Der Weltmeister-Macher bleibt an Bord: Bundestrainer Joachim Löw hat seinen Vertrag beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) am Montag mit seiner Unterschrift um 12.15 Uhr vorzeitig bis 2020 verlängert, der 56-Jährige steht damit auch während der historischen Europameisterschaft 2020 in 13 europäischen Ländern an der Seitenlinie.
Löw verlängert! "Haben Visionen"
Das verkündete DFB-Präsident Reinhard Grindel (55) am Montag auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz.
"Ich bedanke mich bei Reinhard Grindel, bei Generalsekretär Friedrich Curtius, dem gesamten DFB-Präsidium und der Liga für die Unterstützung und das Vertrauen, meinen Vertrag zu verlängern", sagte Löw: "Wir alle wollen bei der WM in Russland den Erfolg von Brasilien bestätigen. Es bereitet mir große Freude, die Mannschaft und die Spieler zu entwickeln, sie an das höchste Level heranzuführen - das spornt mich genauso an, wie einen Titel zu holen."
Nächster Anlauf auf EM-Titel
DFB-Präsident Reinhard Grindel ergänzte: "Ich habe immer betont, dass ich mir keinen besseren Trainer für unsere Nationalmannschaft vorstellen kann als Jogi Löw. Er hat die Mannschaft in den vergangenen Jahren mit seiner Leidenschaft und einer hohen fachlichen Kompetenz geprägt, weiterentwickelt und zum WM-Titel geführt." Löw strahle eine große Entschlossenheit und Motivation aus, "den WM-Titel 2018 in Russland verteidigen zu wollen".
Löw wird die Nationalmannschaft zumindest auf dem Papier unabhängig vom Ausgang der WM 2018 in Russland weiterführen und den nächsten Anlauf Richtung EM-Titel nehmen. Ob der Schwarzwälder aber tatsächlich auch im Falle eines (frühen) Scheiterns in knapp zwei Jahren bleibt, ist offen.
Schon nach dem Aus im EM-Halbfinale 2012 gegen Italien (0:2) hatte Löw gezweifelt, ob er an Bord bleiben will. Das Gehalt des WM-Architekten, der bei der EURO im Sommer in Frankreich mit seinem Team ebenfalls im Halbfinale an den Gastgebern gescheitert war (0:2), dürfte noch einmal auf geschätzt vier Millionen Euro pro Jahr angehoben worden sein.
Coup für DFB-Präsidenten
Grindel hatte in den vergangenen Wochen auf Löws Unterschrift hingearbeitet. Der 55-Jährige wird beim DFB-Bundestag am 3. und 4. November in Erfurt im Amt bestätigt werden - der Löw-Coup für seine Wahlrede kommt da gerade recht. Allerdings soll die Initiative auch aus dem Löw-Lager gekommen sein.
Löw sei "das Beste", was der deutschen Mannschaft passieren könne, hatte der DFB-Boss immer wieder betont: "Das gilt auch über 2018 hinaus. Wir werden miteinander darüber sprechen, wie und in welcher Form wir das vielleicht auch schriftlich fixieren." Am Montagmorgen stimmte das DFB-Präsidium der Verlängerung einstimmig zu.
Löw, der 2004 als Co-Trainer der Nationalmannschaft beim DFB begann und zwei Jahre später seinen Mentor Jürgen Klinsmann nach dem WM-Sommermärchen als Bundestrainer ablöste, wäre 2020 mit dann 14 Jahren ebenso wie Helmut Schön (1964 bis 1978) der Bundestrainer mit der zweitlängsten Amtszeit. Nur Sepp Herberger (1936-1964), der Deutschland 1954 zum ersten WM-Triumph geführt hat, war noch länger im Amt.
Rückkehr in Bundesliga ausgeschlossen
Dass Löw nun frühzeitig Nägel mit Köpfen gemacht hat, war keine große Überraschung mehr. Eine Rückkehr in die Bundesliga hatte der frühere Trainer des VfB Stuttgart kategorisch ausgeschlossen. Dem Ruf aus dem Ausland - gleich mehrere Topklubs bekundeten immer mal wieder ihr Interesse - widerstand er.
Auch Teammanager Oliver Bierhoff hatte frühzeitig mit klaren Verhältnissen gerechnet. "Ich spüre ja, dass ihm die Arbeit Freude macht, und ich hatte in den Diskussionen mit ihm nie den Eindruck, dass er nach der WM 2018 unbedingt aufhören möchte", sagte der Ex-Nationalspieler dem kicker: "Ich habe einen Vertrag bis 2020. Marcus Sorg (Assistent, Anm. d. Red.) ebenso. Warum sollte Jogi nicht auch noch weitermachen?"
Löw, der nun weiter als erster Trainer nach Helmut Schön Welt- und Europameister werden kann, blickt zunächst aber auf die WM-Qualifikation. "Es ist wichtig, dass die Mannschaft stabil bleibt und die Qualifikation gnadenlos durchzieht", sagte der Bundestrainer, der mit seinem Team die Europa-Gruppe C mit neun Punkten nach drei Spielen souverän anführt.