Joachim Löw war sichtlich angefasst, als er nach der Schande von Sevilla eine erste Reaktion abgeben musste.
DFB-Elf erlebt Debakel gegen Spanien
"Es war ein rabenschwarzen Tag, es hat gar nichts funktioniert. Körperspannung, Zweikampfverhalten, es hat nichts funktioniert. Weder Defensive noch Offensive, da kann man keinen ausnehmen", sagte der Bundestrainer, dem die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben war, in der ARD.
Im "Finale" um den Gruppensieg in der Nations League hatte sich seine Mannschaft bis auf die Knochen blamiert und verließ nach einer denkwürdigen 0:6 (0:3)-Pleite gedemütigt den Platz. (Das Spiel zum Nachlesen im TICKER)
"Heute haben wir gesehen, dass wir noch nicht so weit sind, wie wir geglaubt haben", stellte Löw fest. "Wir sind absolut zurückgeworfen worden und müssen analysieren, wo wir die Hebel ansetzen. Wir müssen die richtigen Schlüsse ziehen."
Höchste deutsche Pleite seit 1931
Selten zuvor war eine deutsche Mannschaft so chancenlos wie in den 90 Minuten von Sevilla. Löw musste mit ansehen, wie die Nationalelf trotz vermeintlich starker Besetzung in ihre Einzelteile zerlegt wurde. "Man hat gesehen, dass man in der Defensive große Probleme hatten. Wenn ich sage, dass alles schlecht war, dann meine ich das auch so."
Die höchste Niederlage seit 1931 (0:6 gegen Österreich) verfolgte Löw geschockt und versteinert an der Seitenlinie.
Manuel Neuers Vorderleute liefen den spielfreudigen Spaniern fast nur hinterher und offenbarten erschreckende Lücken in der Defensive und gravierende Abstimmungsprobleme. Das Desaster gibt Löw und seinem Team viele Hausaufgaben für das anstehende EM-Jahr auf.
Zwei Tore nach Eckball
Alvaro Morata hatte die Spanier in der 7. Minute nach einem Eckball per Kopf in Führung gebracht. In der 33. Minute erhöhte Ferran Torres, fünf Minuten später markierte Rodri das 0:3 aus DFB-Sicht – erneut nach einem Eckstoß.
Torres erzielte in der zweiten Hälfte noch zwei weitere Treffer, zudem traf Mikel Oyarzabal kurz vor dem Ende. (Service: Die Tabellen der Nations League)
Durch die Niederlage verpasste die DFB-Elf den Gruppensieg und die damit verbundene Teilnahme am Playoff-Turnier. Diese sicherten sich die Spanier.
Die DFB-Elf, bei der im Vergleich zum 3:1-Sieg gegen die Ukraine Toni Kroos für den gesperrten Antonio Rüdiger in die Startelf rückte, sah sich von Anfang an aggressiven Spaniern ausgesetzt. Das Team von Enrique ließ den Deutschen kaum Platz für geordneten Spielaufbau und setzte selbst auf Ballbesitz – damit hatte Deutschland große Probleme. (Service: Spielplan und Ergebnisse der Nations League)
Torres erzielt drei Tore
Ramos prüfte Neuer bereits in der 7. Minute mit einem Freistoß, den der Bayern-Keeper abwehrte. Das DFB-Team hatte Glück, dass zuvor Schiedsrichter Andreas Ekberg (Schweden) das leichte Foul von Ilkay Gündogan an den Leipziger Profi Dani Olmo fälschlicherweise außerhalb des Strafraums verortet hatte.
Mit der nächsten Chance ging die Furia Roja in Führung, Alvaro Morata war nach einem Eckball ungedeckt, Serge Gnabry war zu weit weg, sodass der Stürmer von Juventus Turin mühelos einnicken konnte.
In der 31. Minute verhinderte Manuel Neuer, der mit dem 96. Länderspieleinsatz Sepp Maier überholte und alleiniger Rekordtorhüter beim DFB ist, großartig das 0:2 gegen Ferran Torres. Zwei Minuten später war er allerdings chancenlos, als Torres einen Abpraller von der Latte verwertete.
Das 0:3 aus deutscher Sicht fünf Minuten später resultierte erneut aus einem Eckstoß, diesmal köpfte Rodri ein.
Gnabrys Fernschuss das einzige DFB-Highlight
"Das war nichts", urteilte ARD-Experte Bastian Schweinsteiger in der Halbzeit.
Nach dem Seitenwechsel änderte sich trotz einer Systemumstellung: Nichts. Am ebenfalls enttäuschenden Toni Kroos, der gegen die Ukraine (3:1) gelbgesperrt gefehlt hatte, konnten sich die Mitspieler nicht aufrichten. Offensiv hing das Turbo-Trio Timo Werner, Leroy Sane und Serge Gnabry meist in der Luft.
In der zweiten Halbzeit beschränkte sich Spanien überwiegend auf Konter – und die waren brandgefährlich. Aus solchen resultierten auch die nächsten beiden Treffer, beide Male war der starke Torres zur Stelle. In der 78. Minute traf Serge Gnabry mit einem Fernschuss die Latte. Es war der erste ernstzunehmende Schuss auf das Tor von Unai Simon. Oyarzabal markierte in der 89. Minute den Endstand.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)