Bahnt sich da etwa das nächste walisische EM-Märchen an? Fest steht: Die Chancen auf das Weiterkommen in Gruppe A sind nach dem 2:0-Erfolg gegen die Türken enorm gewachsen.
Spielt Bale um seine Zukunft?
Mit vier Zählern liegt Wales nur hinter den starken Italienern, die am heutigen Abend der letzte Gruppengegner sind (EM 2021: Italien - Wales ab 18 Uhr im LIVETICKER).
Als Gruppenzweiter würde die Elf von Interimstrainer Robert Page im Achtelfinale mit großer Wahrscheinlichkeit entweder auf Russland, Finnland oder Dänemark treffen. (SERVICE: Der Spielplan der EM)
Hier können Sie sich den PDF-Spielplan der Fußball-EM 2021 herunterladen und im Anschluss ausdrucken
Verstecken braucht sich der EM-Halbfinalist von 2016 da also mit Sicherheit nicht. Angeführt wird das Team einmal mehr von Superstar Gareth Bale, der nach schwierigen Jahren bei Real Madrid und Tottenham nun eindrucksvoll beweist, was noch in ihm steckt. (NEWS: Alles zur EM)
Bale glänzt gegen die Türkei
Bale erwischte gegen die Türkei einen Sahnetag, bereitete beide Treffer gekonnt vor und war insgesamt Dreh- und Angelpunkt seiner Auswahl. Einziger Wermutstropfen war der verschossene Elfmeter, den der 31-Jährige erst selbst herausholte und dann in den Abendhimmel von Baku zimmerte.
Hohn und Spott ließen nicht lange auf sich warten. "Sicher gelandet", scherzte die englische Fußballikone Gary Lineker und postete dazu ein Video, in dem der Ball in seinen Garten fliegt: "Ich denke, dass du das Grün von hier aus noch erreichen kannst." (EM: Alle Tabellen der EM 2021)
Bale selbst äußerte sich wie folgt zu seinem Fehlschuss: "Der verschossene Elfmeter war natürlich eine Enttäuschung. Aber da hat sich dann mein Charakter und Kampfeswille gezeigt. Ich habe weitergemacht und das dann mit zwei Assists wettgemacht", lobte er sich ein wenig selbst.
Page schwärmt von Bale
Nach seinem starken Auftritt gab Bale erst den Anheizer im Mannschaftskreis und schlenderte dann mit einem breiten Grinsen durch die Katakomben. Bale trage "nicht ohne Grund die Kapitänsbinde", schwärmte Teamchef Page. Jeder Mensch mache "Fehler, aber er hat sie weggesteckt und war der Mann des Spiels".
Wer den Modellathleten bei dieser EM spielen sieht, kann kaum fassen, dass zuletzt schon Gerüchte über ein bevorstehendes Karriereende die Runde machten. Bereits 2019 sagte Bale im Gespräch mit BT Sport: "Es ist, als würdest du dein Leben in gewisser Art verlieren. Wir sind hier nur Roboter."
Man könne als Profi "nie selbst entscheiden, was du tun willst – und wann du es tun willst". Erst nach der aktiven Karriere würde ein Spieler "sein Leben zurück bekommen". Wie es für Bale nach der EM weitergehen wird, ist noch ungewiss. Stand jetzt kehrt der Angreifer nach seiner Leihe bei Tottenham zurück zu Real Madrid.
Ancelotti-Verpflichtung könnte Bale Hoffnung machen
Ob das gut gehen wird? Schließlich fiel Bale in Madrid zuletzt eher Abseits des Platzes durch provokante Aktionen auf. Hoffnung dürfte allerdings die Verpflichtung von Carlo Ancelotti machen. Der Italiener war es, der Bale 2013 als Rekordtransfer ins Bernabeu lockte. Der Waliser funktionierte unter dem 62-jährigen Übungsleiter, glänzte in 92 Spielen mit 70 Torbeteiligungen.
Doch die einzige Herzensangelegenheit – und das beweist Bale bei der EM einmal mehr – bleibt das Nationalteam. "Wales, Golf, Madrid: In dieser Reihenfolge", stand auf dem legendären Plakat, das die walisische Auswahl nach der erfolgreichen EM-Quali präsentierte. Diese Prioritätenliste glaubt man Bale sofort.
Im Nationaltrikot schlüpft Bale in die Rolle des Teamplayers. Wer die Tore mache oder vorbereite, sei "völlig egal", betonte der 93-malige Nationalspieler, obwohl er selbst seit Oktober 2019 auf einen Treffer für Wales wartet. Gemeinsam mit Ramsey, seinem kongenialen Partner, trägt er die Hoffnungen einer ganzen Nation.
Selbst Lineker lobte: "Jeder kann einen Elfmeter verschießen, aber Gareth Bale ist so verdammt genial."