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WM-Analyse von Joachim Löw und Bierhoff: Das ändert sich wirklich beim DFB-Team

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WM-Analyse von Joachim Löw und Bierhoff: Das ändert sich wirklich beim DFB-Team

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WM-Analyse: Das plant Joachim Löw

110 Minuten dauerte die Pressekonferenz von Joachim Löw und Oliver Bierhoff. Das Ergebnis? Kaum Überraschungen - zumindest personell. SPORT1 beleuchtet die WM-Analyse.
Ein Versuch, die Schmach bei der WM 2018 zu erklären: Der Bundestrainer gesteht sich ein, Fehler gemacht zu haben und nennt die ausschlaggebenden Faktoren.
110 Minuten dauerte die Pressekonferenz von Joachim Löw und Oliver Bierhoff. Das Ergebnis? Kaum Überraschungen - zumindest personell. SPORT1 beleuchtet die WM-Analyse.

Zwei Monate ließen sich Joachim Löw und Oliver Bierhoff Zeit, um der deutschen Öffentlichkeit die Analyse der verkorksten WM zu präsentieren.

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Das Ergebnis: die längste Pressekonferenz in der Geschichte des DFB. 110 Minuten referierte das Duo über Vergangenheit und Zukunft der Nationalmannschaft.

SPORT1 zeigt, was die Analyse der DFB-Verantwortlichen ergeben hat. (Die Pressekonferenz zum Nachlesen)

- Wie sieht die Nationalmannschaft künftig aus?

Wer gehofft hatte, Löw mache nach der verkorksten WM in Russland Tabula rasa, sah sich getäuscht. Der Kader, den Bundestrainer Joachim Löw für die beiden Länderspiele gegen Frankreich nominierte, ist in großen Teilen identisch mit dem WM-Aufgebot

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Mit Nico Schulz, Kai Havertz und Thilo Kehrer präsentierte Löw lediglich drei neue Gesichter für den apostrophierten Neustart. Auch dass Leroy Sane in den DFB-Kader zurückkehrt, nachdem ihn Löw nicht nach Russland mitnahm, war zu erwarten.

Löw setzt auf eine gesunde Mischung aus erfahrenen Kräften und jungem Blut: "Wir haben jetzt noch vier oder fünf ältere Spieler, alle anderen sind noch nicht so lange dabei. Wir brauchen eine Achse, an der sich junge Spieler orientieren können. All diesen Spielern traue ich zu, dass sie viel mehr zeigen können als bei der WM."

Die Achse, auf die sich Löw künftig stützen will, besteht aus vier Bayern-Spieler und einem Ex-Münchner: Gemeint sind Manuel Neuer, Mats Hummels, Jerome Boateng, Toni Kroos und Thomas Müller.

Neben den zurückgetreten Mario Gomez und Mesut Özil verzichtet der Bundestrainer im Vergleich zum WM-Kader nur auf Kevin Trapp, Sebastian Rudy, Marvin Plattenhardt - und Sami Khedira. Dem Weltmeister von 2014 ließ Löw die Tür allerdings weiterhin offen. 

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- Welche taktischen Änderungen sind geplant?

Gibt es personell keine großen Veränderungen, so plant der Bundestrainer zumindest eine taktische Wende. Der Ballbesitzfußball, das musste Löw in Russland erkennen, hat  in der bisherigen Form ausgedient. "Meine größte Fehleinschätzung bei der WM war es zu denken, dass wir mit diesem Ballbesitzfußball zumindest durch die Gruppenphase kommen", sagte Löw

Die Niederlagen gegen Mexiko und Südkorea, bei denen die DFB-Elf mehr als zwei Drittel der Zeit den Ball hatte, öffneten dem 58-Jährigen die Augen. "Die Rahmenbedingungen haben bei diesen Spielen nicht gepasst. Das war eine riesige Fehleinschätzung, das war fast schon arrogant", gibt Löw zu.

Dass mit Frankreich eine Mannschaft Weltmeister wurde, die konsequent auf Kontertaktik setzte, bestärkt Löw in seiner Ansicht, etwas ändern zu müssen. "Ich wollte die Mannschaft in Sachen Ballbesitz perfektionieren. Aber ich hätte mehr auf eine stabile Defensive setzen müssen. Wir müssen flexibler, variabler und stabiler sein."

