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Nationalmannschaft: Toni Kroos tritt zurück - "Querpass-Toni" oder Genie?

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Nationalmannschaft: Toni Kroos tritt zurück - "Querpass-Toni" oder Genie?

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Kroos: Überschätzt oder genial?

Toni Kroos tritt aus der Nationalmannschaft zurück. Für die einen war er Taktgeber, für die anderen "Querpass-Toni". Was bleibt vom 31-Jährigen?
11 Jahre lang spielte Toni Kroos für Deutschland. Während er für Jogi Löw immer unverzichtbar war, sah er sich bei Fans und Medien immer wieder mit Kritik konfrontiert.
Maximilian Lotz
Toni Kroos tritt aus der Nationalmannschaft zurück. Für die einen war er Taktgeber, für die anderen "Querpass-Toni". Was bleibt vom 31-Jährigen?

Ein letztes Mal schlüpfte Toni Kroos in die Rolle des Ballverteilers.

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Im EM-Achtelfinale gegen England lief bereits die Nachspielzeit, da schlug Kroos einen Ball nach dem anderen nach vorne. Hoch und weit - und das Publikum feierte. Doch es waren die englischen Fans, die jubelten. Sie beklatschten jeden einzelnen Fehlpass von Kroos.

Drei der vier langen Bälle landeten in der englischen Abwehr. Es waren Verzweiflungstaten eines Mannes, der in seiner Karriere vor allem auch für Passrekorde stand. Auch Kroos wusste zu dem Zeitpunkt, dass es vorbei war. 0:2 lag die deutsche Nationalmannschaft zurück, der Abpfiff besiegelte das Ende aller Titelträume. Und den Abschied von Kroos.

Der EM Doppelpass mit Jürgen Kohler, Stefan Effenberg und Mario Basler am Sonntag ab 11 Uhr LIVE im TV auf SPORT1

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Kroos dankt nach Rücktritt Fans und Kritikern

"106-mal habe ich für Deutschland gespielt. Ein weiteres Mal wird es nicht geben", verkündete der 31-Jährige am Freitag. Den Entschluss, nach diesem Turnier aufzuhören, habe er schon länger gefällt. (Reaktionen zum Kroos-Rücktritt)

Gemessen an den Erfolgen, tritt einer der größten deutschen Nationalspieler ab. Kroos wurde 2014 Weltmeister, 2018 zu Deutschlands Fußballer des Jahres gekürt und gewann mit dem FC Bayern und Real Madrid vier Mal die Champions League. Doch über seinen Anteil an diesen Erfolgen streiten seit jeher die Fans und Experten.

Kroos' Dank galt bezeichnenderweise beiden Seiten.

"Danke an alle Fans und Unterstützer die mich mit ihrem Applaus und Jubel getragen und unterstützt haben. Und Danke an alle Kritiker für ihre Extramotivation", betonte der Mittelfeldspieler.

"Querpass-Toni" vs. Beckenbauer-Erbe

Für die einen ist er der eleganteste deutsche Kicker seit "Kaiser" Franz Beckenbauer, für die anderen nur "Querpass-Toni" und Tempo-Verschlepper im Mittelfeld. In einer aktuellen SPORT1-Umfrage sehen 43 Prozent der bis Freitagabend fast 20.000 Abstimmenden Kroos in der DFB-Historie auf einer Stufe mit Beckenbauer und Bastian Schweinsteiger. Fünf Prozent sehen in ihm sogar den besten deutschen Fußballer, den es jemals gab.

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29 Prozent der Teilnehmer hingegen sehen Kroos nicht unter den besten 15 Spieler der Nationalmannschaft. Zwölf Prozent halten ihn sogar für überschätzt.

"Ich will da in Deutschland nicht alle über einen Kamm scheren, es gibt sicherlich auch viele Fans, die mein Spiel geschätzt haben", sagte Kroos im Bild-Interview. "Manchmal hatte ich aber schon das Gefühl, dass einige mein Spiel in elf Jahren Nationalmannschaft nicht ganz verstanden haben."

