Die Partie zwischen Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt stand in dieser 80. Minute Spitz auf Knopf. (Der Spielverlauf zum Nachlesen im LIVETICKER)
Reus-Abgang Sinnbild der BVB-Krise
Beide Mannschaften lieferten sich einen harten Fight, der Kampf um den Champions-League-Platz vier ging in die entscheidende Phase. Und was machte Trainer Edin Terzic? Er wechselte seinen Kapitän aus. (BERICHT: CL futsch? BVB "nah dran an der Katastrophe")
Marco Reus schlenderte aufreizend langsam und genervt vom Platz, sein Gesichtsausdruck sprach Bände, die Kapitänsbinde warf er dem für ihn eingewechselten Giovanni Reyna lustlos hinterher. Aufbauende Worte für die Mitspieler? Noch einmal ein verbales, symbolisches Zeichen setzen? Eine motivierende Geste?
Davon war an diesem Ostersamstag um kurz nach 17 Uhr nichts zu sehen.
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Terzic nimmt Reus in Schutz
"Ich stelle Ihnen die Gegenfrage: Wären Sie glücklich und zufrieden, wenn ich Sie in einer solchen Phase ausgewechselt werden? Nein, natürlich nicht", antwortete Terzic zunächst angesäuert auf SPORT1-Nachfrage.
"Es ist menschlich, dass ein Spieler, wenn er raus muss, unzufrieden ist. Marco hat alles rausgehauen. Er hatte davor ein paar Wochen aussetzen müssen, deshalb haben wir uns dafür entschieden, ihn vom Platz zu nehmen. Das ist für mich aber kein großes Thema."
Tatsächlich? Es war eine sportliche verständliche Entscheidung. Reus ist in dieser Spielzeit weit weg von der Form, die ihn jahrelang als einen der besten Bundesligaspieler auszeichnete. (Service: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
BVB kann ersatzgeschwächte Eintracht kaum bedrängen
Wenn Terzic sagte, "dass man die Dinge klarer zu Ende spielen" müsse, dann war damit auch sein Offensivmann gemeint. Der BVB agierte in Überzahlsituationen schlampig und schloss mit zunehmender Spieldauer nur aus der zweiten Reihe ab. Diese Aktionen waren zumeist harmlos und konnten relativ leicht wegverteidigt werden.
Eine pikante Randnotiz: Der Eintracht fehlten mit Martin Hinteregger und Makoto Hasebe zwei defensive Schlüsselspieler, Tuta absolvierte erst Bundesligapartie Nummer zwölf. (Service: Tabelle der Bundesliga)
Dennoch fiel dem BVB wenig ein, die beiden Torschüsse von Reus missglückten komplett. Die Ernüchterung bei der Borussia ist riesengroß, zehn Saisonniederlagen zerren an den Nerven und geben dem Begriff Krise Nahrung.
Reus setzt kein Zeichen
Die Eintracht hat sieben und der VfL Wolfsburg sogar schon elf Punkte Vorsprung. Bei noch 21 zu vergebenden Zählern braucht der BVB für die so wichtige Champions League schon ein mittleres Wunder. (VOTING: Wie sieht Dortmunds Zukunft aus?)
Ein Verhalten wie von Reus in der Schlussphase erweist der Mannschaft dann einen Bärendienst. Gerade in dieser Phase muss der Spielführer vorangehen, antreiben, mitreißen und Vertrauen aussprechen.
So aber deutete sein Abgang schon an, was im Schlussspurt passierte. Der Borussia ging die Puste aus und die Eintracht belohnte sich – mannschaftlich geschlossen – mit dem 2:1.
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BVB fehlt in der Schlussphase Führung
Die Spieler des BVB sanken nach dem Gegentor auf den Rasen. Ein "weiter, weiter" und "Kopf hoch"? Es war weder auf dem Platz noch von der Bank zu hören. Der Stecker war gezogen, die Führung fehlte und jeder Profi war mit sich selbst beschäftigt. So verging die Schlussphase ohne nennenswerte Torchance, die Frankfurter hätten beinahe noch erhöht.
Es sagt viel aus, wenn Mats Hummels nach der Partie bei Sky analysiert: “Wir haben vorne Situationen im Dutzend nicht sauber zu Ende gespielt, waren zu unsauber, zu unkonzentriert - auch einfach technisch nicht gut genug. Da müssen wir vielleicht auch anerkennen, dass andere Mannschaften uns da voraus sind."
Wen genau Hummels damit meinte? Terzic wich aus: "Mats hat die gesamte Mannschaft gemeint – sich mit einbezogen."
Reus enttäuscht auf dem Feld und trifft zu viele Fehlentscheidungen
Natürlich enttäuschten einige Profis im BVB-Trikot. Nico Schulz eröffnete den schwarzen BVB-Tag mit einem unglücklichen Eigentor und zeigte anschließend einen erschreckenden Auftritt.
Emre Can bekam Filip Kostic nicht in den Griff, die Flanken und Distanzschüsse des deutschen Nationalspielers waren komplett ungefährlich. Im Zentrum waren Thomas Delaney, Jude Bellingham und selbst Raphael Guerreiro den bissigen Hessen kaum gewachsen.
Doch Reus konnte ebenfalls nicht helfen. Der 31-Jährige traf zu viele falsche Entscheidungen, leichteste Pässe landeten beim Gegner und in der heißen Phase der Partie hielt er nicht richtig dagegen.
Es kommt viel zusammen beim BVB-Kapitän in diesen Monaten: Verletzungen, die ihn immer wieder aus der Bahn werfen. Ein generell unrund zusammengestellter Kader. Die Enttäuschung darüber, dass ihn Bundestrainer Joachim Löw nicht mehr wirklich auf dem Schirm zu haben scheint.
Reus-Probleme ziehen sich durch die Saison
Und doch zieht sich der Ärger rund um Reus durch die gesamte Serie. Kann er derzeit nicht vorangehen, wie er es gerne würde? Fehlt die mentale und körperliche Frische in dieser schwierigen Phase? Terzic wird genau hinsehen müssen.
Auch wenn aus menschlicher Sicht Verständnis vorhanden sein mag: aus Trainer-Perspektive war dieser Abgang, passend zum Gesamtauftritt des Teams, ein No-Go.
Und der endgültige Beleg: In dieser Form hat der BVB die Champions League schlicht und einfach nicht verdient.