Sebastian Kehl sprach nach dem missglückten Auftakt des BVB in der Champions League Klartext.
Desolater BVB wirft Fragen auf
"Es war eine desolate Leistung, vor allem in der ersten Halbzeit. Wir haben viele, viele Fehler gemacht, waren undiszipliniert und hatten viele Abspielfehler", sagte der Lizenzspielerchef bei Sky: "So können wir in der Champions League nicht auftreten."
Ausgerechnet Ciro Immobile, der in der Saison 2014/15 das BVB-Trikot getragen hatte, führte Lazio Rom im ersten Gruppenspiel mit einem Treffer und einem Assist zu einem 3:1 (2:0)-Sieg gegen weitgehend harmlose Dortmunder. (Spielplan und Ergebnisse der Champions League)
Kehl: So wird das Weiterkommen schwer
Nach dem Fehlstart steht der BVB bereits unter Druck - und lässt Zweifel am Weiterkommen aufkommen (Die Tabellen der Champions League).
"Wenn wir uns so anstellen, dann wird’s nichts werden", ergänzte Kehl: "Wenn wir so wie heute auftreten, dann werden wir es ganz schwer haben, in dieser Gruppe die nächste Runde zu erreichen."
Der BVB ist in der Gruppe F Letzter. Mit dem FC Brügge und Zenit St. Petersburg (2:1 für Brügge am frühen Abend) stehen zwar zwei weitere Gegner in der Gruppe, die mit Dortmunds Qualität normalerweise nicht mithalten können.
Doch der schwache Auftritt am Dienstagabend wirft nicht nur in dieser Hinsicht Fragen auf.
"Wir haben die erste Halbzeit verschlafen, standen auch nicht kompakt. Wir haben alles vermissen lassen", sagte der frustrierte Kapitän Marco Reus bei Sky: "Das war einfach schlecht. Das ist nicht unser Anspruch." (Die Stimmen zum Spiel)
Haaland lässt den BVB nur kurz hoffen
Immobile (6.), inzwischen dreimaliger Torschützenkönig der Serie A und für Lazio unverzichtbar, nutzte früh einen fatalen Abwehrfehler. Dann gewann Luiz Felipe nach einem Eckball das Kopfballduell gegen Lukasz Piszczek, BVB-Torhüter Marwin Hitz war noch mit der rechten Hand dran (23.) - das als Eigentor zu werten, war hart. Erling Haaland (71.) traf zum Anschluss, Jean-Daniel Akpa-Akpro (76.) nach Vorlage von Immobile zum Endstand. Die Dortmunder Defensive war ein Torso.
Dabei war das "leichte Problem", das Trainer Lucien Favre in der Abwehr angesichts von Sperren, Erkrankungen und Verletzungen sehr beschönigend ausgemacht hatte, durch Piszczeks Rückkehr auf rechts zumindest etwas gelindert. In der löchrigen Dreierkette half neben Mats Hummels wieder Thomas Delaney aus. (Das Spiel zum Nachlesen im TICKER)
Favre setzt im Tor auf Hitz statt Bürki
Möglicherweise bahnt sich beim BVB zudem ein Torwartwechsel an. Zwischen den Pfosten stand wie im Pokal und zuletzt auch in der Liga Hitz, Roman Bürki saß auf der Bank. Favre wollte sich bei Sky dazu nicht näher äußern.
Sportdirektor Michael Zorc erklärte: "Er hat eine Entscheidung für heute getroffen, bzw. auch für den letzten Samstag. Roman war vorher ein bisschen angeschlagen. Das ist keine generelle Entscheidung."
Vor 1000 Zuschauern konnten weder Hitz noch der zu spät eingreifende Delaney den frühen Rückstand verhindern - ausgerechnet durch Immobile, der den Ball nach einem Fehlpass des desolaten Thomas Meunier aus sieben Metern mit links ins Tor chippte. 2014/15 hatte Immobile eine Saison mit sehr mäßigem Erfolg für Dortmund gespielt. Er fühlte sich von den Kollegen ignoriert.
Am Dienstag hatte er große Lust, sich zu revanchieren. Der 30-Jährige startete auch nach seinem fünften Champions-League-Tor (die ersten vier waren für Dortmund) immer wieder in die Tiefe: Einmal parierte Hitz (14.), dann blockte Piszczek in höchster Not (15.) wie später nochmals gegen Luiz Felipe (36.).
BVB offensiv harmlos - Lazio deckt Dortmunds Schwächen auf
Der BVB machte den in der Liga schwächelnden Gegner stark und hatte offensiv selbst enorme Schwierigkeiten, die Lazio-Ketten zu überspielen. Meunier hätte aber nach guter Vorlage von Haaland den Anschlusstreffer erzielen müssen (29.).
Favre redete im Kabinengang zur Pause engagiert auf seine Mannschaft ein, Gio Reyna ersetzte den Champions-League-Debütanten Jude Bellingham. Das brachte etwas mehr Schwung - Haaland scheiterte mit einem Flachschuss an Torhüter Thomas Strakosha (50.). Häufig aber verloren die Dortmunder zu schnell den Ball, Ideen fehlten, Lazio stand geschickt und brauchte nicht viel zu tun. Auf das technisch starke Mittelfeld der Römer wurde deutlich zu wenig Druck ausgeübt. Die erste Dortmunder Druckphase führte zum Anschlusstreffer, fünf Minuten später aber stand es 1:3.
Für den BVB geht es Schlag auf Schlag weiter. Am Samstag (18.30 Uhr) kommt Schalke 04 zum Bundesliga-Revierderby, vier Tage später ist in der Champions League Zenit St. Petersburg zu Gast.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)