Luka Modric sank nach dem Abpfiff auf die Knie, ballte die Hände zu Fäusten und brüllte seine ganze Erleichterung heraus.
Modric zaubert Kroaten in K.o.-Runde
Mit seiner Extraklasse führte der Superstar den Vizeweltmeister Kroatien im Endspiel ums EM-Achtelfinale gegen Schottland zum verdienten 3:1 (1:1)-Sieg und zerstörte durch das Traumtor mit seinem berühmten Außenrist (62.) alle Träume des Co-Gastgebers auf die historische Premiere in der K.o.-Runde. (Das Spiel zum Nachlesen im Ticker)
"Wir sind glücklich über diesen großen Sieg und über den Einzug ins Achtelfinale", sagte Modric: "Mein Tor bedeutet mir viel. Es freut mich, dass ich der Mannschaft geholfen habe, aber wichtig ist, dass das ganze Team stark gespielt hat." (Ergebnisse und Spielplan der EM)
In einem unterhaltsamen Alles-oder-nichts-Spiel sicherten sich die Kroaten mit vier Punkten das Weiterkommen, die erneut tapfer kämpfenden Schotten haben am Ende der Gruppenphase nur einen Zähler auf dem Konto.
Hinter England, das nach dem 1:0-Sieg gegen Tschechien als Gruppensieger ein möglicher Achtelfinal-Gegner von Deutschland ist (wenn das DFB-Team Zweiter wird) belegt Kroatien dank besserer Tordifferenz den 2. Platz vor den Tschechen, die als Dritter ebenfalls weiter sind. (Tabelle & Gruppen der EM)
Modric und Perisic machen Kroatien froh
Nikola Vlasic (17.) hatte Kroatien früh in Führung gebracht, die Schotten glichen beim Heimspiel in Glasgow aber durch Celtic-Profi Callum McGregor (42.) noch vor der Pause aus.
In der 62. Minute schlug dann die große Stunde von Modric: Nach Vorlage von Mateo Kovacic drosch er aus rund 17 Metern den Ball per Direktabnahme in den Winkel.
Mit seinem Treffer tütete der Altmeister auch noch eine kuriose Doppel-Bestmarke ein: Modric ist jetzt gleichzeitig der jüngste UND älteste Torschütze der Kroaten bei einer EM. 2008 traf der junge Luka im Alter von 22 Jahren und 273 Tagen gegen Österreich, bei seinem Tor jetzt zählte der Real-Regisseur exakt 35 Jahre und 286 Tage.
Und auch an der Entscheidung war der Routinier wieder beteiligt: Perisic (77.) machte mit einem Kopfball nach Ecke von Modric alles klar.
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Schottland steckt Corona-Schock weg
Den Schock vom Vortag durch den positiven Corona-Test bei Shootingstar Billy Gilmour hatten die Schotten offenbar gut verkraftet. Nationaltrainer Steve Clarke ersetzte seinen besten Akteur des England-Spiels (0:0) im Mittelfeld durch Stuart Armstrong vom FC Southampton.
Der in der Heimat harsch kritisierte kroatische Nationalcoach Zlatko Dalic brachte nach dem 1:1 gegen Tschechien wie angekündigt viel frisches Personal. So fanden sich auch Josip Brekalo (VfL Wolfsburg) und Andrej Kramaric (TSG Hoffenheim) zu Beginn auf der Bank wieder. In der Sturmspitze kam Bruno Petkovic für den bislang enttäuschenden Ex-Frankfurter Ante Rebic zum Zuge.
Angepeitscht von der lautstarken Tartan Army auf den Rängen begannen die Gastgeber mit viel Offensivdrang. Besonders Stürmer Che Adams sorgte mehrfach für brenzlige Situationen.
Kroatiens Neuer netzt
Auf der Gegenseite aber bewiesen die von Modric mit viel Übersicht dirigierten Kroaten gleich beim ersten Torschuss gnadenlose Effektivität. Eine Flanke von Josip Juranovic köpfte Perisic ins Zentrum, von dort bedankte sich Vlasic von ZSKA Moskau per Linksschuss für die Berufung in die Startelf.
Der Underdog musste sich nach dem Rückstand sichtlich schütteln, dann einen herben Verlust verkraften. Innenverteidiger Grant Hanley (33.) ging angeschlagen vom Feld, Scott McKenna kam zum EM-Debüt - und sah gleich bei seiner erste Aktion Gelb für ein Foul an Petkovic.
Mit dem 32. schottischen Torschuss im Turnier war der Bann endlich gebrochen. Als Kroatiens Abwehr den Ball nicht aus der Gefahrenzone bekam, fasste sich McGregor mittig vor der Strafraumgrenze ein Herz und schoss flach in die linke Ecke - die Heimfans schöpften nach dem ersten EM-Treffer seit 25 Jahren wieder Hoffnung. Seit der Endrunde 1996 in England hatten die Schotten auf ihr EM-Comeback gewartet.
Auch nach dem Seitenwechsel blieb es zunächst beim offenen Schlagabtausch. Kroatien blieb geduldig, suchte im Spielaufbau immer wieder Modric.
Der 35-Jährige lief in seinem 140. Länderspiel endlich zur gewohnten Form auf - und lieferte mit seinem sehenswerten Schuss aus 16 Metern.
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Mit SID (Sport-Informations-Dienst)