Die Nominierungsposse um Kerem Demirbay schlägt immer höhere Wellen - und die Türkei hat sich dabei offenbar gehörig verzockt:
Die seltsame Posse um Demirbay
Nun ließ der Mittelfeldspieler der TSG Hoffenheim über seine Berateragentur ausrichten: "Ich bin ausschließlich deutscher Staatsbürger und somit überhaupt nicht für die türkische Nationalelf spielberechtigt."
Bundestrainer Joachim Löw hatte Demirbay am Mittwoch in den deutschen Kader für den Confed Cup in Russland berufen.
Demirbay: Leichtsinnige Unterschrift
Auf der offiziellen Homepage des türkischen Verbands TFF hieß es allerdings, dass Demirbay vor zwei Tagen schriftlich mitgeteilt habe, für die türkische Nationalmannschaft spielen zu wollen.
Pikant: Der türkische Verband erweckte fälschlicherweise bis zuletzt den Eindruck, Demirbay habe beide Staatsbürgerschaften. Dabei hatte der 23-Jährige den türkischen Pass zurückgegeben, nachdem er erstmals für die DFB-U21 nominiert worden war.
Um für die türkische A-Mannschaft spielberechtigt zu sein, hätte Demirbay erneut die türkische Staatsbürgerschaft beantragen müssen.
Demirbay ist derweil um Aufklärung bemüht - wenngleich er dabei hochgradig naiv erscheint:
Er wollte nur "prüfen, ob für mich überhaupt die Möglichkeit bestand, für die Türkei zu spielen", sagte er er. Er habe "das Schreiben dann leichtsinnigerweise ohne inhaltliche Prüfung unterschrieben. Der Inhalt des Schreibens entspricht im Übrigen nicht den Tatsachen".
In dem von Demirbay signierten Schreiben, das sowohl in Englisch und Türkisch auf der Verbandswebseite veröffentlicht wurde, hieß es: "Meine Familie kommt aus der Türkei, und ich fühle mich türkisch. Deshalb will ich statt für die deutsche künftig für die türkische Nationalmannschaft spielen. Ich verstehe die Konsequenzen dieses Wechsels und weiß, dass er endgültig ist."
Gegenüber der Bild ergänzte Demirbay, der für die U17, U18 und U19 der Türkei spielte: "Immer wieder hat der Verband den Wunsch geäußert, dass ich weiter für die Türkei spiele."
Der Mittelfeldmann steht bei der WM-Generalprobe in Russland vor seinem Debüt für die deutsche Nationalmannschaft. Bei der U21-Europameisterschaft vor zwei Jahren zählte der frühere Hamburger zwar zum deutschen Aufgebot, kam bei dem Turnier aber nicht zum Einsatz.
Terim: "Haben das nicht verstanden"
Nationaltrainer Fatih Terim, der den Hoffenheimer schon länger beobachtet hatte und ihn sogleich für das nächste Länderspiel im Juli gegen Kosovo nominierte, hatte sich deshalb schon gefreut.
"Wir hatten uns schon mit Demirbays Berater und dessen Familie getroffen. Vor zwei Tagen haben wir die Unterschrift von Kerem bekommen, dass er für die türkische Nationalmannschaft will, die wir bei der FIFA einreichen müssen", wird Terim dazu in einem Verbandstatement zitiert: "Wir haben auf die Freigabe gewartet, bis dann ein paar Stunden später der Antrag zurückgezogen wurde. Wir haben das nicht verstanden."
Allerdings: Der Verband wünschte Demirbay in dem Statement zugleich für seine fußballerische Zukunft alles Gute, obwohl er sich in letzter Sekunde anders entschieden habe.
"Es ist mir eine Ehre"
"Ich bin sehr stolz über die Nominierung für den Confed Cup. Ich konnte es nicht glauben als der Anruf kam. Es ist mir eine Ehre", wird der in Herten geborene Sohn türkischer Eltern von der türkischen Zeitung Hürriyet zitiert.
"Ich habe mich entschieden, für Deutschland zu spielen, da ich hier geboren wurde und aufgewachsen bin und mich auch mit der deutschen Nationalmannschaft identifiziere", so Demirbay weiter.
"Er hätte auch für die Türkei spielen können", sagte Löw am Mittwoch in der Frankfurter DFB-Zentrale: "Ich bin froh, dass er sich für uns entschieden hat."