Joachim Löw wirkte locker und gut gelaunt. So wie eigentlich immer. Doch anders als zuletzt vor dem Spiel gegen Tschechien gab sich der Bundestrainer vor der Partie gegen Nordirland (Di., ab 20.15 Uhr im LIVETICKER) in Bezug auf die Aufstellung relativ zurückhaltend.
Löw: Erst punkten, dann probieren
"Es könnte die eine oder andere Veränderung geben", sagte Löw im Pressezelt neben der Hannoveraner Arena, in der das DFB-Team den nächsten Schritt in Richtung der WM in Russland machen will.
Rotiert Löw in der Defensive?
Beim Abschlusstraining am Montagnachmittag fehlte einzig Jerome Boateng, der beim 3:0 gegen die Tschechen einen Schlag abbekommen hatte. Möglich, dass der Innenverteidiger eine Pause bekommt. Shkodran Mustafi oder Benedikt Höwedes könnten ihn ersetzen. Denkbar wäre auch eine Dreierkette.
Doch zu alldem hielt sich der Bundestrainer bedeckt. Dass Ilkay Gündogan gegen Nordirland in die Startelf rücken könnte, hatte er bereits am Freitag angedeutet.
Mit insgesamt zwei Siegen und 6:0 Toren ist Löw mit seiner Mannschaft nach dem ersten Teil des Länderspiel-Doppelpacks in einer komfortablen Situation. Ein Nachlassen duldet der Bundestrainer aber nicht, sondern ist "erst dann zufrieden, wenn wir Teil zwei absolviert und gewonnen haben."
Erst die Punkte, dann die Experimente. Seine Mannschaft wird er gegen den EM-Achtelfinalisten nicht komplett umkrempeln. Gündogan wird wahrscheinlich Sami Khedira ersetzen, Julian Brandt könnte für Julian Draxler ins Team rücken, Kevin Volland im Sturm einige Minuten Einsatzzeit bekommen.
Tests erst im November
Erst im November beim vermeintlich leichten WM-Qualifikationsspiel in San Marino und dem anschließenden Test in Italien wird der Bundestrainer mehr ausprobieren.
"Es ist eine klare Idee und klare Zielsetzung von uns, die nächsten zwei Jahre einige Spieler, die wir im Fokus haben, ein bisschen näher heranzuführen. Unabhängig von diesen beiden Spielen", sagte Löw auf SPORT1-Nachfrage.
"In San Marino werden wir gewinnen, in Italien kann es durchaus ein hervorragender Test sein für junge Spieler. Es ist mein Plan, dass einige der jungen Spieler dabei sein werden und Einsatzzeiten bekommen", ergänzte er.
Dann werden wahrscheinlich Leroy Sane, Niklas Süle oder Jonathan Tah, die bei der U21 sind und am vergangenen Freitag beim 4:3 gegen Russland die EM-Qualifikation perfekt gemacht haben, wieder dazugehören.
U21-Talente drängen sich auf
Aus dem aktuellen U21-Kader könnten auch Jeremy Toljan oder Davie Selke auf eine Nominierung hoffen. Beide haben zusammen mit Süle bei den Olympischen Spielen die Silbermedaille gewonnen. Denkbar wäre auch, dass der Kölner Timo Horn, der in Rio de Janeiro im Tor stand, eine Chance bekommt.
Mitchell Weiser war nicht in Rio dabei, der Rechtsverteidiger spielt aber bei der Berliner Hertha wieder eine starke Saison. Löw hat viele Optionen. Dazu gehören auch erfahrene Spieler, die aber momentan verletzt sind.
"Wir haben auch in der Breite einen sehr guten Kader. Der eine oder andere Spieler fehlt noch, wie Mario Gomez oder Andre Schürrle, Ilkay Gündogan ist erstmals seit langem wieder dabei", sagte Manuel Neuer im Gespräch mit SPORT1.
"Der Konkurrenzkampf ist größer geworden. Der Bundestrainer wird die richtige Mischung finden, wer spielt und wer vielleicht mal pausieren muss", ist der Kapitän sicher: "Jeder weiß, dass er im Verein Topleistung liefern muss, um dem Bundestrainer zu zeigen, dass er unbedingt spielen will."
Gegen Nordirland wird Löw genau hingucken.