Pep Guardiola sank in seiner Coachingzone ungläubig auf die Knie und riss gefrustet ein paar Grashalme aus der Erde.
Wie Pep sich bei City-Aus verzockt
Auch im vierten Anlauf hat der Trainer von Manchester City den Halbfinaleinzug in der Champions League und damit ein Wiedersehen mit seinem Ex-Klub FC Bayern verpasst. Das 1:3 (0:1) gegen Außenseiter Olympique Lyon muss sich der Katalane wegen seiner überraschenden taktischen Umstellungen auch zum Teil selbst ankreiden.
Der Halbfinal-Kracher des FC Bayern in der Live-Analyse aus dem Fußballmuseum in Dortmund am Mittwoch, ab 20.15 Uhr LIVE im TV auf SPORT1
"Wir haben verloren, also ist der Plan für alles nicht gut", räumte Guardiola bei Sky ein. "Wir haben gut gespielt, wir hatten mehr Torschüsse, aber es war nicht genug." Dass er wie bei Bayern München den Gewinn der Champions League erneut verpasst habe, bezeichnete er als "Scheitern" und fügte hinzu: "Ich muss das akzeptieren."
Guardiola überrascht mit Startaufstellung
Der frühere Bayern-Trainer hatte eine überraschende Startelf für seine Mannschaft gewählt, Youngster Phil Foden saß zunächst nur auf der Bank, stattdessen setzte er in der Defensive auf eine Dreierkette mit dem unerfahrenen 19-jährigen Eric Garcia.
In der Offensive sollte Kevin De Bruyne als Rechtsaußen für Akzente sorgen, fand aber über weite Strecken dort keinen Zugriff aufs Spiel. Auch Ilkay Gündogan agierte im Mittelfeld blass.
De Bruyne: "Der Coach hatte einen Plan"
"Der Coach hatte einen Plan, aber wir haben nicht so viele Optionen und die Räume gefunden", erklärte De Bruyne anschließend. "Wir haben es nicht so gemacht, wie wir es müssen, das ist schade."
Der Mittelfeldstratege trat in ungewohnter Rolle nur durch Standards in Erscheinung. "In der zweiten Halbzeit haben wir etwas geändert und haben ein gutes Spiel gemacht. Nach meinem Ausgleich müssen wir das zweite Tor machen, aber dann geben wir zwei Geschenke an Lyon und dann weißt du, dass das Spiel vorbei ist", ergänzte De Bruyne.
Zwar hatte der frühere Bundesligaprofi mit seinem Ausgleichstreffer (69.) Guardiolas Hoffnungen auf ein Wiedersehen mit Bayern im Halbfinale am Leben gehalten, doch der Doppelpack von OL-Joker Moussa Dembélé (79., 87.) ließ alle Träume der Skyblues platzen. Zwischen Dembélés Toren verpasste Raheem Sterling vor dem leeren Tor (86.) den Ausgleich für die Citizens.
Lyon bestraft ManCity eiskalt
Maxwel Cornet (24.) hatte die Franzosen im ersten Durchgang in Führung gebracht, nachdem ein langer Pass aus der OL-Abwehr die gesamte City-Defensive ausgehebelt hatte. (Das Spiel zum Nachlesen im Ticker)
Das Team von Rudi Garcia kämpft nun am Mittwoch gegen die Münchner um den Einzug ins Finale. Zuvor hatte Lyon, das zuletzt 2010 in der Runde der letzten Vier stand und damals gegen die Bayern ausschied, bereits Juventus Turin mit Superstar Cristiano Ronaldo aus dem Wettbewerb geworfen. (Spielplan und Ergebnisse der Champions League)
Guardiola war in den vergangenen beiden Jahren mit City jeweils im Viertelfinale ausgeschieden, in der Saison 2016/2017 war bereits das Achtelfinale Endstation gewesen. Mit einem Erfolg hätte der Katalane die Bestmarke von acht Halbfinalteilnahmen seines Erzrivalen José Mourinho eingestellt.
Lyon machte seinem Ruf als Favoritenschreck von Beginn an alle Ehre. Die hochkarätige Offensive der Citizens fand kein Durchkommen - und Olympique schlug effektiv zu. Nach einem langen Ball konnte die City-Abwehr zunächst klären, doch Cornet traf gegen den herausgeeilten Ederson mit einem platzierten Schuss.
ManCity-Star Agüero wird schmerzlich vermisst
Der Favorit versuchte es, rannte an - und schaffte es dennoch nicht, den Gegner wirklich in Verlegenheit zu bringen. Der verletzte Stürmerstar Sergio Agüero wurde schmerzlich vermisst.
Auch nach der Pause änderte sich an dem Bild zunächst nichts: City hatte viel Ballbesitz, Lyon lauerte auf Konterchancen. Guardiola stellte nach etwas mehr als zehn Minuten wieder von Dreier- auf Viererkette um und brachte in der 56. Minute Riyad Mahrez für den überforderten Fernandinho, doch auch dies brachte zunächst nicht den benötigten Offensivschwung.
Doch als City den Druck immer weiter erhöhte, schlug auch der Favorit eiskalt zu. Auf Vorlage von Raheem Sterling traf der völlig freie De Bruyne. Manchester blieb am Drücker, Lyon legte den Fokus wieder verstärkt aufs Kontern - letztlich mit Erfolg.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)