Toni Kroos tritt nach dem enttäuschenden Achtelfinal-Aus der deutschen Nationalmannschaft bei der EM aus dem DFB-Team zurück.
Kroos tritt aus Nationalteam zurück
Das verkündete der Mittelfeldspieler von Real Madrid am Freitagmittag via Social Media.
Damit wird sein 106. Länderspiel im Wembley-Stadion gegen England das letzte des inzwischen 31 Jahre alten Weltmeisters von 2014 bleiben.
Der EM Doppelpass mit Jürgen Kohler, Stefan Effenberg und Mario Basler am Sonntag ab 11 Uhr LIVE im TV auf SPORT1
Toni Kroos tritt aus Nationalmannschaft zurück
"Ich hätte mir sehnlichst gewünscht, und dafür habe ich nochmals alles gegeben, dass es am Ende 109 Länderspiele gewesen wären und dass noch dieser eine große Titel, der EM-Titel, zum Schluss dazugekommen wäre", schrieb Kroos.
Es sei ihm "eine große Ehre" gewesen, "dass ich dieses Trikot über so einen langen Zeitraum tragen durfte. Ich habe es mit Stolz und Leidenschaft getan."
Besondere Worte richtete Kroos an den ebenfalls scheidenden Bundestrainer Joachim Löw: "Er hat mich zum Nationalspieler und Weltmeister gemacht. Er hat mir vertraut. Wir haben lange eine Erfolgsgeschichte geschrieben." Löws Nachfolger Hansi Flick wünschte er "ganz viel Glück und Erfolg". (SPORT1-Kommentar: Flick muss den deutschen Ruf retten)
Löw selbst reagierte am Freitagnachmittag auf Kroos' Rücktritt. "Wie in den vergangenen Wochen war Toni immer mit einer unglaublichen Leidenschaft, großem Einsatz und Hingabe dabei, er war gerade für die jüngeren Spieler ein absolutes Vorbild", sagte der Weltmeistertrainer in einem Statement auf dfb.de und ergänzte: "Toni hat überragende Qualitäten und war ein großer Leader auf und neben dem Platz."
Kroos will sich auf Real Madrid konzentrieren
Kroos bedankte sich zudem bei den Fans, "die mich mit ihrem Applaus und Jubel getragen und unterstützt haben", richtete aber auch ein besonderes Dankeschön an "alle Kritiker für ihre Extramotivation".
Sein Entschluss habe derweil seit geraumer Zeit festgestanden: "Es war mir schon länger klar, dass ich für die WM 2022 in Katar nicht zur Verfügung stehe. Vor allem, weil ich für die nächsten Jahre die volle Konzentration auf meine Ziele mit Real Madrid richten möchte."
Er werde sich künftig auch immer mal wieder bewusst Pausen gönnen, die es in seinen elf Jahren als Nationalspieler nicht gegeben habe.
Auch seine Familie habe eine entscheidende Rolle bei seiner Entscheidung gespielt. Er wolle "mehr als Ehemann und Papa für meine Frau und meine drei Kinder da sein", betonte der ehemalige Bundesliga-Profi vom FC Bayern und Bayer Leverkusen.
Auch in seinem Podcast "Einfach mal Luppen", den Kroos gemeinsam mit seinem Bruder Felix führt, gab der 31-Jährige noch einmal Einblicke in sein Gefühlsleben.
"Als ich die Entscheidung vor dem Turnier getroffen habe, war ich sehr rational", sagt Kroos dort. "Man denkt sich: Ist ja noch ein bisschen hin. Jetzt lässt mal viel Revue passieren. Der Abschnitt war überragend, der mich sehr stolz gemacht hat."
Gedanken an das Ende während Ungarn-Spiel bei EM
Der Mensch sei "ein Gewohnheitstier", erklärt Kroos weiter. "Irgendwann hat man das Gefühl, es wird Normalität. Aber wenn man zurückblickt, sieht man, wie besonders es ist, sein Land zu präsentieren. Ich hatte immer Lust auf die Spiele. Es ist schon ein bisschen komisch, es beendet zu haben."
Die Tatsache, dass er nicht mehr für Deutschland auflaufe, sei zunächst mal "ein weinendes Auge, aus dem ein lachendes wird. Diese Zeit hat mir den größten Titel gebracht, den es im Fußball zu gewinnen gibt. Zugleich war aber auch der andere Part dabei: nicht daheim zu sein, woanders zu sein für sehr lange Zeit."
Und weiter: "Es ist auch nicht so, dass ich nach dem Turnier aufgewacht bin und mir dachte: Um Gottes willen, das muss ich jetzt alles noch mal überdenken. Die Entscheidung ist unwiderruflich."
Angst, dass alles viel zu schnell vorbei sei, habe Kroos derweil schon während des Ungarn-Spiels gehabt: "Es gab ein paar Momente, wo ich mir dachte: Das kann es jetzt nicht gewesen. Zum Glück ging es dann noch weiter. Das Ambiente zum Ausscheiden war natürlich in Wembley besser."
Toni Kroos: Höhepunkte seiner Karriere
Kroos hatte sein Debüt in der Nationalmannschaft im März 2010 bei einer 0:1-Niederlage gegen Argentinien in München gegeben, als er in der 67. Minute für Thomas Müller eingewechselt wurde.
Seinen Höhepunkt im DFB-Dress erlebte er bei der WM 2014 in Brasilien, wo er unter anderem mit zwei Toren und vier Assists zum deutschen Titelgewinn beitrug.
Neben dem WM-Titel holte Kroos mit dem FC Bayern (2013) und Real Madrid (2016, 2017, 2018) bislang vier Mal die Champions League. Hinzu kommen unter anderem drei Meistertitel in Deutschland und zwei Meisterschaften in Spanien, drei DFB-Pokal-Erfolge und fünf Klub-Weltmeisterschaften.