In Spanien genießt der Real-Star indes hohes Ansehen. "Ich sage mal so: besser in Deutschland umstritten und weltweite Anerkennung - als andersrum", meinte Kroos. Dem gebürtigen Greifswalder wird gemeinhin auch abseits des Platzes eine gewisse Arroganz vorgeworfen. Kroos ist jemand, der seinen Kritikern gerne mit feiner Ironie begegnet. Auch die Bezeichnung "Querpass-Toni" konterte er nicht nur ein Mal auf seine eigene Art und Weise.

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Kroos mit beeindruckenden Statistiken

Die Zahlen gaben ihm Recht. Von wegen "Querpass-Toni" - Kroos war nach der Vorrunde der EM mit Abstand der Spieler mit den meisten Pässen ins letzte Drittel, aller Teams wohlgemerkt. Laut Opta-Daten spielte Kroos 66 solcher Steilpässe, auf Platz zwei folgte der Niederländer Daley Blind mit nur 48.

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Pep Guardiolas früherer Assistent Domènec Torrent, der auch bei den Bayern der Co-Trainer des Katalanen war, bezeichnete Kroos unlängst in einem SZ-Interview als "ein Genie in der Kommandozentrale". Er sei jemand, "der kurz und lang spielt, das Tempo variiert".

Die aktuellen Statistiken unterstreichen seinen Wert. Bei der aktuellen EURO war er im deutschen Team der Spieler mit den meisten Ballkontakten, den meisten Pässen und den meisten Tacklings.

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Systemumstellung hat Folgen für Kroos

Es wirkte bei diesem Turnier so, als habe sich Kroos gerade mit Blick auf die Balleroberungen nochmals neu erfunden. Kroos riss mit aller Macht jeden Kontakt an sich, doch an seiner Seite blieb etwa Ilkay Gündogan trotz seiner starken Saison bei Manchester City blass, was sicher auch mit Joachim Löws Umstellung auf ein 3-4-3-System zusammenhing.

Zwar habe sich seine Position in diesem System "nicht so riesig verändert", erklärte Kroos. "Aber natürlich ist es für mich ein Unterschied, ob Ilkay Gündogan neben mir spielt oder Jo Kimmich, der ähnlich wie Casemiro bei Real hinter mir den Sechser gibt. In dem Fall dieser EM hatte ich dadurch ein paar mehr Defensivaufgaben als normal."

Doch diese Aufgaben konnte Kroos nur bedingt erfüllen.

"Dass wir defensiv so wacklig waren, hatte für mich nichts mit dem System zu tun, sondern mit der Einstellung. Kroos beispielsweise hat es in den ersten zwei Spielen exzellent gemacht. Da ging es aber auch gegen Frankreich und Portugal, da hatte er Bock", schrieb Markus Babbel in seiner SPORT1-Kolumne nach dem Ungarn-Spiel. "Dann geht's gegen Ungarn und mir kam es so vor, als hätte er plötzlich keine Lust mehr, nachzulaufen. Mit dem Ball, okay, das macht noch Spaß, aber die Dinge, die nicht so viel Spaß machen, die wird schon irgendjemand anderes machen."

Kroos sieht sich als Vertreter des "schönen Fußballs"

Kroos hat in seiner Karriere zweifelsohne für große Momente gesorgt. Zum legendären 7:1-Halbfinalsieg gegen Brasilien auf dem Weg zum WM-Titel steuerte er zwei Tore und einen Assist bei. Doch während Bastian Schweinsteigers heroischer Kampf mit blutendem Cut unter dem Auge im Finale gegen Argentinien sinnbildlich für seine Leaderrolle stand, konnte Kroos nach Schweinsteigers Rückzug im Anschluss diesbezüglich nicht vollends in dessen Fußstapfen treten.

Beim WM-Debakel 2018 ging Kroos, der aufgrund seiner Erfahrung eigentlich hätte vorangehen müssen, mit unter. Zwar rettete er mit einem sensationellen Last-Minute-Tor Deutschland im zweiten Gruppenspiel gegen Schweden den wichtigen Sieg. Doch mit einem Fehlpass im eigenen Strafraum leitete er im letzten Spiel gegen Südkorea die blamable 0:2-Pleite ein.

Was bleibt nun von Kroos?

Er selbst würde sich wünschen, wenn man über ihn sagen würde: "Dem habe ich gerne zugeschaut, weil er einfach einen schönen Fußball gespielt hat."

Das Spiel der Nationalmannschaft wird ohne Kroos so oder so ein anderes sein.

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