hintergründen anzunehmen. Das kann man sogar als eine Auszeichnung sehen."
Ist das Brych-Aus die Quittung für den Bedeutungsverlust des deutschen Schiedsrichterwesens in den vergangenen Jahren?
"Man darf jetzt nicht alles schwarz malen“, meinte Rafati. "2017 hatten wir mit Felix Brych und Bibiana Steinhaus die zwei Weltschiedsrichter des Jahres. Warten wir einmal ab. Die Verantwortlichen des DFB werden hinter den Kulissen analysieren und die richtigen Schlüsse daraus ziehen.“
Rafati selbst kennt die Schattenseiten des Schiedsrichterwesens. 2011 versuchte der frühere Bundesliga-Referee, sich das Leben zu nehmen. Sein Suizidversuch, sagt er, sei die Folge systematischen Mobbings der Schiedsrichter-Führung gewesen.