Ex-Nationaltorwart Oliver Kahn hat den Deutschen Fußballbund (DFB) und dessen Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff wegen der WM-Blamage scharf kritisiert.
Kahn legt sich mit Bierhoff an
Im ZDF sagte Kahn: "Wenn man die Mannschaft spielen sah, ist die Ratlosigkeit und die Apathie aufgefallen. Man hatte das Gefühl, dass die Spieler unterschiedliche Vorstellungen hatten, welcher Fußball gespielt werden soll. Durch diese unterschiedlichen Überzeugungen kommt es zur Gruppenbildung."
Ein klarer Seitenhieb auf die sportlich Verantwortlichen, also auch Bierhoff, der zum Zeitpunkt der Aussage neben ihm im Studio saß. "Sie müssen herausfinden: Was haben wir mit der ganzen Thematik zu tun?“, setzte Kahn nach. 14 Jahre seien eine lange Zeit. Die sei zwar sehr erfolgreich gewesen, führe aber auch zu Nachteilen.
"Wir alle wissen, dass Teams und Gruppen degenerieren, sich abnutzen", erklärte der ehemalige Torwart-Titan. "Es wäre besser gewesen, zu sagen, wir verkünden gar nichts und begreifen uns als Teil des Problems. Und danach schauen wir. Ich weiß nicht, ob es klug war, so schnell mit ihm zu verlängern und das Weitermachen zu verkünden. Das wirft Fragen auf.“
Auch die Nominierung von DFB-Kapitän Manuel Neuer kann Kahn im Nachhinein nicht nachvollziehen.
Kahn kritisiert DFB-Kadernominierung
"Er ist für mich immer noch der beste Torwart der Welt. Aber wenn ein Spieler acht Monate verletzt ist und trainiert dann ein paar Wochen und kommt anschließend zum Einsatz: Dann weiß ich aus eigener Erfahrung, wie die anderen Spieler das aufnehmen. Da sagen die Spieler: 'Nach welchen Kriterien geht es eigentlich? Wird wirklich noch nach Leistung nominiert, oder haben die Weltmeister einen Bonus?'"
Aus Kahns Sicht muss man im DFB-Team darüber nachdenken, den Konkurrenzkampf mehr zu schüren. Für den früheren Nationaltorhüter sind die objektiven Kriterien bei der Kaderauswahl "nicht mehr hundertprozentig nachvollziehbar" gewesen.
Kahn skeptisch wegen Löw
Diesen Vorwurf wollte Bierhoff nicht auf sich sitzen lassen. Es entwickelte sich ein Schlagabtausch.
"Da möchte ich gerne mal eine Liste von dir hören als Experte", sagte Bierhoff direkt an Kahn gewandt. "Nenn' mir mal ein paar, die unbedingt hätten dabei sein sollen, deiner Meinung nach."
Überrumpeln konnte er Kahn damit nicht. Der hatte sogleich ein paar Personalien parat. "Leroy Sane, der vor Harry Kane bester Nachwuchsspieler in der Premier League war." Der Augsburger Philipp Max wäre für ihn eine bessere Alternative auf der Linksverteidiger-Position gewesen als der Kölner Jonas Hector.
Reaktionen im Netz zu Kahn und Bierhoff
Im Netz sorgte der Zwist zwischen Bierhoff und Kahn für viele Reaktionen.
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