Schon am Tag vor der offiziellen Nominierung des deutschen EM-Kaders war am Dienstag bekannt geworden, dass die paneuropäischen Titelkämpfe ohne Marco Reus stattfinden würden.
"Früher wäre Reus gesperrt worden"
Der BVB-Star war es selbst, der in den Sozialen Medien seinen Rückzug verriet - mit dem Hinweis, seinem Körper "Zeit zu geben, um sich zu erholen. Ich werde die Pause sinnvoll nutzen, um optimal in die neue Saison starten zu können."
Dabei hatte Reus in den vergangenen Wochen eine klare Aufwärtstendenz gezeigt und Hoffnungen auf eine starke EM geweckt. (NEWS: Alles zur EM)
"Reus-Rückzug? "Ich kann es verstehen"
Einer, der die Entscheidung des 31-Jährigen nachvollziehen kann, ist Olaf Thon. Der SPORT1-Experte verweist auf die hohe Anzahl der Pflichtspiele und Reus' Vorgeschichte.
"Dass er mit dem Bundestrainer die Entscheidung getroffen hat, nicht zu EM mitzufahren, ist sicher der Zeit geschuldet, in der wir uns befinden. Bei so vielen Spielen und dieser langen Verletzungshistorie kann ich es verstehen, dass es ihm zu viel wird und er sagt, er möchte lieber für den BVB zur neuen Saison fit sein", sagt Thon bei SPORT1.
Allerdings gibt der ehemalige Schalker zu bedenken, dass vor einiger Zeit ein freiwilliger Rückzug aus der Nationalmannschaft nicht in Frage gekommen wäre - und wenn doch, man den Spieler sanktioniert hätte.
"Das hätte es früher nicht gegeben. In den 70er-Jahren hätte man den Spieler noch gesperrt", erklärt Thon. "Davon sind wir jetzt weit weg und in diese Ecke will ich ihn auch gar nicht drängen." (SERVICE: Der Spielplan der EM)
Babbel: Verständnis für Reus
Möglicherweise sei Reus nach einem Gespräch mit Joachim Löw zum Entschluss gekommen, auf die EM zu verzichten, mutmaßt der der Weltmeister von 1990 "Vielleicht hat ihm der Bundestrainer zu verstehen gegeben, dass er nicht unter den ersten Elf gesetzt ist."
Für den den frühere Bundesligatrainer Markus Babbel hat Reus indes alles richtig gemacht.
"Großes Kompliment an Reus, seine Begründung nehme ich ihm glaubhaft ab, er hat viele Verletzungen gehabt, hat jetzt wieder viele Spiele absolviert", sagt Babbel bei SPORT1. "Es wird viel kritisiert, dass er nach langen Verletzungen nicht sofort wieder parat ist. In der Gesellschaft sind wird heute, da hat keiner mehr Erbarmen. Wenn du auf dem Platz stehst, musst du performen. Das hat ja seine Gründe, warum es am Anfang nicht funktioniert hat."
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Babbel weiter: "Dass er jetzt sagt, 'Stopp, mein Körper braucht diese Pause und ich könnte zwar kotzen, weil ich gerne mit dabei, aber ich muss jetzt vernünftig sein, ich will noch ein paar Jahre länger spielen' - großes Kompliment, dass zeigt mir, dass er ein hundertprozentiger Profi ist."
Thon begrüßt Rückkehr von Müller und Hummels
Insgesamt empfindet Thon das EM-Aus des BVB-Stars als Verlust. "Seine Leistungen der letzten sechs Wochen waren wirklich sehr gut. Ich kann mir vorstellen, dass er in diesem Mittelfeld durchaus Einsatzzeiten bekommen hätte."
Zufrieden ist Thon mit der Rückholaktion von Thomas Müller und Mats Hummels. "Man musste kein großer Prophet sein, um das vorauszuahnen. Der Bundestrainer hat die richtige Entscheidung getroffen, die beiden mitzunehmen. Der 26er-Kader lässt das auch zu, dass man junge und erfahrene Leute mitnimmt. Am Ende kann es die Mischung machen."