Ein kurioses Eigentor und ein Elfmeter haben Kroatiens "Bundesliga-Team" zum gelungenen WM-Auftakt gegen ein lebloses Nigeria verholfen.
Nigeria verhilft Kroatien zum Sieg
Unglücksrabe Oghenekaro Etebo (33.) fälschte als letzte Station einer Billardkombination den Ball zunächst ins eigene Netz ab, Luka Modric (71.) verwandelte später vom Punkt - und Kroatien, gespickt mit neun ehemaligen oder aktuellen Deutschland-Legionären, gewann 2:0 (1:0) gegen die enttäuschende Mannschaft des deutschen Trainers Gernot Rohr (Die Tabelle der Gruppe D).
"Es war ein schwieriges Spiel. Aber das hatten wir erwartet. Sie haben ihre Qualität aufblitzen lassen. Es war wichtig für uns, das Auftaktspiel zu gewinnen. Das gibt Selbstvertrauen", sagte Modric, der das 2400. Tor der WM-Geschichte erzielte.
Rohr zeigte sich "nicht völlig unzufrieden, nur ein paar Kleinigkeiten müssen verbessert werden. Meine Mannschaft hat vor allem wegen ihrer geringen Erfahrung ein wenig gelitten gegen diesen Gegner."
Kroatien führt Gruppe an
Kroatien, 1998 immerhin Halbfinalist, setzte sich damit an die Spitze der kniffligen Gruppe D. In der warten auf beide Mannschaften Duelle mit dem Vize-Weltmeister Argentinien und Island. Nigeria wird sich enorm steigern und eine bis zwei Überraschungen schaffen müssen, um zum vierten Mal nach 1994, 1998 und 2014 das Achtelfinale zu erreichen.
200 Millionen Nationaltrainer hatte Rohr das nigerianische Volk genannt, "an der Spitze der Präsident". Dennoch stellte selbstverständlich der gebürtige Mannheimer auf - er entschied sich unter anderem für Leon Balogun (FSV Mainz 05) in der Innenverteidigung. Der schlug sich gleich im Zweikampf die Nase blutig (Das Spiel zum Nachlesen im Ticker).
Kroatien mit Bekannten aus der Bundesliga
Überhaupt versammelte sich zum Anpfiff mehr als ein halbes Dutzend alte Bekannte auf dem Platz der Arena Baltika von Kaliningrad. Ivan Perisic, der den ersten gefährlichen Schuss abgab (14.), Ivan Rakitic (FC Barcelona) im Zentrum, Andrej Kramaric, Ante Rebic, der Frankfurter Pokalheld, Mario Mandzukic im Sturm oder Domagoj Vida: Alle spielten mal oder spielen in Deutschland.
Kroatien hatte mit seiner Weltklasse-Schaltzentrale Rakitic/Modric wie erwartet die reifere Spielanlage. Es dauerte jedoch, bis die Kombinationen flüssiger wurden. Nigeria ist der ungekrönte Weltmeister des Stils und der Lässigkeit, war anfangs aber noch recht nervös. Lange Ballstafetten gab es fast nur auf kroatischer Seite, allerdings fruchtlos und ohne zündende Idee.
Mandzukic erzwingt Eigentor
Da kam das 1:0 gerade recht. Modric brachte einen Eckball scharf herein, Rebic verlängerte, Mandzukic versuchte sich an einem Flugkopfball, der so perfekt verunglückte, dass dem verdutzten Etebo der Ball ins Tor kullerte. Ivica Olic auf der Bank freute sich diebisch: Der langjährige Bundesliga-Angreifer ist inzwischen Co-Trainer von Zlatko Dalic.
Torgelegenheiten für den dreimaligen Afrikameister waren selbst bei großzügigster Definition nicht zu sehen. Die gelegentlich aufblitzenden Antritte von Victor Moses (FC Chelsea) genügten bei weitem nicht, um die auch technisch schwache Mannschaft mitzureißen. Eine solide Defensive verhinderte immerhin noch mehr Gegentore.
Rohr gelang es auch nicht, von der Bank aus Impulse zu setzen. Nigeria fand sich mehr oder weniger mit der Unterlegenheit ab und hoffte auf eine Einzelaktion oder Glück. Nach William Ekongs dummem Klammerfoul an Mandzukic war das Spiel entschieden. Es war bereits der sechste Elfmeter im laufenden Turnier.
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