Dutzende in Blau-Weiß gekleidete Gaucho-Fans riefen verzweifelt den Namen ihres Superstars, doch Lionel Messi verschwand nach einem bitteren Nachmittag blitzschnell im Mannschaftsbus.
"Tot gefühlt": Messi litt nach Elfer
90 Minuten zum Vergessen waren nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Einen Tag nach der genialen Drei-Tore-Gala von Cristiano Ronaldo sollte es am Argentinier sein, den Widerstand der starken Männer aus Island zu brechen und der WM auch seinen Stempel kraftvoll aufzudrücken - es misslang.
"Es ist bitter, dass wir diese drei Punkte nicht mitnehmen konnten, weil ich glaube, dass wir es verdient hätten - und ein Sieg zum Start ist immer wichtig", sagte Messi. "Nach dem Fehlschuss habe ich mich wie tot gefühlt." (Das Spiel zum Nachlesen im Ticker)
Er, der fünfmalige Weltfußballer, war an diesem Samstag kein Ronaldo. Er verschoss gar einen Foulelfmeter, vergab mehrere weitere gute Chancen und schaffte es nicht, einen Mitspieler entscheidend in Szene zu setzen.
"Ich fühle mich natürlich für dieses Ergebnis verantwortlich, auch wenn wir noch andere Gelegenheiten hatten", erklärte Messi sichtlich bedröppelt.
Elfmeter "nur ein Fall für die Statistik"
Die zähen und vollkommen abgekämpften Isländer ließen nach dem 1:1 (1:1) mit Tausenden Fans ihr "Huh!" durch das Moskauer Spartak-Stadion rollen. (Die Tabelle der Gruppe D)
"Es war ein Spiel, nach dem wir großen Frust spüren, denn wir wollten unbedingt gewinnen", sagte Argentiniens Trainer Jorge Sampaoli: "Der Elfmeter ist nur ein Fall für die Statistik. Er war eine große Chance."
Für Argentinien traf nur Sergio Agüero vom englischen Meister Manchester City (19.), für Island Alfred Finnbogason ("Ein super Ergebnis") vom Bundesligazwölften FC Augsburg (23.).
Dabei hatte es ihn noch gegeben, diesen Ronaldo-Moment, in allerletzter Sekunde. Hoffnungsvoll registrierte auch Diego Maradona in der Ehrenloge, wie Argentinien einen letzten Freistoß in bester Position zugesprochen bekam.
Island mit viel Einsatz und Leidenschaft
Messi zögerte nicht, aber er schoss lasch mitten in die Mauer. In der knackig schwierigen Gruppe D mit Kroatien und Nigeria hat sich der Vize-Weltmeister früh unnötigen Druck aufgehalst.
Argentiniens oft gescholtene "Generation der Verlierer" muss sich in den weiteren Spielen dringend steigern, sonst droht das vorzeitige Aus. Seine beste Chance neben dem vergebenen Elfmeter hatte Messi in der 82. Minute, der Ball strich Zentimeter am Pfosten vorbei.
Die Torschützen Agüero und Finnbogason waren nur zwei Namen, die den großen Unterschied verdeutlichen, der diesmal aber nur auf dem Papier bestand. Die zahlreichen Stars der Albiceleste sind 700 Millionen Euro wert, ihre Gegner aus dem kleinsten Land der WM-Geschichte (334.000 Einwohner) 76,05 Millionen.
Mit Einsatz und Leidenschaft glichen die Isländer ihre Defizite jedoch aus. Vor 44.190 Zuschauern lief sich Messi zu oft in der dichten Defensive fest, zu sehr verließen sich seine Mitspieler auf die Genialität des Superstars vom FC Barcelona, der auf den Tag genau vor zwölf Jahren sein WM-Debüt gefeiert hatte.
Messis Geniestreich bleibt aus
In Gelsenkirchen hatte Messi den letzten Treffer zum 6:0 gegen Serbien und Montenegro beigesteuert.
Dabei drückte der 30-Jährige zu Beginn noch mächtig aufs Tempo. Die Wikinger nahmen den Kampf an und warfen sich in jedes Dribbling der technisch deutlich überlegenen Argentinier. Das intensive Duell spiegelte sich auf den Rängen wider, mit Vorteilen für die Südamerikaner, die das isländische "Huh!" niederpfiffen.
Dafür bekamen die WM-Neulinge das Geschehen auf dem Rasen immer besser in den Griff, auch wenn sie kaum den Ball hatten. Argentinien brauchte Geduld - und wartete auf einen Geniestreich seines Anführers.
Doch der kam nicht. Nach vorne ging dadurch nicht viel, und hinten zitterte Willy Caballero, nur durch die Knieverletzung des Stammtorwarts Sergio Romero in die Mannschaft gerückt. Birkir Bjarnason (9.) und der Ex-Hoffenheimer Gylfi Sigurdsson (45.) besaßen vor der Pause gute Chancen.
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