Slapstick pur und wilde Torflut: Spanien hat trotz eines kuriosen Eigentors in einem spektakulären Schlagabtausch ein vorzeitiges Aus bei der EM 2021 abgewendet.
Verrückter Krimi! Spanien weiter
Das Team von Luis Enrique setzte sich im Achtelfinale gegen Kroatien mit 5:3 (1:1, 3:3) nach Verlängerung durch.
Álvaro Morata (100.) und Mikel Oyarzabal (103.) ebneten Spanien mit einem Doppelschlag in der Extra-Zeit den Weg ins Viertelfinale. Doch für die Szene des Spiels hatten Jungstar Pedri, der jüngste Eigentorschütze der EM-Geschichte, und sein Helfershelfer, Keeper Unai Simón gesorgt.
"Unai hat ein breites Kreuz und eine gute Mentalität", sagte Kapitän Sergio Busquets. "Es war super, welche Reaktion er gezeigt hat. Er hat so getan, als ginge das Spiel neu los, und uns dann sehr geholfen."
Spanien dreht Partie nach Slapstick-Eigentor
Die Kroaten gingen zunächst ohne einen einzigen Torschuss in Führung - und dank einer Slapstickeinlage der spanischen Mannschaft: Torhüter Simón lenkte einen Rückpass von Mittelfeldspieler Pedri aus 44 Metern nach einer missglückten Ballannahme ins eigene Tor (20.). Es war bereits das neunte Eigentor des Turniers, so viele wie bei allen vorherigen 15 Europameisterschaften zusammen. (Das Spiel zum Nachlesen im Ticker)
Spanien glich durch Pablo Sarabia (38.) noch vor dem Seitenwechsel aus. Cesar Azpilicueta (57.) drehte die Partie mit seinem ersten Länderspieltor. Ferran Torres (77.) baute die Führung weiter aus und brachte die Furia Roja vermeintlich sicher auf Viertelfinal-Kurs.
Kroatien erzwingt Verlängerung
Doch Kroatien glich durch Mislav Orsic (85.) und Mario Pasalic (90.+2) in der Schlussphase doch noch aus und erzwang die Verlängerung.
"Es war ein sehr physisches Spiel. Wir können uns nun einige Tage erholen", sagte Mittelfeldspieler Sergio Busquets: "Es war ein schweres Spiel, aber ich finde den Sieg sehr verdient. Leider haben wir es verpasst ein viertes Tor nachzulegen. Wir haben einen großartigen Charakter gezeigt."
Im Viertelfinale am Freitag in St. Petersburg kommt es zum Duell mit der Schweiz, die in einem denkwürdigen Achtelfinale überraschend Weltmeister Frankreich mit 5:4 im Elfmeterschießen aus dem Turnier warf. (Ergebnisse und Spielplan der EM)
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Für die Spanier, die erstmals seit ihrem EM-Triumph 2012 wieder ein K.o.-Spiel bei einem großen Turnier gewannen, geht es am Freitag (18 Uhr) in St. Petersburg gegen Weltmeister Frankreich oder die Schweiz weiter. Superstar Luka Modric und die Kroaten scheiterten wie schon bei der EM 2016 im Achtelfinale.
Modric knackt kroatischen EM-Rekord
"Das wird ein großartiges Duell im Mittelfeld", hatte Spaniens Coach Luis Enrique prophezeit. Sein Kapitän Sergio Busquets, der letzte Vertreter der "goldenen Generation", die zwischen 2008 und 2012 zwei EM- und einen WM-Titel gewonnen hatte, stand ebenso im Blickpunkt wie Modric auf der Gegenseite. Der 35-Jährige bestritt sein 13. EM-Spiel und ist damit alleiniger kroatischer Rekordspieler.
"Riesige Qualität" hatte Enrique dem Taktgeber der Vatreni bescheinigt, der Weltfußballer von 2018 war zunächst aber mit Defensivaufgaben beschäftigt - und sich auch nicht zu schade, Ballverteiler Busquets in Manndeckung zu nehmen.
Spanien, wie in den Vorrundenspielen fast im Dauer-Ballbesitz, versuchte, den kompakten Gegner mit Pässen in die Spitze und Flanken zu sezieren. Zunächst traf Pablo Sarabia das Außennetz (13.), dann scheiterte Koke nach Zuspiel von Pedri am stark reagierenden Torhüter Dominik Livakovic (16.).
Kroatien ohne Perisic
Ohne in Ballbesitz zu gelangen und einen einzigen Torschuss abzugeben, gingen die Kroaten völlig überraschend in Führung - nach Pedris Rückpass mit Folgen. Plötzlich waren Modric und Co. im Spiel, die Spanier waren schwer angeschlagen. (Alles Wichtige zur EM 2021)
Es dauerte eine gute Viertelstunde, bis sich Enriques Team von dem Schock erholte. Der Ausgleich durch Sarabia, der im Nachschuss traf, war dennoch hochverdient.
Die Kroaten mussten ohne den mit Corona infizierten Ivan Perisic auskommen. "Er war in großartiger Form. Keiner kann ihn eins zu eins ersetzen", klagte Trainer Zlatko Dalic. Der ehemalige Bundesliga-Profi hatte mit zwei Toren und einer Vorlage großen Anteil am Achtelfinaleinzug, der Ex-Frankfurter Ante Rebic rückte für ihn auf den linken Flügel. Zur zweiten Halbzeit kam auch der Hoffenheimer Andrej Kramaric.
Spanien blieb aber spielbestimmend, nach Flanke von Torres köpfte Azpilicueta aus vier Metern ein - sein erstes Länderspieltor. Simon machte seinen Fehler wieder gut, als er einen Schuss des künftigen Leipzigers Josko Gvardiol glänzend parierte (67.). Torres sorgte unmittelbar nach einer Trinkpause für die vermeintliche Entscheidung, doch Kroatien gelangen noch zwei Tore in den letzten fünf Minuten der regulären Spielzeit.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)