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Löw-Rücktritt: Pro und Contra

Joachim Löws Zukunft steht nach dem deutschen WM-Debakel in den Sternen. Offiziell hat er bis 2022 verlängert, aber bleibt er wirklich? Das Pro und Contra...
Nachdem die Nationalmannschaft wieder in Deutschland gelandet ist, stellt sich Bundestrainer Joachim Löw der Presse und bezieht Stellung zum frühen Ausscheiden.
Florian Plettenberg, Jochen Stutzky, Onur Özdamar
Joachim Löws Zukunft steht nach dem deutschen WM-Debakel in den Sternen. Offiziell hat er bis 2022 verlängert, aber bleibt er wirklich? Das Pro und Contra...

Nur zehn Tage dauerte der WM-Auftritt der deutschen Nationalmannschaft, ehe er nach der 0:2-Pleite gegen Südkorea ein historisch frühzeitiges Ende fand. Möglich ist nun sogar, dass in noch weniger Tagen die Zukunft von Jogi Löw entschieden ist und der Bundestrainer nach dem blamablen Aus seinen Rücktritt verkündet.

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Eben diesen schloss er unmittelbar nach Abpfiff nicht aus. "Man muss in Ruhe darüber reden, wie es weitergeht. Ich muss mich sammeln", sagte Löw. SPORT1 sagt, was gegen einen Rücktritt spricht und was dafür.

- Das spricht gegen einen Rücktritt

Unmittelbar vor dem WM-Start verlängerte Löw seinen Vertrag vorzeitig bis 2022 – mit ihm unterzeichneten auch seine Co-Trainer Thomas Schneider und Andy Köpke langfristige Verträge. Klares Zeichen: Wir haben noch viel vor! "Jogi Löw ist für mich der beste Trainer für die Nationalmannschaft", sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel dazu Mitte Mai.

Dass ihn die DFB-Bosse nun trotz des peinlichen WM-Aus vorzeitig entlassen, ist nahezu ausgeschlossen. "Wir müssen alles aufarbeiten. Es wird alles hinterfragt", verkündete Oliver Bierhoff zwar zaghaft nach Spielende. Der Team-Manager stellte aber zugleich klar, davon auszugehen, dass Löw seine Arbeit ab September wieder aufnehme. "Ich gehe fest davon aus, dass Jogi weitermacht", sagte Bierhoff.

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Grindel kündigt Konsequenzen an

Grindel indes nahm Bierhoff in die Verantwortung ihm zeitnah die Gründe für das Aus zu erklären. "Dann werden wir Konsequenzen ziehen", sagte Grindel. Der DFB-Boss selbst führte noch am Mittwochabend erste Gespräche mit Löw. Beide Seiten verständigten sich darauf, in den kommenden Tagen erneut zusammenzukommen.

Was ebenfalls für ein Festhalten an Löw spricht, ist schlichtweg der Mangel an Alternativen. Umso mehr dürfte den DFB-Bossen daran gelegen zu sein, Löw im Amt zu behalten. Mögliche Alternativen wie Thomas Tuchel  (Paris), Julian Nagelsmann (Hoffenheim), Domenico Tedesco (Schalke) und Jürgen Klopp (Liverpool) sind derzeit nicht auf dem Markt. Ralph Hasenhüttl (derzeit vereinslos) traute sich unlängst noch nicht mal den Trainerposten beim FC Bayern zu. Eine Beförderung von U21-Trainer Stefan Kuntz ist ebenso unwahrscheinlich wie die Reaktivierung von DFB-Feuerwehrmann Horst Hrubesch.

Spieler wollen Löw halten

Von großer Bedeutung dürfte Löw vor allem der Zuspruch seiner Spieler sein. Mit Löws Gedankenspielen konfrontiert, sprachen sich etliche Spieler direkt für einen Verbleib von ihm aus. "Wir sind von dem Weg von Joachim Löw überzeugt", sagte Thomas Müller und Joshua Kimmich fügte hinzu, dass er gar hoffe, dass Löw weitermacht. Auch Mats Hummels brach eine Lanze für Löw: "Es war das allererste Mal, dass unter seiner Trainerschaft etwas nicht so gut funktioniert hat. Vieles war jahrelang auf höchstem Niveau", sagte der Innenverteidiger. Jedoch musste auch Hummels feststellen, dass man eben jenes Niveau in diesem Jahr "nicht auf den Platz bekommen" habe und die deutsche Elf nicht so stark sei "wie wir gedacht und wie wir es uns erhofft haben".

