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Europa League: F91 Düdelingen-Coach Dino Toppmöller über AC Mailand

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Europa League: F91 Düdelingen-Coach Dino Toppmöller über AC Mailand

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Das ist das Geheimnis von Düdelingen

Düdelingens Coach Dino Toppmöller spricht bei SPORT1 über das Traum-Duell gegen den AC Mailand, schwierige Spieler und das Erfolgsgeheimnis des Klubs.
Als erste luxemburgische Mannschaft spielt Düdelingen in der Gruppenphase der Europa League. Wer ist der Außenseiter aus dem 20.000-Einwohner-Städtchen?
Düdelingens Coach Dino Toppmöller spricht bei SPORT1 über das Traum-Duell gegen den AC Mailand, schwierige Spieler und das Erfolgsgeheimnis des Klubs.

F91 Düdelingen gegen den AC Mailand - das klingt erst mal nach einem Testspiel in der Saisonvorbereitung. Doch weit gefehlt.

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Am Donnerstag empfängt der luxemburgische Erstligist in seinem ersten Europa League-Spiel der Vereinsgeschichte den 18-fachen italienischen Meister (F91 Düdelingen - AC Mailand ab 21 Uhr im LIVETICKER)

Düdelingens Coach Dino Toppmöller, Sohn des früheren Bundesliga-Trainers Klaus Toppmöller, spricht im SPORT1-Interview über das Traum-Duell gegen Milan, schwierige Spieler und das Erfolgsrezept des Klubs.

SPORT1: Herr Toppmöller, konnten Sie noch ruhig schlafen in den vergangenen Tagen?

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Dino Toppmöller: Geht so (lacht). Die Aufregung und die positive Nervosität haben sich ein bisschen gesteigert mit jedem Spiel, bei dem wir weiter gekommen sind. Wenn man vor so einem großen Erfolg steht, ist es natürlich schwer, ruhig zu schlafen. Es war ein steiniger Weg bis jetzt. Da bin ich schon stolz auf das, was wir erreicht haben.

SPORT1: Wie ist die Stimmung im Klub vor dem großen Spiel?

Toppmöller: Die ganze Stadt steht gerade Kopf, obwohl Fußball in Luxemburg sonst nicht die große Begeisterung auslöst. Es wird bestimmt noch in zehn Jahren erzählt, dass wir irgendwann gegen den AC Mailand gespielt haben. Wir wollen aber keine Eintagsfliege in der Europa League sein. Es ist jetzt eine Sensation. Viele Vereine haben uns mit Glückwunsch-Nachrichten über die sozialen Medien unterstützt. Man merkt den Zusammenhalt. Das ist etwas Besonderes.

Toppmöller: Düdelingen war ein Schleudersitz

SPORT1: Etwas Besonderes auch für Sie persönlich?

Toppmöller: Der Verein hatte in den vergangenen fünf Jahren acht oder neun Trainer. Das war ein Schleudersitz. Der Mäzen, der mir das Vertrauen gegeben hat, hat ein Stück weit mehr Geduld mit mir. Er weiß, dass wir eine gute Arbeit abliefern. Das Wichtigste ist, dass wir als Truppe gut zusammengewachsen sind. Da musste man für die eine oder andere Vertragsverlängerung auch kämpfen. Für Spieler, die wir unbedingt behalten wollten, die vom Umfeld aber gar nicht als so wichtig gesehen wurden. Die Jungs merken das auch. Weil wir mit jedem auch ordentlich und korrekt umgehen. Das heißt nicht, dass wir keine harten Entscheidungen treffen müssen, die Jungs gehören auch dazu. Wir versuchen, ihnen das auch immer sportlich gut zu begründen. Das akzeptieren sie.

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SPORT1: Friede, Freude, Eierkuchen also in Düdelingen?

Toppmöller: Aus der Ferne beurteilt gab es früher in Düdelingen zu viele Ich-AGs. Jeder hat sein eigenes Ding gemacht. Der Klub war vorher in der Liga in Luxemburg auch erfolgreich. Wir haben jetzt eine andere Art von Fußball reingebracht. Wir spielen jetzt mehr Fußball, nicht mehr den Hauruck-Stil. Das sind für mich Tugenden, die gehören einfach dazu. Aber wir spielen jetzt einen ganz anderen Fußball. Das haben wir jetzt auch in den Spielen gegen Warschau oder gegen Cluj gesehen. Wir sind eigentlich Außenseiter, wollen aber unser Ding durchziehen, egal wie der Gegner heißt.

SPORT1: Für welche schwierigen Spieler haben Sie sich eingesetzt?

