Hammer-Entscheidung am Geißbockheim!
Köln stellt Medienchef doch nicht ein
Der 1. FC Köln rudert zurück und stellt den in die Kritik geratenen Mediendirektor Fritz Esser doch nicht ein. Das bestätigte der Verein wenige Stunden vor dem DFB-Pokal-Achtelfinale bei Zweitligist Jahn Regensburg (DFB-Pokal: Jahn Regensburg - 1.FC Köln ab 20.45 Uhr im LIVETICKER)., bevor die Mannschaft. Zuvor hatte SPORT1 darüber berichtet.
Köln-Statement: "Beim Auswahlprozess sind Fehler gemacht worden"
"Toleranz, Fairness, Offenheit und Respekt sind als zentrale Werte in der Charta des FC festgeschrieben. Sie sind das Leitbild für den gesamten Verein und damit auch für uns Verantwortliche und unsere Mitarbeiter. Beim Auswahlprozess sind Fehler gemacht worden. Seit der Veröffentlichung haben uns Vorwürfe erreicht, die wir vorher hätten prüfen müssen. Daraus werden wir Konsequenzen ziehen", erklärten Präsident Dr. Werner Wolf und Geschäftsführer Alexander Wehrle in einem Statement auf der Vereinshomepage.
Der 39-jährige Esser, seit Dezember 2019 Head of Communications bei der DB-Tochter Schenker Logistics und ehemaliger Bild-Reporter, sollte zum 1. Mai eigentlich die Nachfolge von Tobias Kaufmann antreten und neuer Leiter Medien und Kommunikation beim Bundesligisten werden.
Das gaben die Kölner am Montag erst bekannt. "Fritz Esser passt hervorragend zu uns", sagte FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle. "Er ist ein Profi als Journalist und als vielseitig erfahrener Kommunikationsexperte. Er bringt die besten Voraussetzungen mit, um unsere Medien-Aktivitäten erfolgreich auszubauen und weiterzuentwickeln."
Breite Front gegen Esser in Sozialen Medien
Im Netz bildete sich allerdings in Windeseile eine breite Front gegen Esser. Grund dafür: Öffentliche Äußerungen in der Vergangenheit in der Bild sowie in Sozialen Netzwerken, die – so der Tenor vieler Fans – nicht zum Bild eines weltoffenen Klubs passen.
Nun beugte sich der Klub offenbar dem Druck der Fans. "Wir bitten alle Mitglieder und Fans um Entschuldigung. Wir haben Herrn Esser als integren Menschen mit demokratischem Wertegerüst kennengelernt. Dennoch haben wir uns nach intensivem Austausch entschieden, auf die Zusammenarbeit zu verzichten", erklärten Wolf und Wehrle.
Auch Esser selbst nahm zu den Vorwürfen um seine Person Stellung: "In den vergangenen Tagen wurde ich in sozialen Netzwerken fälschlich als Nazi und AfD-Sympathisant beschimpft und in einigen Foren aufs Übelste beleidigt. Hieraus leitete sich eine Debatte um meine Person ab. Ein guter Kommunikator sollte aber nie selbst im Mittelpunkt stehen. Die Diskussionen um meine Einstellung lenkt davon ab, worum es gehen sollte: den 1. FC Köln nach vorne zu bringen. Deshalb halte ich es für richtig, die Position als Leiter Medien & Kommunikation nicht anzutreten."
Esser: "Lehne extreme und extremistische Parteien ab"
Er schob hinterher: "Eines möchte ich allerdings klarstellen: Ich stehe hinter jedem Buchstaben der FC-Charta wie auch hinter der liberalen Grundordnung unserer Demokratie und lehne extreme und extremistische Parteien jeder Art ab. Wer mich kennt, kann daran keinen Zweifel haben."
Esser, dem eine politisch konservative Haltung nachgesagt wird, applaudierte beispielsweise vor vier Jahren per Twitter AfD-Mann Bernd Baumann, als der mit einem Göring-Vergleich im Bundestag für einen Eklat sorgte.
Der gebürtige Kölner bezeichnete außerdem öffentlich einige FC-Fans als "Schwachmaten" und verglich Ultra-Aktionen mit Neonazi-Aufmärschen in Bautzen.
Podolski unterstützt Proteste
Auf Twitter gab es deshalb unter dem Hashtag #esserraus einen Sturm gegen den Medienexperten, im Netz gab es eine Online-Petition mit knapp 4000 Unterstützern. Auch Klub-Legende Lukas Podolski meldete sich mit wütenden Smileys.
Bei Präsident Werner Wolf gingen nach SPORT1-Informationen in den letzten 24 Stunden dutzende Beschwerde per Mail und Telefon ein.
Im Mitgliederrat, der am Montag turnusmäßig konferierte, soll es laut Express ebenfalls "Entsetzen" über die Entscheidung gegeben haben. Nun rudert der FC-Vorstand zurück und stellt Esser doch nicht ein.