Eigentlich ist Lucas Hernández genau für solche Abende wie beim FC Chelsea (Champions League: FC Chelsea - FC Bayern, Di. ab 21 Uhr im LIVETICKER, alle Infos ab 20.15 Uhr auch im Fantalk auf SPORT1) für 85 Millionen Euro geholt worden. Um der Defensiv-Reihe des FC Bayern in einem Champions-League-Achtelfinale auf höchster europäischer Ebene Stabilität zu verleihen.
Wohin mit dem 85-Millionen-Mann?
Der französische Weltmeister ist nach seinem Innenbandriss im Sprunggelenk wieder fit, spielte 45 Minuten gegen Köln und 90 gegen Paderborn – erstmals seit dem 19. Oktober. Ausgerechnet in London droht Hernández aber wieder die Bank.
Hauptgrund: Jérôme Boateng kehrt nach seiner Gelbsperre aus der Bundesliga wieder in den Kader zurück und soll in der Innenverteidigung neben David Alaba auflaufen.
Ausgerechnet Boateng! Der Weltmeister von 2014 hat zurück zu alter Stärke gefunden, er trainiert stark. Ihm wird derzeit eine höhere fußballerische Klasse nachgesagt als Hernández.
Boateng verfügt nicht mehr über die Schnelligkeit früherer Tage, aber er beherrscht den für das Bayern-System so wichtigen, öffnenden Diagonalball. Auch sein Passspiel hat sich in den vergangenen Wochen enorm verbessert, ebenso sein Zweikampfverhalten.
Hernández auf der Suche nach der Bestform
Hernández hingegen ist noch auf der Suche nach seiner Bestform und seiner Parade-Position. Stärke beweist er zwar im Zweikampf, insgesamt wirkt sein Spiel aber noch unruhig. Auch im Spielaufbau hapert es mitunter.
Pech für den 24-Jährigen, dass auch zwei Experimente vorerst gescheitert sind: Das mit zwei Linksfüßen in der Defensivzentrale in Köln, sowie die Dreierkette in Paderborn.
Hernández selbst gab zu, dass er und Alaba sich dabei in Köln nicht wohlgefühlt hätte. Flick registrierte das und stellte um. Gegen den Tabellenletzten wackelte es in der Dreierkette aber erneut.
Rummenigge: "Wir brauchen alle Spieler"
In London wird Flick daher zur zuletzt zuverlässigen Viererkette zurückkehren. Da Alphonso Davies und Benjamin Pavard bis auf Weiteres als Außenverteidiger gesetzt sein werden und Alaba als Abwehrchef auserkoren wurde, duelliert sich Hernández vorerst mit Boateng.
"Es ist wichtig, dass er in bester Verfassung ist. Wir brauchen jetzt aber alle Spieler in bester Verfassung", sagt Vorstands-Boss Karl-Heinz Rummenigge im Gespräch mit SPORT1.
Noch ist Hernández aber nicht in bester Verfassung. Vor allem, weil ihm Spielpraxis fehlt. "Ein ganzes Spiel zu absolvieren, hat mir sehr gut getan. Ich bin physisch natürlich noch nicht bei 100 Prozent, aber ich fühle mich besser und besser", hatte Hernández zuletzt nach dem Paderborn-Spiel gesagt und zugegeben, dass er gegen Ende der Partie einen "leichten Schmerz" verspürt habe.
Erwartungshaltung erschwert Hernández' Aufgabe
Was aus Sicht von Hernández erschwerend hinzukommt, sind die hohen Erwartungen an ihn – nicht zuletzt aufgrund seiner Ablöse.
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Die Bayern sind stolz, Hernández im Sommer von Atlético Madrid geholt zu haben. Sein Preisetikett allerdings ist deutlich zu hoch, darüber herrscht vereinsintern Einigkeit. Und um den Hernández-Transfer in Gänze beurteilen zu können, ist es schlichtweg noch zu früh.
Der Spieler selbst will fortan am liebsten regelmäßig mit Leistung zurückzahlen. "Wenn es so weitergeht, dann werde ich im Saison-Endspurt meine Top-Level erreicht haben", sagte Hernández zuletzt auch selbstbewusst.
Dafür allerdings braucht er Spiele, weshalb Flick in die Zwickmühle geraten könnte. Denn einerseits gilt es, ab sofort eine stabile Defensive zu entwickeln. Andererseits setzt der Kovac-Nachfolger bei dieser Entwicklung auf einen Spieler, dessen Zukunft über den Sommer hinaus wohl nicht in München liegen wird. Hernández hingegen gilt als Defensiv-Mann der Zukunft, soll dringend integriert werden, ist als Rekordtransfer aber derzeit hintendran.
Eine Konstellation, mit der vor der Saison nicht unbedingt zu rechnen war.