Von Thorsten Langenbahn und Daniel Becht
Immobile macht Batman vergessen
Vier Schüsse aufs Tor, zwei Treffer - Ciro Immobile durfte mit seiner Ausbeute im DFB-Pokal-Achtelfinale beim 2:0-Erfolg gegen Dynamo Dresden vollauf zufrieden sein.
Der italienische Doppeltorschütze war der Mann des Abends beim Duell des Bundes- gegen den Drittligisten. Der 25-Jährige ließ sogar das Fehlen von "Batman" Pierre-Emerick Aubameyang und für einen Moment auch den Ausfall von Marco Reus vergessen.
"Wenn ein Gegner so defensiv stark spielt und kompakt steht, ist es für jede Mannschaft schwierig. Das Wichtigste war, dieses Spiel zu gewinnen und einen weiteren Schritt nach Berlin zu machen", sagte Immobile hinterher, gezeichnet vom 90-minütigen Pokalfight. (Datencenter: DFB-Pokal Achtelfinale)
Vom Cut nicht zu stoppen
Ende der ersten Halbzeit hatte er im Luftduell mit dem übermotivierten Dynamo-Kapitän Michael Hefele dessen Ellenbogen ins Gesicht bekommen. Was blieb war ein Cut unter dem rechten Auge, ein vollgeblutetes Trikot und einen getackerte Wunde.
Nichts, was Immobile, dem Jürgen Klopp im Sommer als "Krieger" vorstellte, beeinflusst hätte. Beim ersten Treffer in der 50. Minute lauerte er so wie zuletzt Marco Reus erfolgreich auf einen Fehler des Gegners. Den fabrizierte sein Peiniger Hefele.
Für Lehrmeister Klopp kein Zufall, sondern Taktik. "Da haben wir im richtigen Moment Druck gemacht", sagte der Trainer: "Den musst du dann erstmal machen. Wenn du so viel Zeit hast, ist das auch kein Kindergeburtstag den reinzuschießen", lobte der 47-Jährige.
Klopp: "Den musst du erstmal machen"
Für Immobile war es vor allem Balsam auf die Seele. Der wettbewerbsübergreifende zehnte Saisontreffer besserte nicht nur seine persönliche Bilanz auf, sondern lieferte auch die richtige Antwort auf die jüngsten Irritationen.
In einem Interview mit der "Gazzetta dello Sport" hatte der 25-Jährige die mangelnde Integration in der Mannschaft kritisiert.
Den Höhenflug des BVB mit vier Liga-Siegen in Folge hatte Immobile oft nur von der Bank verfolgt.
Spielertyp "Schleicher"
Für Klopp bestätigte der Auftritt in Dresden die Qualitäten des letztjährigen Torschützenkönigs der Serie A. "Ciro ist ein Torjäger", erklärte Klopp.
"Er kann viel besser Fußballspielen als es in einzelnen Momenten den Anschein hat", so Klopp. "Aber was ihn vor allem auszeichnet, ist, dass er für Tore im Spiel bleibt. Das heute war jetzt wirklich kein Stürmerspiel", lobte er Immobiles Leistung.
Es sei ein Fehler, meinte auch ARD-Experte Mehmet Scholl, wenn Immobile mit seinem Vorgänger Robert Lewandowski verglichen werde. "Er ist ein ganz andere Spielertyp. Ein Schleicher, der auf einmal frei vor dem Tor steht", sagte Scholl.
"Ich glaube, dass wir den wahren Immobile noch nicht gesehen haben", so Scholl. Lange Zeit war der 19-Millionen-Euro-Neuzugang vom FC Turin erfolglos über den Platz geschlichen. Die Pokaltore waren seine ersten Treffer in diesem Jahr.
Aubameyang feiert am Fernseher
"Batman" Pierre-Emerick Aubameyang verfolgte die Partie aufgrund von Rückenproblemen in Dortmund vor dem Fernseher. Der erfolgreichste BVB-Torschütze feierte via Twitter mit seinen Kollegen.
Auch Marco Reus blieb sein sechster Treffer in Serie durch sein frühes Ausscheiden verwehrt. Das hinterhältige Foul von Dennis Erdmann zog glücklicherweise keine schwere Verletzung nach sich.
"Pferdekuss im Oberschenkel", lautete die erste Diagnose, auch von einer "Knieprellung" war die Rede. Den Spott von Übeltäter Erdmann gabe es zu allem Überfluss noch obendrauf.
"Abgesehen davon, dass so eine Geschichte sehr, sehr schmerzhaft ist, wird es für Hamburg natürlich nicht reichen", erklärte Klopp.
Zwei Spiele bis Berlin
Bis zum Pokal-Viertelfinale am 7./8. April wird Reus sicher zurück sein. Nur noch zwei Spiele, dann hätten die Dortmunder Pokalfighter zum dritten Mal innerhalb von vier Jahren das Finale erreicht - dann auch dank Immobile.
"Wir haben jetzt alle Möglichkeiten, Berlin einen Schritt näher zu kommen. Vielleicht ist es in diesem Jahr auch die leichteste Möglichkeit für uns, in einen internationalen Wettbewerb einzuziehen", gab Sebastian Kehl zu Protokoll.