Toppmöller: Stelvio Da Cruz ist ein Spieler, der nicht einfach zu führen ist. Ich würde jetzt nicht sagen, dass es mir gefällt, schwierige Typen zu haben, aber ich komme mit ihnen klar. Man muss einfach korrekt mit ihnen umgehen. Wenn dann die menschliche Komponente passt, kann man fast jeden Profi in eine gewisse Richtung bringen. Es liegt natürlich auch immer an der Person selbst. Stelvio ist ein sehr spezieller Typ. Aber wenn er fit ist und zu 100 Prozent bereit ist, ist er ein hervorragender Spieler. Meiner Meinung nach müsste er höherklassig spielen. Er ist manchmal nur zu lässig und im Winter, wenn es kalt wird, muss man ihn immer mal wieder etwas anschieben. Dann muss man eben Abstriche machen. Ich weiß, wenn dieser Spieler sein volles Leistungsniveau auf den Platz bringt, dann ist er für uns unbezahlbar. Wir sind sehr froh, dass er bei uns geblieben ist. Und er hat jetzt einen ganz entscheidenden Anteil, dass wir uns qualifizieren konnten.

SPORT1: Braucht jede Mannschaft so einen Typen, um erfolgreich zu sein?

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Zigarette nach dem Spiel

Toppmöller: Es gibt nicht nur Stelvio, sondern auch zwei, drei andere, die dann nach dem Spiel mal ihre Zigarette rauchen. Bei uns geht es auch mal semi-professionell zu. Wenn wir alles strikt wie im Profifußball gemacht hätten, wären wir längst weg vom Fenster. Man muss auf die einzelnen Jungs und die Umstände eingehen. Manche kommen auch wegen der Arbeit etwas später zum Training. Man darf da niemanden an den Pranger stellen und muss auch mal Rücksicht nehmen, sonst funktioniert es nicht. Es gibt aber auch gewisse Regeln.

SPORT1: Ist genau das Düdelingens Erfolgsrezept?

Toppmöller: Ja. Ich denke, dass es wichtig ist, eine ordentliche Sozialkompetenz zu haben. Ich zitiere Mehmet Scholl, dass man auf Systeme furzen kann. Ich denke, eine gewisse Fußball-Fachkompetenz muss da sein. Das Entscheidende ist, zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Worte zu finden. Das ist viel wichtiger für die Mannschaft. Die Stimmung bei uns ist top, obwohl wir einen sehr großen Kader haben. Da sind natürlich einige Jungs unzufrieden, weil sie nicht so oft spielen, aber ich versuche, fair und offen mit ihnen umzugehen. Bei mir weiß jeder, was er für eine Rolle hat. Ich sage ihnen auch ganz klar, "pass auf für dich wird es in den nächsten Wochen ganz schwer in den Kader zu kommen, du musst dranbleiben". Im Fußball kann es sehr schnell gehen. Ich hätte mir in der Vergangenheit mehr Trainer gewünscht, die so gedacht hätten.

SPORT1: Der AC Mailand war ihr Lieblingsklub als Jugendlicher. Was ist so spannend an Milan?

Toppmöller: Als ich Teenager war, war die Serie A die beste Liga der Welt. Da waren Spanien und Deutschland noch sehr weit weg. Die ganzen Topspieler kickten in Italien. Mein Lieblingsspieler war Roberto Baggio. Deswegen war ich eigentlich immer ein Italien-Fan. Vor zehn Jahren war Milan auch Champions-League-Sieger. Was sie über Jahre hinweg für eine Mannschaft gehabt haben, das war von den Personen und ihrem Spiel sensationell, da standen Granaten auf dem Platz.  

"Gattuso wird Milan heiß machen"

SPORT1: Milan-Coach Gennaro Gattuso könnte gegen Düdelingen Motivationsprobleme haben. Ist das die Chance für Ihr Team?

Toppmöller: Ich weiß nicht, ob dies letztendlich ausschlaggebend sein wird. Die Qualität des AC Mailand ist so gut, dass man das Spiel eigentlich auch mit Motivationsproblemen gewinnen müsste. Natürlich ist es hilfreich für uns, wenn dem so wäre. Gattuso ist ein emotionaler Typ. Es wird ihm gelingen, seine Spieler heiß zu machen. Es ist auch für Mailand das erste internationale Spiel nach langer Zeit. Sie wollen sicher ein Ausrufezeichen setzen und unbedingt gewinnen. Auch wenn Lazio Rom danach ansteht. Sie werden uns vielleicht unbewusst etwas unterschätzen. Das wäre natürlich umso besser für uns.

SPORT1: Wie sehr glauben Sie an die Sensation?

Toppmöller: Wir werden uns natürlich gut auf den Gegner einstellen und wissen, wo er seine Stärken hat. Ich bin überzeugt, dass mein Team ein ordentliches Spiel machen kann, weil ich weiß, dass wir Mannschaften, die fußballerisch gut sind, am meisten weh tun können, wenn wir selbst fußballerisch gut sind. Wir dürfen uns nicht mit Mann und Maus hinten reinstellen und die Bälle nach vorne hauen, dann wird es zwangsläufig irgendwann passieren, dass Milan trifft. Wie wollen frech sein und selbst versuchen, nach vorne zu spielen. Wenn der Respekt nicht allzu groß ist, wir an uns glauben, dann werden wir die eine oder andere Phase im Spiel haben, die uns auch gehört.