Sich selbst bezeichnet er scherzhaft als "verarmten Landadel", blaues Blut fließt nach eigenen Angaben allerdings nicht durch seine Adern.
Dassendorf hofft auf Pokalcoup
2015 heiratete Marcel Schied seine Frau Katharina, seitdem geht er als Marcel von Walsleben-Schied durchs Leben.
Dabei hatte er bereits zuvor einen prominenten Namen, zumindest in Fußball-Kreisen. Der Stürmer spielte für die deutsche U19 und U21 und kann unter anderem auf vier Erst- und 178 Zweitligaeinsätze für den FC Hansa Rostock, den FC Carl Zeiss Jena, die SpVgg Unterhaching und den VfL Osnabrück zurückblicken.
Mittlerweile ist der Torjäger 36 Jahre alt – und steht vor einer großen Partie mit seinem Klub TuS Dassendorf. Der Oberligist trifft in der 1. Runde des DFB-Pokals auf Traditionsklub Dynamo Dresden.
"Werden alles für ein gutes Spiel tun"
"Wir werden alles für ein gutes Spiel tun", kündigt von Walsleben-Schied im Gespräch mit SPORT1 an und zeigt sich zuversichtlich: "Der Pokal hat seine eigenen Gesetze. Ich habe das auch als Profi schon erlebt."
Mit Carl Zeiss Jena zog er einst bis ins Halbfinale ein und scheiterte erst dort vor 80.000 Zuschauern gegen Borussia Dortmund.
Mit seiner Erfahrung und seiner Vita ist er auch dieses Mal der große Hoffnungsträger, auch wenn er sich selbst nicht in den Vordergrund stellen will.
"Natürlich wissen die anderen was ich kann, aber wir haben einen sehr erfahrenen Kader. Die Mannschaft spielt jetzt auch schon länger zusammen", sagt von Walsleben-Schied.
Zwar verpatzte die Mannschaft den Saisonstart und scheiterte in der zweiten Runde des Landespokals an einem Bezirksligisten, doch die letzten Jahre waren äußerst erfolgreich.
Infrastruktur nicht für Regionalliga ausgelegt
Fünf Meisterschaften in den letzten sechs Jahren und zwei Landespokalsiege 2018 und 2019 können sich sehen lassen.
Dennoch lehnt es der Verein ab, die Aufstiegsspiele zur Regionalliga zu bestreiten. "Wenn mich Leute darauf ansprechen, dann sage ich immer: Kommt nach Dassendorf und schaut euch um", erzählt der frischgebackene Vater.
Die Infrastruktur sei eben nicht für die Regionalliga geeignet. "Wir ziehen uns immer in der benachbarten Turnhalle um", berichtet der Ex-Profi.
Für die Spieler sei das auch ausreichend. "Wir sind alle nebenher berufstätig und viele haben eine Familie. Da wäre fünf Mal Training pro Woche nicht drin", sagt von Walsleben-Schied.
Der frühere Profi ist über seinen ehemaligen Berater vor drei Jahren im Dorf bei Hamburg gelandet. "Mein Berater hat in Dassendorf gewohnt und so kam dann auch der Kontakt zustande."
Weiterhin kommt hinzu, dass seine Frau, die als Gymnasiallehrerin Sport und Biologie unterrichtet, ursprünglich aus der Gegend kommt und man sich sowieso dort niederlassen wollte. Die Fahrt zum Training aus dem 70 Kilometer entfernten Hagenow dauert dennoch fast eine Stunde.
Weg nach der Karriere? "Ich habe das geschafft"
Über den Mäzen des Vereins fand der 36-Jährige dann auch einen Beruf. Im Betrieb des Investors, einer Hostel-Kette in Norddeutschland, absolvierte er eine Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement und wurde übernommen. "Für viele Profis ist es schwer, den Weg nach der Karriere zu finden. Ich habe das geschafft“, berichtet von Walsleben-Schied.
Sein Vertrag in Dassendorf läuft 2020 aus. Dann möchte er eigentlich Schluss machen. Eigentlich. "Meine Frau lacht immer, wenn ich das sage."
So lange es körperlich noch möglich ist, kann sich der Angreifer auch vorstellen, weiter zu machen. "Irgendwann ist es dann aber auch gut", fügt er hinzu.
Jetzt steht aber erst einmal das Highlight gegen Dresden auf dem Programm. Von Walsleben-Schieds frommer Wunsch: "Vielleicht macht Dynamo gegen uns ja die gleichen Fehler, wie wir im Landespokal."