In München plant die deutsche Nationalmannschaft nach dem WM-Debakel dieser Tage den Neustart.
Müller stärkt Gündogan den Rücken
Dabei ist auch Ilkay Gündogan (27) fest eingeplant, der sich bekanntermaßen vor dem WM-Start mit Türkei-Präsident Recep Tayyip Erdogan (64) ablichten ließ, dafür massiv Kritik erfuhr, von Teilen des deutschen Publikums ausgepfiffen wurde und unter dieser Last auch bei der WM enttäuschte.
Müller: "Noch bewusster vor Ilkay stellen"
Im Gespräch mit SPORT1 macht Thomas Müller (28) deutlich, dass sich Gündogan bei seinem persönlichen DFB-Neustart der Unterstützung seiner Mitspieler sicher sein kann. "Gerade jetzt wollen wir noch mehr das Zeichen setzen, dass wir zusammenhalten, und deswegen wollen wir uns noch bewusster vor Ilkay Gündogan stellen", verspricht der Stürmer.
Nicht nur Müller weiß: Anders als Mesut Özil, der sich öffentlich nie wegen des umstrittenen Fotos erklärte, mittlerweile aus der DFB-Auswahl zurückgetreten ist und Rassismus-Vorwürfe erhob, beschloss Gündogan den Gang in die Offensive. Der Deutsch-Türke bezog noch im WM-Trainingslager Stellung zum Skandal-Foto und beteuerte unlängst in einem Interview mit der Berliner Morgenpost: "Ich bin nach wie vor stolz, für Deutschland aufzulaufen. Falls ich nominiert werden sollte, dann sehe ich keinen Grund, nicht weiterzumachen."
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Jogi Löw (58) nominierte den gebürtigen Gelsenkirchener und machte vergangene Woche, während seiner WM-Analyse, klar, dass er den Stammspieler vom englischen Meister Manchester City auch zukünftig fest einplant.
Nicht nur der Bundestrainer weiß, dass die geschundene Nationalelf einen Gündogan (26 Länderspiele/4 Tore) in Topform brauchen wird. Nicht nur, um am Donnerstag, zum Auftakt der UEFA Nations League, gegen Weltmeister Frankreich zu bestehen (20.45 Uhr im LIVETICKER). Die DFB-Elf braucht Gündogan auch im Hinblick auf die EM 2020 - mit stolzer Brust statt hängendem Kopf.
Müller hofft auf Gündogans Leistungsexplosion
"Bei Ilkay hat man ja gesehen, dass ihn das Ganze mitgenommen und verunsichert hat - auch auf dem Platz", sagt Müller rückblickend. Der Bayern-Star bekräftigt erneut: "Wir als Mannschaft wollen ihn noch mehr unterstützen, sodass er seine unglaubliche Qualität und Kreativität, die er letztes Jahr in der Premier League und auch die Jahre zuvor gezeigt hat, auch bei uns in der deutschen Nationalmannschaft zeigen kann."
Ein deutlicher Appell vom 92-fachen Nationalspieler (38 Tore), dass es im Kreise der DFB-Auswahl, auch in der Causa Gündogan, zukünftig wieder um sportliche Themen gehen soll - und auch muss. Wichtig wird daher auch die Reaktion der über 60.000 Zuschauer in der Allianz Arena sein. Denn selbst an einem Profi wie Gündogan, das zeigten die vergangenen Monate, gehen die Pfiffe nicht spurlos vorbei.
Auch Hansi Flick hofft auf eine positive Reaktion des Münchner Publikums. "Ilkay ist ein fantastischer Spieler. Er hat sehr gelitten unter der ganzen Sache. Ich finde, dass er es mehr als verdient hätte, dass ihn das Publikum positiv in München empfängt, denn er hat sich zu dem Foto geäußert, weil das auch sein Naturell ist. Das sollte man akzeptieren und ihm jetzt die Chance geben, dass er frei aufspielen kann", sagt der 53-Jährige bei SPORT1.
"Pfiffe wären ein ganz schlechtes Zeichen"
Der langjährige Wegbegleiter von Löw (2006 bis 2014) macht klar: "Ilkay wird auf die Stimmung achten. Es wäre ein ganz schlechtes Zeichen von den Fans, wenn man ihn mit Pfiffen empfangen würde. Das würde ich nicht verstehen und dafür hätte ich auch kein Verständnis."
Stellvertretend für die gesamte Löw-Elf hofft Müller indes, "dass wir den Fans zeigen können, dass der unbedingte Wille da ist, dieses Erlebnis wieder ins Positive zu wenden und ein Stück weit vergessen zu machen."
Der Ur-Bayer wird vor dem Heimspiel im eigenen Wohnzimmer deutlich: "Mit unserer Spielweise müssen wir die Fans mitnehmen. Dann hoffe ich natürlich auch, dass von den Zuschauern was zurückkommt. Wir sind ja auch als Mannschaft dazu gewillt, wieder mehr auf die Fans zuzugehen."
Einem begeisternden Neuanfang, auch für Gündogan, stünde somit nichts mehr im Wege.
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