Lehrstunde im Schicksalsspiel: Auf Lionel Messis Zauberbühne ist Borussia Dortmund lange zum staunenden Statisten degradiert worden.
Barcas Lehrstunde schwächt Favre
Im ersten von zwei Endspielen für den wackelnden Trainer Lucien Favre wachte der der BVB beim FC Barcelona zu spät auf und muss nach einem 1:3 (0:2) um den Einzug ins Champions-League-Achtelfinale bangen. Selbst ein Sieg gegen Slavia Prag am 10. Dezember führt zum Abschluss der Gruppe F nicht sicher in die Runde der letzten 16. (Das Spiel zum Nachlesen im Ticker)
Favre: "Sehr schwierige Phase"
"Es ist eine sehr schwierige Phase, ich bin überzeugt, dass wir das schaffen. Ich habe Vertrauen", meinte Favre anschließend angesprochen auf seine Zukunft bei Sky. (Die Stimmen zum Spiel)
In seinem zweiten Endspiel bekommt es Favre am Samstag in der Bundesliga mit Hertha BSC zu tun. Bei den Berlinern wird Jürgen Klinsmann sein Debüt auf der Trainerbank feiern.
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Mats Hummels sagte nach der Pleite in Barcelona: "Wir waren okay. Wir haben kein schlechtes Spiel hingelegt, aber auch kein besonders gutes. Barca war wirklich stark. Wir hatten schlechte Phasen im Spiel. Gekrönt von meinem Fehlpass. So ein Fehler darf mir nicht passieren. Wenn man so einen Fehler macht, dann verliert man hier. Und das wurmt mich."
Durch den Sieg von Inter Mailand über Slavia Prag rutschte der BVB in der Gruppe auf Rang drei ab. (Ergebnisse und Spielplan der Champions League)
Messi zeigt seine Extraklasse
Messi lieferte in seinem 700. Spiel für Barca eine weitere Demonstration seiner Extraklasse. Das 1:0 legte er Luis Suárez auf (29.), das 2:0 erzielte er nach genialer Kombination mit dem Uruguayer selbst (33.). Es war sein 613. Tor für die Katalanen. Beim 3:0 von Antoine Griezmann war Messi wieder Vorbereiter (67.). Jadon Sancho gelang das Dortmunder Tor (77.) in einer besseren zweiten Halbzeit, er traf zudem die Querlatte (87.).
Der bemühte BVB durfte vor 90.071 Zuschauern phasenweise mitspielen, hatte aber aufgrund seiner Schlampigkeiten nie eine echte Chance. Mats Hummels spielte vor den ersten beiden Gegentoren entscheidende Fehlpässe.
"Sehr gut" zu verteidigen, clever nach vorne zu spielen - das hatte Favre seiner Mannschaft aufgetragen. Die einem Ultimatum gleichende Ansage seines Vorgesetzten Hans-Joachim Watzke hatte der Schweizer äußerlich locker genommen: "Druck ist immer da."
Erst einmal kam es im Camp Nou zu einem brisanten Wiedersehen. Ousmane Dembélé, unter erheblichen Nebengeräuschen aus Dortmund nach Barcelona gewechselt, spielte anstelle seines Landsmannes Antoine Griezmann, und das ganz schwach. Favre verzichtete auf Sancho, Julian Brandt gab in Anwesenheit von Paco Alcácer im Wechsel mit Marco Reus die einzige Spitze.
Übertriebenen Respekt zeigte der BVB nicht. Nach 60 Sekunden hatte Nico Schulz die Riesenchance zum 0:1, er scheiterte aber an seinem DFB-Kollegen Marc-André ter Stegen im Barca-Tor. Dann schnürten die Gastgeber Dortmund angeführt von Messi in der eigenen Hälfte ein.
Dembélé mit Verletzung runter
Der BVB wurde in das erwartete Muster gepresst: hinten mit bis zu neun defensiven Spielern die Ordnung halten - und kontern. Messi spielte mühelos drei oder vier Dortmunder aus (20.), nach seinem Traumpass traf Suárez knapp aus Abseitsposition (23.).
Löste sich die Barca-Klammer, spielte die Borussia ansehnlich mit. Dembélé, der mehrere aussichtsreiche Angriffe verstolpert hatte, musste kurz vor dem 1:0 mit einer Oberschenkelverletzung runter, Griezmann kam. Und der BVB verlor die Ordnung. Vor dem 2:0 waren Hummels und Akanji beim Zusammenspiel zwischen Suárez und Messi Zuschauer.
Favre brachte zur zweiten Halbzeit doch Sancho für den unglücklich agierenden Schulz. Nach 50 Sekunden wären beinahe alle taktischen Planspiele obsolet geworden: Griezmann scheiterte nach Messi-Zuspiel allein vor Roman Bürki. Trotz anständiger Ballbesitzwerte schaffte es die Borussia zu selten, die Spanier aus der Ordnung zu bringen.
Barca nahm nach einer Stunde einen Gang raus. Der BVB versuchte, sich Chancen zu erspielen, doch er lief Gefahr, nach Ballverlust überrannt zu werden. Es war eine bessere Phase von Barcelonas Gnaden, in der Brandt noch einmal an ter Stegen scheiterte (63.). Mit dem 3:0 war das Spiel quasi gelaufen.