Die Stärken der deutsche Elf wieder herauszukitzeln, könnte Löw reizen - vor allem im Hinblick auf die EM 2020 und WM 2022. Holt er dann einen Titel, wäre das blamable Russland-Aus Geschichte. Tritt er jetzt ab, stellt das WM-Aus seine Erfolge der vorherigen Jahre in den Schatten.

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- Das spricht für einen Rücktritt

"Die Enttäuschung ist riesengroß. Wir haben es bei diesem Turnier nicht verdient, dass wir erneut Weltmeister werden”, räumte Löw nach der Korea-Pleite ein. Dabei sah er mitgenommen aus, versuchte aber dennoch cool zu wirken.

Am Donnerstag verdichteten sich die Anzeichen, dass er tatsächlich die Brocken hinwerfen könnte. "Fakt ist, dass wir nicht in der Form der letzten Jahre waren. Ich glaube, es müssen wichtige Maßnahmen passieren. 2004 war auch die Situation, dass die Mannschaft in der Vorrunde ausgeschieden ist. Dann gab es einige Änderungen."

In Sotchi hatte Löw noch versucht, Lockerheit zu demonstrieren. Vor dem Schweden-Spiel hatte er sich, nach eigener Aussage ungeplant, zu einem unnötigen Fotoshooting am Strand hinreißen lassen - getreu dem Motto: Keine Sorge, alles wird gut.

Es war aber nicht alles gut wie sich bereits im Trainingslager und vor allem nach den beiden Rumpel-Auftritten in den Testspielen gegen Österreich (1:2) und Saudi-Arabien (2:1) feststellen ließ – und im Leblos-Auftritt gegen Mexiko (0:1) gipfelte. "Der Mannschaft hat bei diesem Turnier die Leichtigkeit gefehlt und die spielerische Klasse die wir normalerweise haben. Auch die Dynamik im letzten Drittel”, stellte Löw fest. Eine Erkenntnis, die Löw mit Sicherheit schon vorher gehabt hat. Wäre es so, muss sich Löw die Frage stellen, warum er nicht andere Mittel ergriff, um die Spieler zu pushen, zu Höchstleistungen treiben und zu einer Einheit zu formen.

Löw ist fortan unter Beobachtung

Kommt Löw in den kommenden Tagen nun zu der Erkenntnis, dass er es trotz des Erkennens dieses Problems nicht geschafft hat auf die Mannschaft einzuwirken muss umso mehr bezweifelt werden, ob ihm das auch zukünftig gelingt. Fortan steht Löw auch unter Beobachtung. Weitere Niederlagen in 2018 (es wartet u.a. die Nations League) würde ihm weitere Kritik einbringen. Die Bosse wären auf kurz oder lang gezwungen, zu handeln. Ohnehin muss sich Löw eingestehen, dass seine Autorität durch das WM-Aus und fragwürdige Personalentscheidungen gelitten hat.

Auch sein bisweilen unbestritten vertrautes Verhältnis zu Bierhoff hat während der WM gelitten. Vor allem wegen Bierhoffs Entscheidung, den Tristlos-Standort Vatutinki als WM-Quartier auszuwählen, dem Löw den Charme einer "schönen Sportschule" zusprach. Er selbst bevorzugte die Sonne in Sotchi.

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Für einen Rücktritt Löws könnte auch die Tatsache sprechen, dass er sich vorstellen kann, nochmal einen Verein zu übernehmen. Angebote internationaler Spitzenklubs wären Löw sicher. Unlängst wurde er nach dem Rücktritt von Zinedine Zidane sogar mit Real Madrid in Verbindung gebracht.