Und dann sprudelte es nur noch so aus ihm heraus …
Ein Helden-Abschied unter Tränen
Lukasz Piszczek wusste nicht, wohin mit den Emotionen. Er schrie und weinte vor Glück, als ihn die Mitspieler nach dem Schlusspfiff in die Luft warfen. Piszczek wurde hinterher in den Arm genommen von den Kollegen. Von Mats Hummels, von Mahmoud Dahoud oder Marco Reus.
"Wir sind total glücklich, dass wir ihm diesen Abschied ermöglichen konnten", sagte Trainer Edin Terzic, ein langjähriger Wegbegleiter, nach dem fulminanten 4:1-Sieg im Finale von Berlin über RB Leipzig. (BERICHT: Historisches BVB-Duo schießt Leipzig ab)
Piszczek verabschiedet sich mit 5. Titel vom BVB
Piszczek stand in seinem siebten Endspiel mit dem BVB - und holte nach den Meisterschaften 2011 und 2012 und den Pokalsiegen 2012 und 2017 tatsächlich seinen fünften Titel. (Service: Spielplan & Ergebnisse des DFB-Pokals)
Obwohl er in dieser Saison eigentlich nur noch eine Nebenrolle spielte, wurde Piszczek im Endspurt doch noch mal wichtig für den BVB. Seine Ruhe und Abgebrühtheit tat der Mannschaft gegen Leipzig enorm gut. (Die BVB-Stars in der Einzelkritik)
"Das waren pure Emotionen", sagte das Urgestein nach dem krönenden Abschluss einer langen Karriere. "Auch die früheren Titel waren toll, aber den Tag nehme ich mit für mein Leben."
BVB-Held Piszczek verabschiedet sich tatsächlich noch mit etwas Blechernem von der ganz großen Bühne.
"Ich konnte mir das vor der Saison nicht so gut vorstellen, aber ich habe immer gesagt, dass ich meinen Vertrag verlängert habe, um ihn bestenfalls mit einem Pokal oder einer Meisterschaft zu beenden", sagte der "Oldie".
"Heute haben wir das geschafft, ich freue mich sehr und bin sehr stolz auf die Mannschaft. Ich finde dafür keine Worte."
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Piszczek steht für Loyalität und Vereinstreue
Der 35 Jahre alte Pole (wird in zwei Wochen 36!) steht für das, was die BVB-Fans so sehr schätzen und in diesem mittlerweile durchkommerzialisierten Geschäft oft vermissen: Loyalität und Vereinstreue.
Klub-Boss Hans-Joachim Watzke hob in seiner Sieger-Ansprache kurz nach Mitternacht im noblen Schlosshotel in Berlin-Grunewald vor allem Piszczek für dessen große Verdienste für den BVB hervor.
2010 kam der frühere polnische Nationalspieler von Hertha BSC in den Pott. Er startete seine Laufbahn in der Bundesliga zunächst als Stürmer und wurde von Lucien Favre in Berlin zum Rechtsverteidiger umgeschult.
In den frühen 2010er Jahren, als es Piszczek mit dem BVB bis ins Champions-League-Finale nach London gegen die Bayern schaffte, zählte er sogar zu den besten Außenverteidigern der Welt.
Höhen und Tiefen beim BVB
"Pischu", wie ihn die Kollegen liebevoll nennen, durchlief Höhen und Tiefen mit dem BVB. Er erlebte die erfolgreiche Ära von Jürgen Klopp, die schwierigen Zeiten unter Peter Bosz oder Peter Stöger und Lucien Favre und trainierte bis zuletzt unter Edin Terzic.
Wie sehr die Mitspieler Piszczek, diesen stillen Führungsspieler, schätzen, zeigte sich direkt nach dem Match. Nicht nur, dass er in die Luft geworfen wurde. Der 16 Jahre jüngere Erling Haaland crashte das Sky-Interview mit Piszczek und sagte immer wieder: "Legend! Legende!". Der Reporter solle Piszczek doch bitte "die nötige Zeit schenken". (BERICHT: Sancho und Haaland doppelt historisch)
Piszczek geht zurück nach Polen
Das Finale gegen Leipzig war auch Piszczeks persönliches Finale. Im Sommer ist Schluss mit Profi-Fußball. Der Verteidiger wird nach Polen zurückkehren und für Heimatklub LKS Goczalkowice in der 4. Liga spielen. "Mit Profifußball hat das nichts mehr zu tun", sagt er. Er wolle sich dort fithalten und mit Freunden kicken.
"Wie wichtig er für Borussia Dortmund war, kann man überhaupt nicht in Worte fassen", sagte Trainer Edin Terzic auf SPORT1-Nachfrage. "Lukasz hat komplett den Tank leer gemacht, alles an Leistung und Emotion herausgeholt, um diesen Pokal zu gewinnen. Ich wundere mich, dass er überhaupt noch weinen konnte."
Bei der Siegerehrung trug Piszczek das Trikot seines langjährigen Kollegen Marcel Schmelzer, dessen BVB-Zeit ebenfalls zu Ende geht. Eine großartige Geste.
"Ich müsste eigentlich mehrere Trikots anhaben", sagte Piszczek. "Weil auch Marwin Hitz, Youssoufa Moukoko, Axel Witsel, Dan Zagadou nicht dabei sein konnten. Alle Jungs haben gelitten, Marcel am meisten und am längsten, weil er ein ganzes Jahr nicht dabei sein konnte. Er ist ein hervorragender Mensch und Spieler und wir sind seit vielen Jahren befreundet. Ich wollte ihm einfach etwas zurückgeben."