Mit extremem Pressing hat der FC Bayern im vergangenen Jahr die Champions League gewonnen und weltweit große Bewunderung hervorgerufen.
Flick reagiert auf Schweinsteiger
Mittlerweile aber scheint sich die einstige Stärke zu einem Schwachpunkt entwickelt zu haben. Der Rekordmeister steht so hoch, dass er viele der bislang schon 24 Bundesliga-Gegentore nach schnellen vertikalen Pässen hinter die aufgerückte Abwehr kassiert hat.
Das ist auch dem ehemaligen Bayern-Spieler Bastian Schweinsteiger nicht verborgen geblieben. In seiner Rolle als Experte bei der ARD übte Schweinsteiger Systemkritik - die Trainer Hansi Flick auf SPORT1-Nachfrage so aber nicht stehen lassen wollte.
Bastian Schweinsteiger: "Code langsam entschlüsselt"
"Man merkt bei den Mannschaften, die gegen Bayern spielen, dass sie dieses Hochstehen der Abwehr versuchen auszuspielen mit direkten Pässen hinter die Abwehr", sagte der TV-Experte vor dem Pokal-Spiel der Bayern bei Holstein Kiel in der ARD: "Man hat es in dem Spiel gesehen, aber auch schon in vielen anderen zuvor. Es kommt mir so vor, als ob der Code so langsam entschlüsselt wird."
Auch der Zweitligist nutzte beim sensationellen Sieg im Elfmeterschießen in Person von Fin Bartels in der ersten Halbzeit die Schwachstelle im Bayern-System, indem er nach einem langen Pass zum zwischenzeitlichen 1:1 traf. "Beim Gegentor stehen sie auf der Mittellinie sehr, sehr hoch, und das auch noch in Unterzahl. Das ist so unnötig in meinen Augen", sagte Schweinsteiger in der Pause. "Aber sie stehen so hoch. Dann dürfen sie sich auch nicht beschweren, wenn der Gegner den Ball auch mal richtig spielt."
Schon vor der Partie habe er sich gefragt: "Wird man immer so hoch stehen oder steht man in gewissen Situationen auch mal zehn Meter tiefer und gibt dem Gegner nicht diese Räume?"
Bayern-Trainer Flick reagiert auf Schweinsteiger
SPORT1 sprach Flick nach dem Spiel auf Schweinsteigers Kritik an - seine Antwort: "Das 1:1 haben wir angesprochen, da müssen wir die Tiefe absichern. Das hat nichts damit zu tun, dass wir hoch stehen." Und weiter: "Das 1:1 war enttäuschend. Das Muster konnte man kennen. Wir müssen gegen und mit dem Ball besser werden."
Flick ging am Mittwoch auch auf ein Gegentor aus einem vorherigen Spiel ein, das für Diskussionen gesorgt hatte. Aus seiner Sicht auch das Tor zum zwischenzeitlichen 2:2 für Borussia Mönchengladbach bei der 2:3-Niederlage "nicht daran gelegen, dass wir hoch stehen".
Kritik an Niklas Süle wegen Gladbach-Gegentor
Stattdessen kritisierte er Niklas Süle für dessen Verhalten bei diesem Gegentor, das durch einen steilen Pass in den Lauf des späteren Torschützen Jonas Hofmann entstanden ist.
"Niklas muss da mitgehen, das weiß er auch", monierte Flick. "Bei der Entstehung des Tores sieht man, dass der Schiedsrichter relativ unglücklich steht. Trotzdem darf das dem Niklas nicht passieren. Wir müssen da in der Defensive die Tiefe besser absichern."
Grundsätzlich sagte er zur Gefahr des hohen Pressings: "Das wissen wir, daran arbeiten wir auch."