- Wie sollen neue Talente gefördert werden?

Als Mehmet Scholl im Dezember 2017 zum Rundumschlag an der deutschen Trainerausbildung ansetzte ("Die Kinder können 18 Systeme rückwärts laufen und furzen"), hatte es noch einen Aufschrei in der breiten deutschen Öffentlichkeit gegeben. Ein dreiviertel Jahr später ist klar: Scholl hatte damals den Finger genau in die Wunde gelegt - zu dieser Erkenntnis ist man im DFB nun auch gekommen. 

Als erste Konsequenz sollen nun die Schwachstellen im deutschen Kader behoben werden. "Wir sind uns mit der Liga und den Nachwuchsleistungszentren einig, dass wir im U-Bereich Spezialisten ausbilden müssen", sagt Löw. "Wir brauchen Spezialisten auf den Außenverteidigerpositionen und natürlich auch Mittelstürmer.

Als Vorbild nennt der Bundestrainer drei Nationen, die bei in Russland die Maßstäbe setzten. "Da sind uns die Franzosen, die Engländer oder die Belgier voraus. Dahin müssen wir auch wieder kommen. Das bedarf auch eines Sportdirektors, der die Nachwuchsleistungszentren besucht und unsere Linie hinaus trägt, damit der deutsche Fußball in Zukunft konkurrenzfähig bleibt."

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- Welche Veränderungen gibt es im Trainer- und Betreuerteam?

Eine der wesentlichen Erkenntnisse von Löw bei der Aufarbeitung des WM-Fiaskos betrifft den eigenen Betreuerstab. Dieser sei in den vergangenen Jahren stetig erweitert worden, um den Ansprüchen des modernen Fußballs gerecht zu werden. Der Bundestrainer will diese Spirale nun bewusst durchbrechen und seinen Stab verschlanken. "Die Leute haben alle eine sehr große Qualität. Aber manchmal ist weniger mehr", sagt Löw.

In der Konsequenz heißt das: Co-Trainer Thomas Schneider gehört nicht mehr dem Trainerstab an und wechselt als Chef in die Scoutingabteilung. Der bisherige Leiter Urs Siegenthaler "wird aber weiter für uns arbeiten", sagt Löw.

Das Trainerteam besteht künftig nur noch aus Bundestrainer Löw, Co-Trainer Markus Sorg und Torwarttrainer Andreas Köpke. Auch hier wirkt der Neustart alles andere als revolutionär.

- Wie sollen die Fans zurückgeholt werden?

Darauf, dass der deutsche Fan der ausufernden Kommerzialisierung überdrüssig ist, hätte man auch ohne zweimonatige Analyse kommen können. Immerhin: Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff zeigte Einsicht und versprach Besserung. "Wir müssen den Spagat zwischen Kommerz und ehrlicher Arbeit schaffen."

Kritik hatte es vor allem wegen der DFB-Kampagne #ZSMMN gegeben. "Das war ein DFB-Claim, da gab es keinerlei kommerziellen Hintergrund. Wir wollten zeigen, dass wir auf die Russen zugehen", erklärte Bierhoff und folgert daraus: "Wir müssen schauen, dass wir das Gemisch aus selbstgefälligem Auftreten und der Darstellungsweise dieses Gefühl ermöglicht haben. Das müssen wir uns anheften."

Dass sich die Nationalmannschaft in den vergangenen Jahren vom deutschen Durchschnitts-Fan entfremdet hat, hatte Bierhoff im Vorfeld nicht auf dem Zettel. 

"Diese Vorwürfe haben mich besonders getroffen", gesteht er. "Trotz unserer Bemühungen, die wir im Vorhinein getroffen haben - zum Beispiel ein Fanländerspiel um 18 Uhr mit 5 Euro Eintritt -, sind wir den Bedürfnissen unserer Fans offenbar nicht näher gekommen."

Bierhoffs Strategie, um das DFB-Team auch wieder für die breite Öffentlichkeit zugänglich zu machen? "Wir werden in Zukunft daran arbeiten, die Bodenständigkeit und die Nähe zu den Fans wieder herzustellen. Dazu gehört, dass wir häufiger wieder die Türen aufmachen werden, dass wir öffentliche Trainingseinheiten abhalten. Wir werden auch in weiteren Formaten wieder die Nähe zu den Fans aufbauen."