Joachim Löw riss seine Arme zu einem kurzen Jubel hoch, seine Spieler sanken vollkommen ausgepumpt auf den Rasen:
DFB-Team feiert knappen Auftaktsieg
Mit einigen Wacklern und einem Schuss Genialität von Leon Goretzka hat das deutsche Perspektivteam seine erste Reifeprüfung beim FIFA Confederations Cup bestanden.
Trotz zweier Torwartfehler von Bernd Leno rang der spielfreudige Weltmeister-Nachwuchs den Asienmeister Australien in Sotschi 3:2 (2:1) nieder und rechtfertigte zum Auftakt der Mini-WM das Vertrauen des Bundestrainers.
"Es war eine sehr, sehr gute erste Halbzeit", sagte Löw, der nachsichtig mit seinen etwas zu nachlässigen Spielern umging, im ZDF. "Viele Spieler haben ihr erstes Spiel bei einem solchen Turnier gemacht - dafür bin ich sehr zufrieden."
Der herausragende Schalker Goretzka leitete das 1:0 durch Lars Stindl (5.) ein, holte den Foulelfmeter zum 2:1 heraus (Julian Draxler, 44.) und erzielte das 3:1 selbst (48.).
Löw nimmt Leno in Schutz
Leno ließ beim 1:1 der eigentlich harmlosen Australier durch Tom Rogic (37.) den Ball unter seiner Achsel durchrutschen, vor dem 3:2 patschte er den Ball ungeschickt vor die Füße des Torschützen Tomi Juric (56.).
"Das war heute ein schlechteres Spiel von mir. Mit dem Fehler vor dem zweiten Tor bin ich klar unzufrieden", zeigte Leno sich selbstkritisch.
Der Bundestrainer nahm seinen Keeper hingegen in Schutz. "Beim ersten Gegentor kann er nichts machen. Den zweiten Ball könnte er wahrscheinlich festhalten, obwohl er ein bisschen abgefälscht war", sagte Löw und ergänzte. "So etwas passiert einem jungen Torhüter. Man muss auch sagen, dass sich die Australier sonst nicht mehr viele Chancen heraus gespielt haben."
Draxler übt Kritik
Gegen Chile am Donnerstag und Kamerun (25. Juni) könnten derartige Patzer aber knallhart bestraft werden - das sah auch der Kapitän so. (Confed Cup: Ergebnisse und Spielplan)
"In der ersten Halbzeit hätten wir mehr Tore machen müssen, in der zweiten Halbzeit waren wir nicht mehr so überlegen. Wir haben da sehr den Faden verloren", merkte Draxler kritisch an: "Gegen Chile müssen wir wirklich besser spielen."
Schwarzer Abend für Leno
Als Leno zum Anpfiff seines unglücklichen Abends gemäß der angekündigten Rotation seinen Platz im deutschen Tor einnahm, blickte auf spärlich besetzte Ränge in der Fischt-Arena.
28.605 Zuschauer sahen dem Löw-Team, das im Gedenken an den verstorbenen Altkanzler Helmut Kohl mit Trauerflor auflief, zu. (Das Spiel zum Nachlesen im Ticker)
Nach vier Minuten wurde es erstmals lauter. Julian Brandt hatte nach einem Steilpass des von Beginn an auffälligen Goretzka geschickt auf Stindl zurückgelegt, der mit 28 sein erstes Länderspieltor erzielte. Sandro Wagner, bemühte zweite Spitze neben Stindl, hätte beinahe das 2:0 geköpft (16.).
Schwache Chancenverwertung
Der Asienmeister war der deutschen Spielkultur nicht gewachsen. Australien zog sich zurück, presste nicht, massive Probleme im Flachpass waren unübersehbar.
Der starke Brandt (20./27.) und Wagner (23.) alleine vor Torhüter Mathew Ryan hätten das zu weiteren Treffern nutzen müssen. Nach 30 Minuten standen bereits 10:1 Torschüsse in der Statistik - nur die Chancenverwertung der DFB-Elf ließ zu wünschen übrig.
Draxler verwandelt Elfmeter
Die Defensive stand sicher - nur ab und an rief Löw der bis zur Großchance für Trent Sainsbury (36.) gut sortierten Vierer-Abwehrkette Anweisungen zu. Doch der wacklige Leno brachte Australien zweimal zurück ins Spiel.
Übergangskapitän Draxler, der kurz darauf seinen Elfmeter sicher verwandelte, war vor dem 1:1 nach einem Fehlpass einfach stehen geblieben. Das 3:2 ging dann aber allein auf Lenos Kappe.
Auch der erstmals im Spiel einer deutschen Mannschaft angewandte Videobeweis bestätigte das reguläre Tor der Australier.
Werner trifft den Pfosten
Joker Timo Werner hätte das Spiel entscheiden können, traf aber nur den Pfosten (75.).
Nach dem Abpfiff stand für die deutsche Mannschaft schon um 21.30 Uhr der Flug nach Kasan auf dem Programm, wo am Donnerstag (ab 20 Uhr im LIVETICKER) das Duell mit Südamerika-Meister Chile wartet.