Die Szene passte zum Spiel. Als Marco Reus einen Freistoß in den Strafrazum zirkeln wollte, gerieten die beiden Kapitäne Bastian Schweinsteiger und Jaba Kankava aneinander.
Deutschland nimmt Hürde souverän
"Er hält mich, zum Schluss kommt er auf mich zu und will mir eine Kopfnuss verpassen", sagte Schweinsteiger nach Deutschlands 2:0 (2:0)-Erfolg über Georgien. "Der Schiedsrichter steht da, und wir kriegen beide Gelb. Ich verstehe es nicht."
Schweinsteiger behielt auf dem Platz aber die Ruhe. Genauso wie das gesamte Team, obwohl es von einem Großteil der 54.549 Zuschauer in Tiflis immer wieder lautstark ausgepfiffen wurde. Der amtierende Weltmeister trotzte so auch der Ausgangslage, steht nun in Gruppe D bei zehn Punkten nach fünf Spielen.
Fünf Flitzer auf dem Platz
Selbst fünf (!) Flitzer beeindruckten das DFB-Team nicht. Doch auch wenn sich die Spieler dadurch nicht beeinflussen ließen, war es für Joachim Löw "einfach nur störend", wie er später erklärte. "Das passiert immer mal, aber es waren zu viele. Es stört auch die Spieler und ist manchmal nicht ganz ungefährlich."
Kritisch gingen die Deutschen aber auch mit der eigenen Leistung um. "Wir haben noch Luft nach oben", sagte Torschütze Thomas Müller.
Schweinsteiger ergänzte nach dem 900. Länderspiel der deutschen Mannschaft: "Wir haben den ein oder andern Fehler zu viel gemacht. Wir müssen uns bis zu den nächsten Spielen weiter verbessern."
"Zu wenig Tore"
Löw meinte bei RTL: "Wir haben insgesamt in der Qualifikation zu wenig Tore geschossen. Aber im Herbst kommt für uns die entscheidende Phase, wenn wir die Rückspiele gegen Polen, Schottland und Irland haben."
Mit dem Auftritt gegen Georgien war er halbwegs zufrieden: „Da waren ein paar gute Kombinationen mit Zielrichtung Tor. Nach der Pause haben wir das Spiel dann zu sehr verwaltet und wieder die ein oder andere Chance liegengelassen."
Bundestrainer verzichtet auf Experimente
Durch den dritten Sieg im fünften Spiel sitzt Deutschland in der Gruppe D mit zehn Punkten nach wie vor Tabellenführer Polen im Nacken, der nach einem 1:1 (1:0) in Irland elf Zähler aufweist. Schottland hat ebenso wie das DFB-Team zehn Punkte auf dem Konto.
Reus (39.) und Müller (44.) erzielten im Hexenkessel von Tiflis die Treffer für die Gäste, die nach anfänglichen Schwierigkeiten gegen den 126. der Weltrangliste ihrer Favoritenrolle voll und ganz gerecht wurden.
Löw stellte im Jubiläumsspiel die Experimente für seinen Masterplan wie erwartet hintenan. Der 55-Jährige kehrte zur Viererkette zurück und beorderte in Manuel Neuer, Jerome Boateng, Mats Hummels, Toni Kroos, Müller und dem erstmals offiziell als Kapitän fungierenden Bastian Schweinsteiger alle sechs beim 2:2 gegen Australien geschonten Weltmeister zurück in die Startelf.
Georgien muss früh wechseln
Bei den Georgiern gab der frühere Frankfurter Bundesliga-Profi Kachaber Tschadadse nach einem 2:0 zum Einstand gegen Malta sein Pflichtspiel-Debüt als Trainer. Der frühere Schalker und Düsseldorfer Lewan Kenia saß bis zur 63. Minute nur auf der Bank.
Die Hoffnungen der Gastgeber erlitten schon frühzeitig einen Dämpfer: Abwehrchef Alexandre Amisulaschwili verletzte sich gleich bei der ersten Aktion und musste bereits in der 4. Minute ausgewechselt werden.
Reus verpasst frühe Führung
Eine Minute später hätte Reus beinahe schon die Führung für das DFB-Team erzielt. Doch sein Schuss aus spitzem Winkel nach schöner Vorarbeit von Müller prallte an die Unterkante der Latte.
Wenig später verfehlte der sehr agile Müller die Führung (13.). Götze (26.) und Reus (29.) verzogen ebenfalls, bevor Reus mit seinem neunten Länderspieltreffer das deutsche Team erlöste. Götze hatte den Treffer glänzend vorbereitet.
Müller legte dann noch vor der Pause nach, nachdem er von Mesut Özil bedient worden war. Für Müller war es bereits der fünfte Treffer in der laufenden EM-Qualifikation.
DFB-Elf kontrolliert Partie
Bereits nach dem Führungstreffer agierte die deutsche Elf entschlossener und energischer als in der ersten halben Stunde, in der das deutsche Angriffsspiel öfters vom Zufall geprägt war. Die Pässe in die Spitze fanden zu selten den Weg durch die dichte georgische Abwehr, die sich mit Herz und Leidenschaft in jeden Ball warf.
Nach dem Seitenwechsel kontrollierte der Weltmeister angesichts des beruhigenden Vorsprungs das Spiel.
Zwar mühten sich die Georgier nach Kräften, gegen die aufmerksame deutsche Defensive standen sie aber zumeist auf verlorenem Posten. In der 60. Minute hatte der Außenseiter Glück, als Reus auf Vorlag von Sebastian Rudy erneut nur das Aluminium traf.