UEFA-Präsident Aleksander Ceferin hat mit Blick auf die im Sommer geplante Europameisterschaft den Druck auf die zwölf Gastgeberstädte erhöht.
EM-Aus für München? Politik irritiert
"Jede gastgebende Stadt muss garantieren, dass Fans zu den Spielen dürfen. Die Option, dass irgendein Spiel der EM ohne Fans ausgetragen wird, ist vom Tisch", sagte der Slowene im Interview mit Sky Sports.
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Gegenüber der kroatischen Zeitung Sportske novosti erklärte Ceferin außerdem: "Die ideale Variante ist, in allen zwölf Ländern zu spielen. Aber es ist möglich, dass das Turnier in zehn oder elf Ländern gespielt wird, wenn einige Länder die Bedingungen nicht erfüllen."
Aus für München bei EM?
Für München könnte das das Aus als Austragungsort für die EM bedeuten. Wie alle Gastgeberstädte arbeitet man in der Landeshauptstadt Bayerns an einem Konzept, um bei dem Turnier Spiele mit Fans austragen zu können. Das letzte Wort hat allerdings das zuständige Gesundheitsamt.
Das letzte Spiel vor Zuschauern bestritt der FC Bayern in der Allianz Arena vor über einem Jahr am 8. März 2020. Auch die Sieben-Tage-Inzidenz in München, die laut Robert Koch-Institut am Mittwoch bei 68,8 lag, spricht gegen eine Austragung mit Fans.
München reagiert auf UEFA-Ansage
Nach den ursprünglichen UEFA-Plänen sollen in München die Gruppenspiele der deutschen Nationalmannschaft gegen Frankreich (15. Juni), Portugal (19. Juni) und Ungarn (23. Juni) sowie ein Viertelfinale ausgetragen werden.
Die Münchner Organisatoren haben nach SID-Informationen am Mittwochvormittag aufgrund der Ceferin-Äußerungen eine Sitzung einberufen. Schließlich sind in München wie in ganz Deutschland derzeit keine Zuschauer in den Fußballstadien zugelassen.
Entsprechend irritiert von den Ceferin-Aussagen zeigte sich Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter: "Es ist zum jetzigen Zeitpunkt schlicht nicht möglich, eine Aussage darüber zu treffen, ob es das Infektionsgeschehen der Corona-Pandemie zulässt, im Juni Zuschauer zuzulassen oder nicht. Klar ist aber, dass Veranstaltungen dieser Art mit Zuschauern nach den aktuellen Vorschriften nicht erlaubt sind", ließ der SPD-Politiker am Mittwoch verlauten.
Weiter erklärte er: "Ich würde mir gerade in diesen Zeiten wünschen, dass die Verantwortlichen der UEFA hier den direkten Austausch mit den Gastgeber-Städten suchen, um gemeinsam eine Lösung zu erarbeiten."
Sonderregel für den Fußball wegen EM?
Um die Auflage der UEFA zu erfüllen, bräuchte es wohl eine Sonderreglung vonseiten der Politik. Ob eine solche "Extrawurst" Akzeptanz in der Bevölkerung finden würde, darf angesichts stetig steigender Fallzahlen und weitaus drängenderer Probleme bezweifelt werden. Was Dagmar Freitag von den UEFA-Bedingungen hält, machte die Vorsitzende des Sportausschusses des Deutschen Bundestages mit ihrem Kommentar bei Twitter deutlich: "Ohne Worte. Parallelwelt des Profifußballs."
Angesichts des Zeitdrucks müsste das Thema wohl schon bei den Bund-Länder-Beratungen am Montag erörtert werden - der Punkt "Veranstaltungen" steht immerhin auf der Agenda. Dennoch erscheint eine Endrunde auf dem gesamten Kontinent mit Zuschauern derzeit undenkbar, da das Reisen von allen Experten als Treiber der Pandemie angesehen wird.
Die derzeit geltenden Restriktionen in vielen Ländern würden Grenzüberschreitungen von Fans sowieso weitestgehend unmöglich machen.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sagte dem SID, dass er weiter an alle Szenarien arbeite. "Wir möchten gerne im Sinne der Fans die Vision erfüllen, dass auch Zuschauer - unter den dann geltenden Bestimmungen - die Spiele der EURO 2020 in München besuchen können", hieß es in einer Stellungnahme. Ob dies machbar ist, ließ der Verband offen: "In den weiterführenden Gesprächen mit der UEFA und unseren Partnern in München werden wir bis in den April hinein fortlaufend erörtern, ob und wie die Umsetzung dieser Ziele gelingen kann."