Carles Puyol ist eine Ikone des spanischen Fußballs.
Puyol: Dembele braucht Zeit
Der langjährige Kapitän des FC Barcelona gewann unter anderem drei Mal die Champions League und wurde mit den Iberern 2010 in Südafrika Weltmeister.
Als Spielerberater, unter anderem des Ex-Dortmunders Marc Bartra, ist der heute 39-Jährige noch immer nah dran am Geschehen.
Mit SPORT1 sprach Puyol am Rande der Laureus Awards in Monaco über seine WM-Favoriten sowie die Stärken von Marc-Andre ter Stegen und die Situation von Ousmane Dembele bei Barca.
SPORT1: Herr Puyol, seit 1962 konnte kein Land den WM-Titel verteidigen. Wie sehen Sie Deutschlands Chancen?
Carles Puyol: Deutschland kann natürlich wieder Weltmeister werden. Zu den Favoriten gehören daneben für mich Spanien, Brasilien, Frankreich und auch Argentinien. Sie haben Probleme in der Qualifikation gehabt, aber die weiten Reisen der Stars aus Europa machen eine vernünftige Vorbereitung auf diese Spiele auch schwierig. Bei einer WM-Endrunde ist das anders, da hat man eine Vorbereitung von drei bis vier Wochen. Deshalb hat auch Argentinien Chancen auf den WM-Titel.
SPORT1: Deutschland fehlt seit längerem Manuel Neuer. Könnte ihn Marc-Andre ter Stegen bei der Weltmeisterschaft bereits ersetzen?
Puyol: Ja. Für mich ist er auf dem gleichen Niveau wie Neuer. Deutschland hat Glück, dass sie einen Ersatzmann wie ter Stegen haben. Im Tor sehe ich da gar kein Problem, auch wenn Neuer nicht rechtzeitig fit werden sollte.
SPORT1: Was zeichnet ter Stegen besonders aus?
Puyol: Er ist sehr ruhig und trifft immer die richtigen Entscheidungen. So wie Barca spielt, braucht man einen Torwart, der das Spiel eröffnen und den Ball über die zweite und dritte Linie spielen kann. Das ist entscheidend. Und er ist sehr jung und hat noch eine große Zukunft vor sich. Für mich kann er einer der besten Torhüter der Geschichte werden.
SPORT1: Welchen Anteil hat er an der bisher sehr guten Spielzeit des FC Barcelona?
Puyol: Marc spielt eine unglaubliche Saison. Für mich gehört er zu den besten Torhütern der Welt. Er passt perfekt zur Spielidee von Barca. Als Torhüter sowieso, aber auch mit den Füßen. Ich glaube, er wird bei Barca noch viele Jahre im Tor stehen.
SPORT1: Ein anderer ehemaliger Bundesliga-Profi bei Barca ist Ousmane Dembele. Er hat bei seinem Wechsel für reichlich Ärger bei Borussia Dortmund gesorgt und war dann lange verletzt, zeigte aber zuletzt aufsteigende Form. Wie schätzen Sie ihn ein?
Puyol: Ich glaube, er ist ein guter Spieler. Aber er ist zu einem großen Klub gewechselt mit dem Druck einer hohen Ablösesumme, die für ihn bezahlt wurde. Das muss er vergessen und nur daran denken, sich weiter zu steigern. Er war in Dortmund gesetzt, jetzt ist er in Barcelona in einer der besten Mannschaften der Welt und muss sich daran erst mal gewöhnen. Er hat die Fähigkeiten dazu. Aber er muss geduldig bleiben, von seinen Mitspielern lernen und sich auf seine Leistung konzentrieren.
SPORT1: Auch Ihr Schützling Marc Bartra hat den BVB in Richtung Spanien verlassen, um sich für die WM zu empfehlen. Welche Rolle spielten dabei die Folgen des Bombenattentats im Frühjahr?
Puyol: Das ist leider passiert, zum Glück haben es alle gut überstanden. Marc hat diese Saison dann sehr gut begonnen. Als es dann schlechter lief, musste er auch aufgrund der vielen Ausfälle im Team öfter seine Position wechseln, unter anderem als Rechtsverteidiger spielen. Das hat Marc natürlich nicht geholfen. Und der neue Trainer hat dann auf andere Spieler gesetzt und er hat zu wenig Spielzeit gehabt, deshalb hat er sich um einen Wechsel zu Betis Sevilla bemüht.
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